Zukunftsvertrag ohne Zukunft?
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Beschäftigte, Studierende und Leitung der JGU fordern die Landesregierung dazu auf, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Für ihre Anliegen erfährt die Initiative Zukunftsvertrag (IZ) Zuspruch und Unterstützung von vielen Seiten.
Für über 500 befristet Beschäftigte der Johannes-Gutenberg Universität Mainz fällt in den Tagen vor Weihnachten eine elementar wichtige Entscheidung: Werden ihre Stellen erhalten und hoffentlich sogar verstetigt – oder gibt es für sie keine Zukunft an der JGU?
Der Hochschulpakt und der Qualitätspakt Lehre, die die Finanzierung dieser Stellen bisher regelten, laufen zum 31.12.2020 aus. Bund und Länder haben sich zwar in Form des Zukunftsvertrags auf eine Nachfolgevereinbarung geeinigt – es ist aber nach wie vor unklar, wieviel Geld am Ende tatsächlich bei der JGU ankommt. Viele Beschäftigte befürchten, dass die Mittel nicht reichen werden, um ihre Stellen zu erhalten. Anstatt die schon seit Monaten ungewisse berufliche Zukunft passiv hinzunehmen, schließen sie sich zusammen. Sie machen öffentlich, was es bedeuten würde, wenn ihre Arbeit tatsächlich wegfallen sollte. Nachdrücklich fordern sie, dass gerade die Stellen, die dauerhafte Aufgaben übernehmen, sowie die Stellen der „Lehren, Organisieren, Beraten“-Projekte entfristet werden – mindestens aber erhalten bleiben.
Die Initiative Zukunftsvertrag
In der Initiative Zukunftsvertrag (IZ) organisieren sich die betroffenen Beschäftigten der JGU. Dreißig bis vierzig Mitarbeiter*innen kommen einmal pro Monat zusammen, eine kleinere Arbeitsgruppe trifft sich wöchentlich, zahlreiche weitere vernetzen sich über den Mailverteiler. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von Silvia Fath-Keiser von der Abteilung Studium und Lehre. Im Sommer verschickte der Arbeitskreis die ersten Mails und Ende September folgte mit der Kampagne „Wir müssen schließen“ die erste Aktion: 100 der roten Plakate symbolisieren auf vielen Türen der Universität, was hoffentlich noch verhindert werden kann. „Da war erstmal der Wunsch, sichtbar zu werden und auch transparent zu machen, was da eigentlich gerade passiert“, erzählt Daniel Alles. Als befristeter Mitarbeiter eines Beratungsprojekts ist er selbst betroffen und aktives Mitglied der Initiative. Der Slogan ist auch eine Anspielung auf die Kampagne „Türen öffnen“ von Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Rheinland-Pfalz, in der er verspricht, sich für „noch bessere Strukturen“ im Hochschul- und Bildungswesen einzusetzen – gerade für alle, die etwas schwerere Startbedingungen haben. Genau diese Strukturen sieht die IZ jedoch durch die aktuelle Situation besonders bedroht.
Die Situation in Mainz – Solidarität
Unmittelbar betroffen sind über 500 Beschäftigte, die die in Frage stehenden 320 Vollzeitäquivalente (in Teilzeit) bekleiden. Die Mittel aus Hochschulpakt und Qualitätspakt Lehre werden in fast allen Bereichen verwendet, etwa in Lehre, Verwaltung und Beratung. Dazu gehören Einrichtungen, die aus dem Unialltag nicht wegzudenken sind, etwa die zentrale Studienberatung, der Career Service, die Psychologische Beratungsstelle, sogar die Raumvergabe.
Solidarität erfährt die IZ von allen Seiten des universitären Betriebs: So hat sich etwa eine Initiative der unbefristet Beschäftigten mit einem offenen Brief an die Landesregierung für die Kolleg*innen stark gemacht und dafür rund 800 Unterschriften gesammelt, darunter auch weit über 100 Unterschriften von Professor*innen. Auf sie alle käme einiges an Mehrarbeit zu, die sie in dieser Qualität und Quantität nicht annähernd stemmen könnten. Weniger Arbeiter*innen an der JGU würden auch zu weniger Studienplätzen führen, dadurch gäbe es härtere Zugangsbeschränkungen und durch das Wegfallen zahlreicher Angebote würde sich auch die Qualität des Studierens verschlechtern. So wären neben den studentischen Hilfskräften auch die Studierenden insgesamt betroffen. Unterstützung erhalten die Anliegen der IZ also auch von studentischen Gremien wie dem AStA. Auch der Personalrat und dessen Vorsitzender Rüdiger Wetzel unterstützen die Initiative: „Er war von Anfang an solidarisch, hat sich verantwortlich gefühlt und sich eingebracht“, so Alles. Unter anderem ist er ihr Draht in die Verhandlungen, in die die betroffenen Mitarbeiter*innen sonst gar keinen Einblick hätten. Nicht zuletzt steht auch die Universitätsleitung auf ihrer Seite. „Die Hochschulleitung stimmt mit den JGU-Beschäftigten überein, dass neue unbefristete Stellen geschaffen werden müssen, um die Qualität der Lehre und Verwaltung weiterhin zu gewährleisten“, so Petra Giegerich, Leiterin Kommunikation und Presse der JGU, auf Anfrage. Die Initiative will vor allem die Landesregierung in die Pflicht nehmen, die nach außen hin für ein offenes Bildungssystem steht. Sie fordert sowohl Minister Konrad Wolf als auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer dazu auf, sich zu positionieren – und zwar für die Zukunftsfähigkeit der Universität als Ausbildungsstätte.
Das Land muss bis Ende des Jahres dem Bund melden, wie es die Gelder verteilt – so gibt es in jedem Fall bald wenigstens eins: Klarheit. Und das ist gut, gerade auch für die Menschen, deren Verträge schon bald auslaufen. Die IZ zeigt sich kämpferisch und wird mindestens bis zur Entscheidung im Dezember noch einmal alle Kräfte mobilisieren, um möglichst viele Stellen zu erhalten – und am besten zu entfristen.