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Kultur

Die Weltreisentrinkerin

Alexandra Schröder reist gerne. Ihre Abenteuer rund um den Globus hat die Journalistin und Wahlmainzerin in ihrem Buch „Suff weltweit“ verarbeitet.

von Inken Paletta

„Ich bin in einem kleinen Dorf in Rheinhessen aufgewachsen. Mein Großvater war Winzer und die ganze Familie half immer mit. Meine Eltern verreisten auch nicht gerne und so blieb ich als Kind in den Sommerferien meist in meinem Heimatort“, erinnert sich Alexandra Schröder. Doch nach dem Abitur packte sie das Fernweh. Als Freiwillige betreute sie mehrere Monate Senioren in einem Kibbuz in Israel und reiste auch nach Jordanien und auf die Sinai-Halbinsel. Damals ahnte sie noch nicht, dass sie das Schreiben einmal zu ihrem Beruf machen würde, obwohl sie all ihre Erlebnisse stets in einem Reisetagebuch festhielt. „Ich wollte Dramaturgin am Theater werden und habe in Mainz Literatur, Theaterwissenschaft und Soziologie studiert. Durch Praktika am Staatstheater Mainz merkte ich aber, dass dieser Beruf doch nicht der Richtige für mich ist.“ So landete sie als freie Mitarbeiterin bei der Rhein-Zeitung, wo sie ein Volontariat absolvierte. Später arbeitete sie lange Zeit als Redakteurin der Mainzer Lokalausgabe. Als diese 2013 dem Zeitungssterben zum Opfer fiel, ging Schröder als Gastautorin zur deutschsprachigen Allgemeinen Zeitung nach Namibia. Sie porträtierte namibische Künstler und entdeckte, dass es dort wie in Mainz eine lange Fastnachtstradition gibt. „Ein echtes Highlight war auch das Interview mit einem Löwenforscher“, erinnert sie sich. In Namibia startete sie vorübergehend einen eigenen Reiseblog, um ihre Erlebnisse mit der Familie, Freunden und Ex-Kolleg:innen zu teilen.

Ein Buch als Coronatherapie
Heute lebt Schröder mit ihrem Partner und ihren Kindern in Mainz und arbeitet als Redakteurin und Textchefin in einer Mainzer Agentur für Unternehmenskommunikation. Schon vor Jahren hatte ein befreundeter Journalist angeregt, dass sie über ihre Reiseerlebnisse doch ein Buch schreiben könnte. Doch zunächst verfolgte sie die Idee nicht weiter. „Ich hatte einfach keine Zeit dazu.“ Dann kam Corona. „Ich bin ein sehr geselliger, kommunikativer und reiselustiger Mensch. Diese Isolation von Menschen außerhalb meiner Familie hat mir sehr zugesetzt. Und auch das Reisen hat mir sehr gefehlt“, erinnert sich Schröder. Während des ersten Lockdowns holte sie schließlich ihre Reisetagebücher wieder hervor, sah sich Reisefotos an und las alte Blogeinträge. „Ich habe auch mit ehemaligen Mitreisenden Kontakt aufgenommen, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen. Und irgendwann dachte ich: Die Anekdoten eignen sich perfekt für ein Buch!“ Abends, wenn die Kinder im Bett waren, begann sie zu schreiben und entwickelte das Konzept für das Buch. Beim Layout bekam sie Unterstützung durch vier Agenturkolleginnen.

Getränke als Spiegelbild der Kultur
„Der Buchtitel war zunächst nur ein Arbeitstitel, hat sich dann aber als sehr vermarktungsfähig erwiesen“, erzählt Schröder schmunzelnd. „In meinem Buch geht es aber nicht primär ums Trinken, sondern vor allem um die Freude am Reisen und Entdecken. Über landestypische Getränke kommt man oft ins Gespräch – sowohl mit Einheimischen als auch mit anderen Reisenden. Das eröffnet faszinierende Einblicke in die jeweilige Kultur. Auch die Vielfalt der Teekulturen weltweit hat mich überwältigt: Chai in Indien, grüner Tee in Japan oder Rooibos-Tee in Südafrika.“ Unterhaltsame Reiseanekdoten, Getränkerezepte und interessante Fakten rund um das Getränk und das Land laden die Lesenden zu einer Entdeckungsreise ein. Der „Lust- oder Lallfaktor“ zeigt, zu welchem Anlass das Getränk passt und ob man es eher mit Vorsicht genießen sollte. „Hierzu fällt mir sofort der „Black Balsam“ ein. Das ist ein pechschwarzer Kräuterlikör aus Lettland, der brennt wie Feuer!“, erinnert sich Schröder mit Schaudern. Sake, ein japanischer Reiswein, den man in vielen Varianten trinken kann, sei dagegen ein wahrer Genuss. Spannend sei auch das namibische Oshikandela, ein Sauermilch-Joghurtgetränk mit Mango- oder Bananengeschmack, das traditionell mit Hirsebrei serviert wird. „In Namibia ist die Viehzucht wichtig und fermentierte Milchprodukte haben eine lange Tradition. Oshikandela wird meist aber industriell hergestellt.“ Ein Aha-Erlebnis für Schröder war auch die Erkenntnis, dass Rooibos-Tee nur in den Zedernbergen Südafrikas wächst. Konkrete Pläne für weitere Bücher hat die Autorin derzeit nicht – aber einen großen Traum: „Ich fände es spannend, eine Fortsetzung des Buches „Die Letzten ihrer Art“ von Douglas Adams zu schreiben. In diesem Buch geht es um vom Aussterben bedrohte Tierarten. Das Interesse für die Natur, vor allem die Tierwelt, kommt sicher von meinem Vater, der Biologielehrer war.“

WTF
Das Buch „Suff weltweit – 50 Geschichten über internationale Getränke“ (ISBN: 978-3-7578-6108-7) von Alexandra Schröder ist online sowie im stationären Buchhandel erhältlich, zum Beispiel in der Mainzer Buchhandlung Bukafski (Kurfürstenstraße 9) oder auch in den Mainzer LIEBS Stores

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