Zu Besuch beim Velosofen
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Olaf Splittgerber ist leidenschaftlicher Fahrradfan und Sammler von Vintage-Rennrädern. In seinem Fahrradgeschäft in der Hellmundstraße 5, mitten im Wiesbadener Kiez, finden Fans nostalgischer Rennräder und Liebhaber alter Drahtesel alles, was das Herz begehrt.
von Inken Paletta
Auch gebrauchte Alltagsräder sind Teil seines vielfältigen Angebots. Auf Wunsch baut Splittgerber Kunden alte Rennräder individuell zusammen, bietet zudem Service und Wartung an. Fast jedes Ersatzteil kann bestellt werden. Denn der ehemalige Event-Manager ist gut vernetzt in der europäischen Vintage-Radszene. „Schon als Schüler fuhr ich leidenschaftlich gerne Rennrad, meist dreimal die Woche nach der Schule“, verrät er. Vor seiner Selbstständigkeit legte Splittgerber im Jahr sogar rund 10.000 bis 15.000 Kilometer mit dem Rad zurück. Und auch heute ist das Rad sein liebstes Fortbewegungsmittel:. „Ich liebe es an Oldtimer-Radrallyes teilzunehmen.“ Im letzten Jahr war er beim ersten Oldtimer-Rad-Event im Rheingau mit dabei, das am Weingut Baron Knyphausen startete. Und auch bei der Anjou Vélo im französischen Saumur an der Loire ist er bereits mitgefahren. „Das größte Vintage Rad-Event ist die L’Eroica in der Toskana“, verrät er „Bei der Tour musst du je nach Strecke bis zu 3.500 Höhenmeter überwinden. Der Weg führt dabei über zahlreiche Schotterpisten. Nach so einem Tag bist du ganz schön platt“, erzählt er.
Fahrradfahren hat Zukunft
Splittgerber ist sich sicher: „Das Fahrrad ist das Fortbewegungsmittel der Zukunft. Besonders in den Städten, denn es ist viel günstiger und effizienter als Auto, Bus und Bahn.“ Er hofft, dass das Radfahren in Wiesbaden künftig attraktiver wird. Leider fehle der Stadt derzeit ein langfristiges Radkonzept und der Wille in die Zukunft zu planen, meint er. In unserer heutigen Gesellschaft mangele es leider auch an einer Wertschätzung des Fahrrads. Viele Räder, zum Beispiel aus dem Baumarkt oder vom Discounter, haben von Vornherein eine schlechte Qualität. Das fördere den Trend zur Wegwerfgesellschaft, bedauert er. „Früher, bis in die 50er-Jahre hinein, war das Rad ein Luxusgut.
Die Leute haben jahrelang auf ein gutes Rad gespart. Sie sind mit dem Rad sogar zum Fotografen gefahren, um ein Bild davon als Postkarte an die Verwandtschaft zu schicken“, so der 49-Jährige. Heute kaufe man sich einfach ein neues Rad, wenn das alte nicht mehr fährt. Dabei koste es überhaupt nicht viel, ein altes Rad wieder auf Vordermann zu bringen. „Und wer braucht schon 33 Gänge, wie es bei vielen neuen Rädern der Fall ist“, so der Fahrradfan. Dass Vintage-Räder wieder voll im Trend liegen, freue ihn. Er hofft, dass auch die junge Generation die alten Räder wiederentdeckt und schätzen lernt. „In den USA, in Asien und sogar in Saudi-Arabien gibt es bereits zahlreiche Sammler“, so der Fahrradexperte, der einige Pläne für die Zukunft hat. „In der ehemaligen Kneipe gegenüber, wo sich derzeit mein Lager befindet, schwebt mir die Idee eines Rad-Cafés vor, mit Ausstellungsfläche und zwei bis drei Arbeitsplätzen, wo man selbst sein Rad reparieren kann.“ Zudem möchte Splittgerber, der sich auch intensiv mit der Geschichte des Fahrrads beschäftigt, dort seine historischen Fahrradzeitungen aus den Jahren 1920 bis 1960 auslegen und Interessierten zum Schmökern zur Verfügung stellen. „Die größte Herausforderung ist aber zunächst die Einrichtung eines Online-Shops“, so Splittgerber. „Du musst eben mit der Zeit gehen und gerade, wenn du eine Nische bedienst, ist eine Präsenz im Internet überlebenswichtig.“
Velo Sofie Fahrradhandlung
Hellmundstrasse 5, 65183 Wiesbaden
Tel.: 0611/16858191; Mobil: 0163/4752805
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr: 14-20 Uhr, Sa 10-15 Uhr
Weitere Termine nach Absprache.