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Am Anfang war der Samen

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How to grow? Das Anbauen nicht verhauen – Lektion I: Die richtige Wahl der Hanfsamen

von G. Scheid

Ein neuer Duft zieht diesen Sommer durch die Straßen der Stadt: Cannabis-Pflanzen stehen neben den üblichen Tomaten und Rosmarin-Stauden und erfüllen die Luft mit exotischen Aromen. Der Traum von der straffreien Selbstversorgung ist endlich Realität geworden. Kein gestrecktes Haze vom Bahnhof mehr, kein falsches Haschisch, sondern organisches, Schwarzmarkt-befreites Gras vom eigenen Balkon. Und auch die innerstädtische Soundkulisse hat sich um ein Element erweitert: das beruhigende, gleichmäßig vor sich hin wabernde Motorengesumme der zahllosen Lüfter und Ventilatoren, die in den Growzelten der Wohnzimmer ihre Arbeit verrichten. Das STUZ-Gebiet baut an.

Für Neueinsteiger stellt sich jedoch ein ganzer Haufen Fragen. Pötzlich sind Dinge möglich, über die bisher nicht viel und schon gar nicht mit Fremden geredet wurde. Der Kauf von Samen zum Beispiel. Über Internetshops aus dem EU-Ausland oder in lokalen Geschäften, die in einer rechtlichen Grauzone bisher ungestört Samengut vertreiben können, ist das seit dem 1. April möglich. Und so fragen sich viele, die sich bisher noch nicht in einschlägigen Szene-Foren aufgehalten haben, welche Hanfsamen von welcher Samenbank sie denn erwerben sollen. Die Antwort ist leichter zu finden, wenn man sich darüber im Klaren ist, was für eine Art Gras man rauchen möchte und welche Möglichkeiten man dazu hat.

Hanf oder Cannabis ist eine uralte Kulturpflanze, die vermutlich bereits vor 12 000 Jahren vom Menschen domestiziert wurde. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Hanf praktisch überall auf der Welt angebaut und konsumiert. Die über Jahrhunderte gezüchteten Sorten aus den ursprünglichen Anbaugebieten werden als Landrassen bezeichnet. Spätestens seit den sechziger Jahren wurden aus solchen Klassikern in den Staaten die ersten „Highgrade“-Sorten wie Skunk, Haze oder Northern Lights gezüchtet, die es bald auch ins liberale Amsterdam schaffen sollten. Lange Zeit waren Kalifornien, die Niederlande und Spanien die Dreh- und Angelpunkte der Züchterszene. Speziell in Kalifornien kam es seit der Einführung der Sorte „Girls Scout Coockies“ zu Kreuzungen besonders starker und geschmacksintensiver Sorten, die sogenannten „Exotic Strains“.

Welche Sorte zu einem passt, entscheidet sich zunächst an den Anbaumöglichkeiten. Während man unter Kunstlicht praktisch alle Sorten anbauen kann, schaffen es unter Sonnenlicht nicht alle schimmelfrei ins Trockene. Blühen die Pflanzen zu lange, überstehen sie den nass-kalten Herbst nicht. Hier braucht es schnellblühende oder angepasste Sorten, sogenannte Outdoor-Strains. Auch „Automatics“, also unabhängig von der Tageslänge blühende Sorten, die schon deutlich früher reif werden können, eignen sich für draußen wie drinnen. Dazu muss man sich entscheiden, ob man reguläre oder feminisierte Sorten anbauen möchte. Aus regulärem Saatgut entspringen Männchen und Weibchen, was toll ist, um seine eigenen Samen zu gewinnen, aber blöd, wenn man eigentlich samenfreies Gras rauchen wollte. Gerade Anfängern sind daher feminisierte Strains zu empfehlen.

Ist das Wie geklärt, geht es um das Was. Überhaupt ist die Frage nach dem High die wichtigste. Die Einteilung in Indica, Sativa und Hybriden ist mittlerweile bekannt und bewährt, obwohl sie mit der tatsächlichen Taxonomie der Sorte Hanf in der Regel nicht übereinstimmt. Möchte man chillen, entspannt Fernsehgucken und in der Couch versinken, greift man zu Indica-Sorten oder Indica-lastigen Hybriden, möchte man aktiv, kreativ und wach bleiben, vielleicht auch etwas angetörnt, tut es eher die Sativa-Seite. Heute sind über 90 Prozent aller Sorten Hybride, die entweder in die eine oder in die andere Richtung tendieren oder eine ausbalancierte Wirkung haben. Die Aufteilung ist auch aus medizinischer Sicht relevant: Indicas helfen besser bei körperlichen Beschwerden und Schlafproblemen, Sativas mehr bei psychischen Themen.

Bei all dem spielt natürlich auch der THC-Wert eine entscheidende Rolle. In Cannabis existieren noch zahlreiche weitere Wirkstoffe, aber die „Stärke“ lässt sich hieran am besten abschätzen. Unter 10 Prozent THC ist es noch sehr gediegen, zwischen 10 und 15 Prozent sind wir bei „Old-School“-Gras, ab 15 wird’s stärker und ab 20 oder gar 25 Prozent schafft es nicht jeder mehr hoch. Auf dem Schwarzmarkt ist der THC-Wert in der Regel weit oben. Wem es also immer zu stark ist, was auf den Partys geraucht wird, sollte hier besonders achtsam sein.

Doch wem soll man sein Geld anvertrauen? Heute gibt es endlos viele Samenbanken und dazu noch enorme Preisspannen. Am besten sind immer die, die am meisten Informationen zu ihren Sorten preisgeben. In den Niederlanden sind Barnys Farm, THSeeds, Dutch Passion und Serious Seeds stabil, aus Spanien zum Beispiel ACE Seeds, Sweet Seeds und Delicious Seeds und aus den USA Banken wie Archive Seeds. Und letztlich sind die Erfahrungsberichte im Netz immer einen Blick wert.

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