Auf dem Amt neulich um halb drei
Teilen
Der Mainzer Verein Kultur- und Sprachmittler e.V. bietet Begleitung, Übersetzung und Unterstützung im interkulturellen Kontext an und baut kommunikative Brücken.
von Marc Bracht
Mutter und Sohn haben ein Problem. Sie haben ein Problem mit dem Amt: Der Sohn hat das rege Interesse an der Teilnahme am Schulunterricht (und das nicht nur Freitag nachmittags) verloren. Er ist auch schon langsam in dem Alter, in dem es mehr braucht, als nur wohlmeinende Worte einer kontrollierenden Mutter und ein Gesetz das Schulpflicht heißt, um für den Schulgang zu begeistern. Vielleicht braucht er einen renovierten Blick auf die eigene Zukunft mit Muttern, Ideen und Perspektiven. Vielleicht braucht Muttern einen renovierten Blick auf ihren Sohn, der nun kein Kind mehr ist.
Apropos wohlmeinende Worte: Um dem Gespräch Verständnis einzuhauchen, ist jemand vom Verein Kultur- und Sprachmittler mit dabei, um schon einmal die erste Barriere – nämlich eine Sprachbarriere – zu überbrücken. Und weil so verstanden wird, was gesagt wird, wird auch klar, dass hier ein Konflikt nicht nur mit der Schulpflicht, sondern zwischen Mutter und Sohn besteht. Mit dem Gesetz und den klassischen Möglichkeiten dem Gesetz Geltung zu verschaffen, ist die Wurzel des Problems hier nicht zu packen. An die Wurzel des Problems zu gelangen, könnte allerdings für alle Beteiligten hilfreich sein.
Es ist eine klassische Situation. Was ist zu tun? Wer könnte es tun? Gut, dass jemand vom Verein Kultur- und Sprachmittler bei dem Behördengang mit dabei war. Unter den Mitgliedern des Vereins sind auch einige mit abgeschlossener Mediatorenausbildung; Leute, die sich mit den Themen Konfliktklärung und -bearbeitung auskennen. Die Kultur- und Sprachmittler leisten eben nicht nur reine Übersetzungsarbeit, sondern auch Beratung und Unterstützung in der Kommunikation mit Behörden und den Beteiligten im Gesundheitssystem. Dabei wirkt der Schatz von 25 Sprachen (teilweise auch als Gebärdensprachen) und den entsprechenden Kulturhintergründen Verständnis fördernd.
Brückenbau
Wie das obige Beispiel zeigt, kann auch im zwischenmenschlichen, sei es im familiären oder im interkulturellen, Kontext geholfen werden; eben überall da, wo Menschen in Konfliktsituationen einer Unterstützung bedürfen, sei es in Form des Coachings für einzelne oder im Rahmen einer Mediation für alle an einem Konflikt beteiligten Parteien. Mutter und Sohn haben jedenfalls das Angebot angenommen und bearbeiten ihren Konflikt im Rahmen einer Mediation.
Menschen mit Migrationshintergrund und denen, die mit ihnen in Beziehung stehen, bietet der Verein Kultur- und Sprachmittler e.V. seine Hilfe an. Das Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz bezuschusst das Projekt. Deshalb kann die Unterstützung der Kultur- und Sprachmittler in 2019 kostenlos in Anspruch genommen werden. Der Verein ist als gemeinnützig eingetragen und kann Spenden quittieren, die steuerlich geltend gemacht werden können.
Kultur- und Sprachmittler e.V. befindet sich im Haus des Jugendrechts in der Erthalstraße 2 direkt am Mainzer Hauptbahnhof. Termine sind erforderlich und können per Telefon 0176 – 73 22 30 35 oder per Mail info@kultur-sprache.de vereinbart werden. Kontakt: Sima Hosseini; Infos: www.kultur-und-sprachmittler.de