Vielfalt und Tradition: Die Chorszene in Mainz
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Chöre prägen seit langem das musikalische Leben der Stadt Mainz. Ob gemischte Chöre, Frauen- und Männerchöre oder spezialisierte Ensembles, die Mannigfaltigkeit ist beeindruckend und einige Angebote sind auch für Neueinsteigende passend.
von Ulrich Nilles
Wir sind ein moderner Frauenchor, der die eigene Freude am Singen ans Publikum weitergibt“, sagt Silke Wüllner, die Leiterin von „BarberKadabra“, einem Ensemble, das den Barbershop-Gesang pflegt. Der 2017 gegründete Chor probt dreimal im Monat in Mainz-Kastel und in der Mainzer evangelischen Thomasgemeinde. „Das Besondere bei uns ist, dass die Sängerinnen neben Noten mit Audios selbständig lernen, so dass Auftritte vollständig auswendig gesungen werden“, so Wüllner. „Während der gemeinsamen Proben werden zur musikalischen Feinabstimmung Performance-Elemente ergänzt“, beschreibt Wüllner ihre Arbeit. Besonderen Wert legt sie auf den obertonreichen Barbershopklang, der die vierstimmigen a cappella-Arrangements von Swing-, Musical- und Pop-Hits auszeichnet. „BarberKadabra“ tritt mehrfach im Jahr auf und nimmt an Wettbewerben teil. Das Repertoire reicht von Musik der 1920er Jahre bis hin zu aktueller Unterhaltungsmusik.
Ein weiteres weibliches Ensemble ist der 2018 gegründete „Frauenchor der Neustadt“, allerdings mit ganz anderen Intentionen. „Wir haben keinerlei Vereinsstrukturen und sind basisdemokratisch organisiert“, sagt Chorleiter Bernd Thewes. Auch das genreübergreifende Repertoire wird von den 45 Sängerinnen selbst bestimmt. Die Proben finden jeden Mittwochabend auf dem Gelände der Goetheschule in der Neustadt statt. Alle interessierten Mainzerinnen sind ohne Vorsingen willkommen. Als Stadtteilchor veranstaltet der Frauenchor unter anderem Sing-in-Aktionen auf öffentlichen Plätzen. Ein Höhepunkt war ein gemeinsamer Auftritt im April im „SchonSchön“ zusammen mit der Berliner Indie-Band „Paula Paula“.
Das basisdemokratische Chorkonzept wurde vom zwei Jahre zuvor gegründeten „Männerchor der Neustadt“ entwickelt, der sich dienstagabends trifft. Er tritt, wie das weibliche Chor-Pendant, in der Neustadt auf, oder auch auf Festen. Für beide Chöre komponiert Thewes die Arrangements.
Ein Alleinstellungsmerkmal in der Mainzer Chorszene hat das „Ensemble Chordial“. Chorgründer und -leiter Daniel Rumpf bietet montags in der Altmünsterkirche und dienstags in der Evangelischen Studierenden Gemeinde inhaltsgleiche Proben an. „Meine Motivation für diese Entscheidung ist, in kleineren Gruppen zu arbeiten, um so die Stimmen individuell besser zu fördern“, erklärt Rumpf. Der gemischt besetzte Kammerchor besteht aus 35 Sängern und trägt in zwei bis drei Konzerten jährlich selten gesungene geistliche und weltliche, klassische Chormusik vor. Hinzu kommen beispielsweise Gottesdienstgestaltungen. „Um effektiv arbeiten zu können, sind Notenlesen sowie eine gewisse musikalische Vorbildung Voraussetzungen für die Aufnahme“, so Rumpf. Ende 2020 entstand die Idee, größere Werke aufzuführen. Dies gelang erstmals mit Mendelssohns „Elias“. Hiefür wuchs der Kammerchor zu einem Chorprojekt mit über 60 Sängern an. Aktuell wird Bachs „Weihnachtsoratorium“ vorbereitet.
„‘Larifari‘ steht nicht für unsinniges Gerede, sondern setzt sich aus den italienischen Tonbezeichnungen La – Re(i) – Fa zusammen“, erklärt Moritz Ehl aus dem Orgateam des Popchors. Ende vergangenen Jahres wagte man die Neugründung. Mit Erfolg. Denn „Larifari“ erreichte binnen kurzer Zeit fast die gewünschte Größe von 40 Sängerinnen und Sängern. Lediglich in den Männerstimmen werde noch gesucht. Zurzeit arbeitet Chorleiter Florian Kluth ein Repertoire aus Pop- und Jazz-Klassikern aus. Für den kommenden Herbst ist der erste Auftritt vorgesehen. Die Teilnahme an diesem Ensemble erfordert keine spezifischen Voraussetzungen, „aber wir legen großen Wert auf Geselligkeit und das Kennenlernen untereinander“, betont Ehl.
Der „Katholische Kirchenchor Cäcilia 1936“ in Mainz-Laubenheim ist einer der vielen Kirchenchöre im Stadtgebiet. Seine Mitglieder treffen sich einmal wöchentlich und singen an hohen kirchlichen Feiertagen „zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“, erzählt Chormitglied Karl-Joseph Schmitt. Um dem allgemeinen Nachwuchsproblem zu begegnen, erkannten die Dirigenten Rolf Mayer (ab 2008) und Tobias Keil (ab 2016) die Zeichen der Zeit und initiierten Projektchöre. Zu den 30 Stammsängern kommen für drei Monate im Jahr junge und geschulte Stimmen hinzu, so dass ein 60-köpfiger Konzertchor entsteht. „Das ist ein Angebot für Menschen, die Freude am Singen haben, aber nicht das ganze Jahr über regelmäßig an Proben teilnehmen können“, erläutert Johannes Erger. „In dieser Zeit erarbeiten wir ein etwa einstündiges Konzertprogramm und führen es in zwei Mainzer Kirchen auf.“ Schmitt ergänzt, dass der Chorklang dadurch deutlich an Volumen gewinne und das Singen in den stärker besetzten Stimmen leichter falle.
WTF
BarberKadabra: barberkadabra.de
Frauenchor der Neustadt: fc-neustadt.jimdosite.com
Männerchor der Neustadt: mcn-mainz.jimdofree.com
Ensemble Chordial: ensemble-chordial.de
Larifari: larifari-mainz.de
Kath. Kirchenchor Cäcilia 1936, Laubenheim: caecilia1936.wixsite.com/kichorlaubenheim
Alle Mainzer Chöre auch auf mainz.de