Vom Müll im Meer zum Rucksack
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Der Meeresmüll ist eines der vielen gravierenden Probleme, die die Menschheit dem blauen Planeten beschert. Zwei Mainzer finden das nicht so toll und antworten mit einem innovativen Produkt.
von Jonas Julino
Life in plastic, it’s fantastic – oder auch nicht: Unsere Meere werden zunehmend zur Müllkippe. Rund 10 Millionen Tonnen Plastikmüll landen Schätzungen des United Nations Environment Programme (UNEP) zufolge pro Jahr in den Ozeanen. Auf jedem Quadratkilometer der Wasseroberfläche sollen inzwischen bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe treiben. Aufgrund der unvorstellbaren Mengen, die meist über die Flüsse in die Meere gelangen, haben sich sogenannte Müllstrudel gebildet. Fünf von den gigantischen Wirbeln treiben als Müllteppich auf den Ozeanen. Der größte, der Great Pacific Garbage Patch, hat schätzungsweise die Größe Mitteleuropas.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Ziemlich viel Plastik, das auch dank unseres rücksichtslosen Verbrauchs die Meere verseucht. Wie wäre es, etwas Sinnvolles mit dem Müll anzustellen? Das dachten sich auch die Mainzer Benny Mandos und Roman Ruster. Seit Dezember 2018 verkaufen sie unter dem Namen „Got Bag“ Rucksäcke, die zu hundert Prozent aus recyceltem Meeresplastik hergestellt werden. „In jedem Rucksack stecken rund 3,5 Kilogramm Plastik, das aus dem Meer geborgen wurde. Davon können zwischen 1,5 und 2 Kilogramm verwendet werden“, verrät Benny. Mit ihrer aktuellen Produktion von rund 7.000 Rucksäcken können so mehr als 24 Tonnen Plastikmüll verwertet werden. Natürlich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, betrachtet man die absurd hohen Zahlen des gesamten Müllanteils im Meer. „Wir haben nicht den Anspruch, die Meere selbst von Plastik zu befreien. Vielmehr geht es um die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein. Wir arbeiten daher mit einigen NGOs zusammen, die sich für Sauberkeit im Meer einsetzen.“
Saubere Meere sind für beide eine Herzensangelegenheit. Ihre Verbundenheit zum Wasser brachte sie auf die Idee, Rucksäcke aus Meeresplastik zu produzieren. Roman ist in Tel-Aviv aufgewachsen und kam dort zum Surfen. Auch Benny hat große Zeit seines Lebens als Segler auf dem Meer verbracht. Heute beteiligen sie sich an vielen Projekten, die sich dem Thema Plastik in den Meeren widmen. Gesammelt wird das Plastik beispielsweise von Fischern, die den Müll als Beifang in ihren Netzen mit an Land nehmen. Dafür kooperieren Mandos und Ruster mit NGOs wie Seaqual. Das meiste Plastik für ihre Produkte kommt aus Indonesien. „Dort sind wir dabei, ein eigenes Clean-Up zu etablieren“, so Mandos. Nach dem Fang des schwimmenden Plastiks wird es zu Garn verarbeitet und in China werden die Rucksäcke hergestellt. „Wir achten dabei sehr auf die bestmöglichen Standards und arbeiten nur mit zertifizierten Partnern zusammen. Beispielsweise werden keine gefährlichen Chemikalien verwendet und es herrschen gute Arbeitsbedingungen.“
Bald auch Reisetaschen und Portemonnaies
2018 begann die Produktion, für die Geld über Kickstarter gesammelt wurde. Der selbstdesignte Rucksack fand schnell Gefallen. Zu hundert Prozent wasserdicht und mit einem Volumen von 23 Litern kann das Rolltopmodell so einiges. Von anfänglich einigen Hundert Rucksäcken steigert sich die Produktion kontinuierlich. Auch die Produktpallette wird stetig erweitert. Für die jetzige Charge von rund 7.000 Stück wird ein kleineres Modell angeboten. Für die Zukunft sind weitere Produkte wie Reisetaschen, Portemonnaies oder Arbeitstaschen geplant – natürlich auch aus Meeresplastik. Außerdem wollen die Gründer von Got Bag einen prozentualen Teil der Einnahmen an NGOs spenden, die für saubere Meere kämpfen.
Wir verlosen einen Rucksack von Got Bag. Beantworte dazu folgende Frage: Wie viel Kilogramm Plastik wird für einen Rucksack aus dem Meer geborgen? Die Antwort ist das Kennwort, ab damit in den Betreff und per Mail an die übliche Adresse losbude@stuz.de