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Kultur Wiesbaden

Karriere ohne Druck

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Foto: Janina Steinbach

2018 haben sich die Wiesbadener Leo Stoll und Elias Hauth als „Das CelloDuo” zusammengefunden. Sie spielen Pop und Rock Cover mit eigener Note.

von Daniela Klotz

Dass 2010 beim Tag der offenen Tür in der Wiesbadener Musik- und Kunstschule (WMK) der Kontrabass-Lehrer krank war, war ein Glück für die Musik-Welt. Denn so kamen Leo Stoll und Elias Hauth, damals 7 und 8 Jahre alt, an Bernhard Zapp, der sie für das Cello begeisterte. „Er hat uns musikalisch und menschlich geprägt“, sagt Elias. Und Leo ergänzt: „Er hat es uns in die Wiege gelegt, in der Gruppe Musik zu machen. Als wir erst zwei Töne greifen konnten, konnten wir schon mitspielen.“ Erstmal nur leere Saiten, dann Stimmen, die zu ihren jeweiligen Fähigkeiten passten, dann mit Freundinnen als Quartett. Inzwischen spielen Leo und Elias unter anderem im Jugend-Symphonieorchester der WMK, dem Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz oder dem Kammermusikensemble Laubenheim.

Und das nach eigenen Aussagen ohne viel zu üben. Eine halbe Stunde hätten sie immer versucht, einzuhalten, erinnert sich Elias. Zeitweise hätten sie sich aber auch jeden Tag getroffen und „zwei Stunden oder mehr die Nachbarn genervt“, ergänzt Leo.

Irgendwann kamen beide dann auf das kroatische Duo „2Cellos”, das damals viral ging. Vor allem aber hatten Luka Šulić und Stjepan Hauser ein Notenheft herausgebracht, mit dem Leo und Elias sich auseinandersetzten, „weil“, wie Leo sagt, „es halt einfach Bock macht und mal was anderes ist.“

Eine Bekannte fragte die beiden dann, ob sie nicht mal als Duo auf einem Geburtstag spielen wollten. Und siehe da, es hatte einen mitreißenden Effekt, wenn nicht nur Vivaldi kommt. Eines der ersten Stücke damals, 2017, war „Smooth Criminal“ von Michael Jackson. Noch im Arrangement der 2Cellos. Aber Leo und Elias wollten kein Abklatsch sein, sondern eine eigene Linie finden. Sie haben sich also drangemacht, zu lernen, haben sich von Tango oder Jazz inspirieren lassen – und einfach öfter die Perspektiven gewechselt. So hat Elias sich selbst Gitarre spielen beigebracht und zieht daraus seine Lehren, was zum Beispiel Griffmuster angeht. Überhaupt erarbeiten die beiden sich ständig neue Techniken. Choppen, eine Hacktechnik auf dem Cello, spezielle Glissandi oder Power Chords, die als tiefe Quinten unter den virtuosen Läufen liegen. Zudem experimentieren sie mit E-Celli, die sich für das Spiel mit Verstärker oder für die ruppigen Stücke gut eignen und auch sonst einfach coole Möglichkeiten bieten. Der Wechsel zwischen Klassik- und Cover-Musik fällt Leo und Elias leicht. Es seien einfach zwei Welten, die man so nicht vergleichen könne. Selbst, wenn sie sich ab und an in den vom CelloDuo gecoverten Stücken begegnen wie in „Thunderstruck“, wenn ACDC deutlich auf Vivaldi anspielen.

Dass Leo und Elias am Cello so perfekt harmonieren, hat mit ihrer virtuosen Technik zu tun, die wiederum aus der Grundausbildung kommt und mit der über Jahre gewachsenen Eingespieltheit. Das sei etwas, was sie als CelloDuo wirklich einzigartig mache, finden Elias und Leo, die immerhin seit der ersten Klasse befreundet sind, zusammen Musik aber auch Sport machen und mitunter gemeinsam in Urlaub fahren. Beim Spielen müsse der eine oft gar nicht hinsehen, um zu wissen, was der andere macht, sagen sie. Gemeinsam begeistern sie ihr Publikum, in dem sie es mit kurzen Moderationen abholen und nicht einfach ein Programm abspulen.

Ihr Aufgeschlossenheit und Experimentierfreude kam Elias und Leo auch zugute, als Corona so manche Pläne zunichtemachte: Statt über abgesagte Auftritte zu jammern, haben sie gemeinsam mit ihrer erfahrenen Agentur eine CD konzipiert. Finanziert wurde die durch Kulturfördergelder und Crowd-Funding. Weil das und die Arbeit an ihren Musikvideos so viel Spaß gemacht hat, schloss sich dann auch der Kreis in Richtung Studien- und Berufswunsch. Mit Physik und Fernsehjournalismus (Audiovisuelles Publizieren) beziehungsweise BWL sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften sind Elias und Leo bestens gerüstet, weiterhin die Bühne zu rocken, selbst in Veranstaltungstechnik und -management einzusteigen – oder Maithink X Konkurrenz zu machen.

Und obwohl sie selbst nie „alles auf die MusikKarte setzen“ wollten, weil sie aus Leidenschaft und ohne finanziellen Druck Cello spielen möchten, lautet ihr Tipp an alle, die sich fürs Musikmachen interessieren: „Probier mal ein Instrument aus und schau, dass du das machst, was dir Spaß macht.“ Und: „Es muss nicht immer jede Idee funktionieren. Manchmal läuft man auch in eine Sackgasse, aber das gehört dazu.“

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