Die Rückkehr der Studierenden
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Erstmalig startet die Vorlesungszeit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit einem Hybridsemester. Die Planungen laufen.
von Tim Porzer
Studierende sind in den vergangenen Monaten eine Seltenheit auf dem Mainzer Universitätscampus geworden. Nur wenige finden sich im Außenbereich der GFG-Mensa und an den buchbaren Bibliotheksarbeitsplätzen. Ein Grund dafür: Corona-bedingt sind die Arbeitsplätze weiterhin stark begrenzt. „Die Universitätsbibliothek Mainz bietet aktuell 763 Arbeitsplätze an, die alle regelmäßig innerhalb von Minuten über das Reservierungssysteme ausgebucht sind. Leider kann die Zahl der unter Abstandsregeln aktuell verfügbaren Arbeitsplätze die große Nachfrage seitens der Studierenden nicht vollständig decken“, erklärt Prof. Dr. Stephan Jolie, Vizepräsident für Studium und Lehre der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, das Dilemma von Angebot und Nachfrage.
Dieses Problem wird die Studierenden auch in die am 2. November beginnende Vorlesungszeit begleiten. „Unter den gegebenen Voraussetzungen gehen wir davon aus, dass weiterhin ein Reservierungssystem eingesetzt wird“, prognostiziert Jolie. Eine Anpassung der Bibliotheksöffnungszeiten könnte aber für Entlastung sorgen.
Wintersemester 2020/2021 startet hybrid
Wie vieles in dieser Zeit, sorgt auch das kommende Wintersemester für ein Novum. Es startet als Hybridsemester, einem Mix aus Präsenzveranstaltungen auf dem Campus und digitalen Lehrformaten. Heißt: Ja zur Rückkehr der Studierenden auf den Campus, aber in Maßen. Stephan Jolie betont die Bestrebung der JGU, „so viel Präsenz, wie unter den gegebenen Umständen verantwortbar ist, möglich zu machen“. Dafür werden Lernformate und Räumlichkeiten angepasst. „Um möglichst flexible Lehr- und Lernszenarien umsetzen zu können, werden aktuell unter anderem über 20 Seminarräume mit Videokonferenztechnik ausgestattet“, berichtet Jolie.
Trotz partieller Rückkehr zur Präsenzlehre wird deutlich, dass auch weiterhin mit einer erheblich reduzierten Anzahl von Studierenden auf dem Campus zu rechnen ist. Das hat Folgen für die bereits gebeutelten Campusbetriebe.
Mensaria seit September wieder geöffnet
Zwar ist die Campusgastronomie um Baron, QKaff und Diwan wieder geöffnet, aber die Flaute auf dem Campus trifft sie weiterhin empfindlich. Sie alle sind auf Präsenzlehre und Studierende auf dem Campus angewiesen. Das Studierendenwerk rechnet allein für das Jahr 2020 mit einem Verlust von bis zu fünf Millionen Euro im Bereich der Mensagastronomie. Für die Saisonkräfte bedeutete das bereits das Aus. Die Stammbelegschaft befindet sich weiterhin in Kurzarbeit. „Wir hoffen, die Beschäftigten dank der Mensawiedereröffnung sukzessive in den aktiven Dienst zurückholen zu können“, verspricht Thomas Kohn-Ade, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Mainzer Studierendenwerks. Neben der Mensa im Georg-Forster-Gebäude ist seit dem 21. September auch die Mensaria wieder geöffnet. Dass wieder mehr Lehre auf dem Campus Mainz angeboten wird, darauf sind auch die Wohnheime angewiesen.
Studierendenwerk Mainz rechnet weiterhin mit Leerstand in den Wohnheimen
„Wir haben bis jetzt um einiges weniger an Bewerbungen als wir das gewohnt sind“, kommentiert Kohn-Ade den Stand des Bewerbungsverfahrens für Wohnheimzimmer im Wintersemester. „Das ist eine gute Nachricht für die Studierenden, da die Chancen auf ein Zimmer im Wunschwohnheim groß sind“, verrät er, betont aber auch: „Für uns sind das natürlich weniger gute Neuigkeiten.“ Das Studierendenwerk rechnet erneut mit Leerstand in den Wohnheimen. Die im vergangenen Semester praktizierte Lösung mit externen Bewohnern wird daher auch weiterhin eine Alternative bleiben. „Absolute Priorität haben aber die Studierenden“, versichert Kohn-Ade. Bleiben die Wohnheimzimmer frei, fehlen zugleich wichtige Einnahmen. Um der anhaltenden finanziellen Notlage entgegenzuwirken, hat das Studierendenwerk Kontakt zur Landesregierung aufgenommen: „Wir führen Gespräche über Wege für eine finanzielle Unterstützung. Eine klare Zusage wie in Hessen und Baden-Württemberg wäre wünschenswert“, betont Kohn-Ade. Eine Zusage der Landesregierung würde dem Studierendenwerk zusätzliche Planungssicherheit bieten. Die übrige Campusgastronomie strebt derweil der Rückkehr der Studierenden sehnlichst entgegen.