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Das Kratzen in der Wand

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Was kreucht und fleucht im STUZ-Gebiet? Wilde Tiere vor der Haustür, Teil 48: Die Hausmaus

von Konstantin Mahlow

Nachts, als alle geschlafen haben, ist es in der Nachbarschaft mal wieder passiert: Eine unangenehme Begegnung im Treppenhaus, die den nichtsahnenden Bewohner auf dem Weg zu seiner Wohnung kreidebleich zurückließ und im Anschluss zu tagelangen Diskussionen in der Hausgemeinschaft führte. Zwischen einem Blumentopf und einem Spalt in der Hauswand huschte eine Maus ungeniert umher, grau und winzig, mit nacktem Schwanz und großen Augen. Die Fragen, wie die Hausverwaltung solche Zustände der Verwahrlosung zulassen und wie man den Eindringling wieder loswerden konnte, bewegten von nun an die verschreckten Gemüter. Leicht übertrieben, könnte man meinen, schließlich ist das Auftreten einer Maus nicht zwangsläufig ein Indikator für mangelnde Hygiene und vor allem im Winter nichts Ungewöhnliches. Und dennoch sollte man ihr Auftauchen nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Von den zwanzig heimischen Arten zählt die Hausmaus (Mus musculus) nicht zuletzt wegen ihrer Nähe zum Menschen zu den bekannteren. Besonders in der kalten Jahreszeit suchen die niedlichen Nagetiere, die ohne Schwanz kaum so groß wie ein Zeigefinger sind, verstärkt den Komfort einer beheizten Altbauwohnung mit zugänglichen Nahrungsquellen auf. Das teure Bio-Leinsamen-Müsli schmeckt ihnen dabei genauso wie die Pizzakruste unter dem Sofa – besonders wählerisch sind sie nicht. Dass eine oder mehrere der nachtaktiven Mäuse das dunkle Treppenhaus verlassen haben und nun in den eigen vier Wänden ihr Unwesen treiben, lässt sich unter anderem an angeknabberten Kabeln oder Lebensmittel-Verpackungen feststellen. Besonders eindringlich sind die nächtlichen Geräusche aus den Hohlräumen der Wand, die durchaus zu einem gewissen Unwohlsein führen können – unabhängig davon, ob man ihren Ursprung kennt oder noch darüber spekuliert.

Dass Mäuse in amerikanischen Cartoons immer in einem Loch in der Wohnungswand verschwinden, ist zumindest in den USA ein durchaus realistisches Bild. Die vergleichsweise weniger massive Bauweise macht es den Mäusen in Übersee deutlich leichter, sich durch die Tapete zu nagen, während man in Deutschland nach solchen typischen Ein- und Ausgängen meist vergeblich sucht. Aufhalten lassen sie sich davon jedoch nicht, denn es tun auch genauso gut kleinere Risse im Gemäuer, offene Spalten in Keller und Dachboden, Aufzugsschächte oder Lücken entlang von Rohren und Leitungen – eine clevere Maus findet immer einen Weg. Berüchtigt ist ihre Fähigkeit, vertikal die Hauswand hochlaufen zu können. Im Freien sieht man sie zwar seltener als die wesentlich größeren Ratten, dafür leben sie oft heimlich und ungestört in unserer unmittelbaren Nähe, etwa zwischen den Imbissbuden auf dem Bahnhofvorplatz.

Stimmen die Temperaturen und das Nahrungsangebot, können die Weibchen in Windeseile und zu praktisch jeder Zeit ganze Dynastien zeugen – jährlich bis zu acht Würfe mit drei bis fünf Jungen. Dabei paaren sie sich in der Regel mit mehreren Männchen fort und sorgen für eine hohe genetische Durchmischung. Trotzdem werden wilde Hausmäuse kaum älter als 9 bis 18 Monate. Diese Kurzlebigkeit ist aber kein Anlass, eine eingezogene Maus einfach auszusitzen. Sie können zahlreiche Krankheitserreger mit sich führen, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Es gibt Fälle von schweren Blutvergiftungen, die durch den Kontakt von offenen Wunden mit Mäusekot zustande kamen. Wer sich, warum auch immer, barfuß im Keller eine Schnittwunde zulegt, sollte die betroffene Stelle sofort desinfizieren. Mit ihrem Kot und Speichel verunreinigen sie Lebensmittel, außerdem zerstören sie mit ihrer unbändigen Nagetätigkeit Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände.

Was also tun? Entweder man erinnert die Stubenkatze an ihre ursprüngliche Existenzberechtigung oder man greift im Idealfall zu Lebendfallen. Als Köder ist Erdnussbutter oder Nutella besser geeignet als Käse. Aber Vorsicht: Wer die verschonte Maus in die Freiheit entführen will, sollte das mindestens einen halben Kilometer entfernt von seinem Haus machen, sonst steht sie schon bald wieder auf der Matte. Spitzmäuse müssen aus Artenschutzgründen sofort an Ort und Stelle wieder entlassen werden. Und man muss immer darauf achten, die Falle nach der Umsiedlung gründlich zu reinigen. Dann sollte es klappen mit einer Wohnung frei von Mäusen und Erregern.

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