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Kultur Mainz Wiesbaden

Wo Segeln auf Kunst trifft

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Wolfgang Blanke liebt das Segeln und die Malerei. Beides kann er in seinem Alltag gut verbinden. Denn sein Atelier liegt nur wenige Gehminuten vom Schiersteiner Hafen entfernt.

von Inken Paletta

Wolfgang Blanke steht vor einer Leinwand, Pinselstrich für Pinselstrich nimmt das Motiv Gestalt an. Jede Farbe stellt er selbst her, mit unterschiedlichen Farbpigmenten und verschiedenen Bindemitteln wie Kasein, Leim, Öl oder eigenen Emulsionen. „Rühren, mischen, riechen – das macht richtig Spaß und ist fast spannender als das Malen selbst“, sagt Blanke, der auch ein Buch über die Herstellung von Farben geschrieben hat. „Mit Farben kann man wunderbar experimentieren.“ Blankes Bilder zeigen neben Stillleben vor allem Landschaften und figurenreiche Stadt-, Strand- und Küstenmotive. Für diese Motive wählt der Künstler besonders gerne die Vogelperspektive. Dabei kommt es ihm nicht so sehr auf das Motiv an, sondern vor allem auf die perfekte Maltechnik. Am Anfang war ich ein großer Dali-Fan. Die Dozenten und Kommilitonen an der Kunstakademie haben aus meiner damaligen Sicht nur herumgekleckert“, schmunzelt Blanke, der an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studierte und später sein Lehramtsstudium für Kunsterziehung an der Universität Mainz absolvierte. „Irgendwann merkte ich, dass die fotorealistische Malerei langweilig ist und ich erinnerte mich an meinen Lehrer Klaus Arnold von der Karlsruher Kunstakademie.“ Er vertrat die These, dass Malerei nur dann echt ist, wenn man auch den Pinselstrich sieht. „Er war ein großes Vorbild für mich. Deshalb hängt sein Bild vom „Amerikanischen Reiter“ auch an der Wand meines Esszimmers.“ Heute sind Blankes Malereien in verschiedenen Galerien in Deutschland, aber auch im Ausland zu sehen, zum Beispiel in der Galerie „Schortgen“ in Luxemburg.

Seemann, Kunstpädagoge, Auftragsmaler
„Eigentlich wollte ich Kapitän werden, denn ich liebe das Meer seit meiner Kindheit“, verrät Blanke, der in Münster geboren und in der Nähe von Germersheim aufgewachsen ist. „Leider war die Realität dann als Seemann doch nicht so abenteuerlich. Anfang der siebziger Jahre kam die Containerschifffahrt auf und die Liegezeiten der Schiffe in den Häfen wurden immer kürzer. Da hatte ich kaum noch Zeit, mir all die Orte anzuschauen, an denen ich mit dem Schiff vor Anker lag.“ Hinzu kam, dass sein Vater, ein Professor für Amerikanistik, langsam ungeduldig wurde, weil er seinen Sohn in trockenen Tüchern wissen wollte. „Da ich schon als Kind gerne gemalt habe, kam ich auf die Idee, Kunst zu studieren“, erinnert sich Blanke und fügt schmunzelnd hinzu: „In Rheinland-Pfalz konnte man damals als Kunsterzieher ohne weiteres Nebenfach unterrichten. Mein Vater meinte damals eher scherzhaft: „Dann kannst du vormittags unterrichten und dich nachmittags Deiner Kunst widmen.“ Nach dem Studium ging Blanke als Kunstlehrer zunächst nach Kaiserslautern, dann bekam er eine Stelle am Gymnasium in seiner Heimat Germersheim angeboten. In einem kleinen Dorf in der Nähe kaufte Blanke einen alten Bauernhof, den er selbst renovierte und sanierte. „Das Dorf heißt Kuhardt und ist sprichwörtlich auch ein Kuhdorf, aber ich habe sehr gerne dort gelebt.“ Auf seinem Hof richtete er sich schließlich ein eigenes Atelier ein, das „La Pastorelle“, in dem er regelmäßig Ausstellungen veranstaltete. Als es mit der Malerei richtig gut lief, kündigte er 2002 seine Stelle als Kunstlehrer, um sich ganz der Malerei zu widmen. Außerdem nahm er sich lange Auszeiten vom Alltag, um von Myra nach Mulhouse und von New York auf die Bahamas zu segeln. Segeln als Lebensform beschreibt er in seinem Buch „Aussteigen – oder von der Philosophie des Fahrtensegelns“.

Vor Anker im Schiersteiner Hafen
„Ich liebe es zu reisen, aber ich freue mich auch immer wieder, zu Hause zu sein“, so Blanke. Eigentlich hätte er nie gedacht, dass er seinen Hof in Kuhardt und sein schönes Atelier einmal aufgeben würde. Bei einem Videodreh habe er das sogar noch einmal betont, aber zwei Tage später sei er im Internet auf eine Anzeige gestoßen, dass in Wiesbaden-Schierstein ein Haus am Hafen zu verkaufen sei. Als Wassersportler und Segelfan war die Entscheidung für die Immobilie schnell getroffen. „Ich wohne jetzt da, wo andere Urlaub machen. Deshalb zieht es mich gar nicht mehr so oft in die Welt hinaus. In meinem Atelier kann ich ungestört malen und wenn ich eine Pause brauche, schippere ich mit meinem Boot hinaus auf den Rhein. Da kommen mir dann auch Ideen für neue Motive“, schwärmt Blanke, der 2013 die Wolfgang Blanke Stiftung ins Leben gerufen hat, mit der er junge Künstler, aber auch Kunstwissenschaftler, die an der Universität Mainz studieren, fördert. Er verweist auf Lea Schäfer: Sie hat ihre Abschlussarbeit über die Malerei von Paul Klee geschrieben. Heute ist sie die Kuratorin des neuen Museums Reinhard Ernst in der Wilhelmstraße.

WTF
Wolfgang Blanke – blanke-wolfgang.de
Atelier: Am Lindenbach 5, Wiesbaden

Tag der offenen Ateliers des BBK Rheinland-Pfalz
21. & 22. September 2024 14:00 – 18:00 Uhr
Weitere Infos: offene-ateliers-bbkrlp.de

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