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Kultur Stadt Wiesbaden

„Unser Museum ist ein offenes Haus“

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Ein Bild aus dem Innenhof des Museums nach oben in den Himmmel fotografiert.

Das Museum Reinhard Ernst eröffnet nach langjähriger Bauphase am 23. Juni.
Wiesbaden erhält vom Stifter ein architektonisch bemerkenswertes Gebäude voller abstrakte Kunst.

von Marc Peschke

Es ist es soweit: Das mre, Museum Reinhard Ernst wird an der Wiesbadener Wilhelmstraße 1 endlich eröffnet und reiht sich ein in die Wiesbadener Kulturmeile beginnend mit dem Murnau Filmtheater, Schlachthof und Krea über RheinMain CongressCenter, Landesmuseum, Nassauischem Kunstverein, Bellevue‐Saal, Literaturhaus und Staatstheater. Das Gebäude direkt neben dem Landesmuseum gelegen, wurde vom japanischen Architekten Fumihiko Maki geplant. Bau und Betrieb wurden finanziert über die Reinhard & Sonja Ernst‐Stiftung, das Grundstück steuerte die Stadt als Erbpacht bei.
Die Präsentation abstrakter Kunst aus der etwa 2.000 Exponate umfassenden Kunstsammlung des in Wiesbaden lebenden ehemaligen Unternehmers Reinhard Ernst steht im Fokus: deutsche und europäische Nachkriegskunst, japanische Kunst und Expressionismus aus den USA. Die Sammlung stellt Ernst dem Museum gänzlich zur Verfügung. Erster, vom Museumsbeirat bestimmter Museumsdirektor ist Dr. Oliver Kornhoff, der zuvor am Arp Museum Bahnhof Rolandseck leitend agierte. Die ungegenständlichen Kunstwerke sind auf etwa 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zu sehen. Werke, die wie er sagt, gerade deshalb zur Leidenschaft des Sammlers Reinhard Ernst geworden sind, weil ihm „diese Kunst die Möglichkeit gibt, selbst zu entscheiden, was ich erkennen und sehen möchte.“

Farbe ist alles!

Die erste Sammlungspräsentation trägt den Titel „Farbe ist alles!“ und wird eine Auswahl von 60 Positionen aus der Sammlung zeigen. Präsentiert werden Arbeiten folgender Künstler: Josef Albers, Richard Diebenkorn, Sam Francis, Helen Frankenthaler, K. O. Götz, Katharina Grosse, Hans Hartung, Lee Krasner, Morris Louis, Heinz Mack, Robert Motherwell, Ernst Wilhelm Nay, Otto Piene, Judit Reigl, Shōzō Shimamoto, Tōkō Shinoda, Kazuo Shiraga, Pierre Soulages, Frank Stella, Tal R, Atsuko Tanaka, Wolfgang Tillmans, Günther Uecker, Emilio Vedova und Inoue Yūichi.

Bald dürfen sich also alle ein Bild von dieser nun nicht mehr privaten Sammlung machen. Beachtenswert ist etwa das 18-teilige Monumentalwerk „Formation Stream“ von Toshimitsu Imai, das eine Breite von mehr als 20 Metern hat. Oder das großformatige Gemälde „Argonaut“ von Friedel Dzubas. Was hier jeder findet und sieht, wird unterschiedlich sein – ganz im Sinne des vor kurzem verstorbenen Frank Stella, von dem im mre drei Reliefs aus der Werkreihe „Moby Dick“ präsentiert werden. Stella versteht die abstrakte Kunst als offenes System: „Du siehst, was du siehst.“

Erste Sonderausstellung über den Architekten Fumihiko Maki

Die erste Sonderausstellung stellt bis zum 9. Februar 2025 das Werk des Architekten selbst vor: Fumihiko Maki, 1928 geboren, der noch als bald 100-jähriger Baumeister im Museumsbau starke Akzente zu setzen versteht. Ernst selbst versteht das Ganze als „Kulturhaus“, als offenes System: „Unser Museum ist ein offenes Haus. Sie können es betreten, sich umsehen und entscheiden, ob Sie ins Museum, den Shop oder ins Bistro gehen wollen. Sie können in unserem Museum, in einem eigens dafür errichteten Raum, Feste feiern und Museumsluft schnuppern. Es ist ein Kulturhaus für alle!“
Ein Publikumsmagnet wird vermutlich auch die Außenterrasse zur Wilhelmstraße.

In dem seit 2016 geplanten, leuchtend weißen Gebäude ummantelt mit hellem Granit aus Vermont, mit lichtdurchflutetem Atrium, in dem eine Stahlskulptur von Eduardo Chillida und ein japanischer Ahornbaum thronen; in diesem Gebäude geht es – so formuliert es der Sammler – um die Werte Kultur, Bildung und Gemeinschaft.
Die Architektur setzt sich in ihrer historistischen Umgebung markant in Szene. Zu markant? Zu selbstbewusst? Die Meinungen zum 80 Millionen teuren Bau sind in Wiesbaden naturgemäß geteilt – aber, und das ist großartig: Es ist ein Geschenk an die Stadt. „Der laufende Betrieb soll durch Einnahmen, Sponsoren und Stiftungsmittel finanziert werden“, betont der 1945 im Westerwald geborene Sammler und Stifter Reinhard Ernst, der seit 20 Jahren in Wiesbaden lebt. Und auch ganz wunderbar: Kinder und Jugendliche haben täglich bis 12 Uhr freien Eintritt in das Haus.
Mit der Konzentration der Sammlung auf die nichtgegenständliche Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat das mre ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal im Rhein-Main-Gebiet. Reinhard Ernst und seine Frau Sonja haben langfristig geplant, auch über ihren Tod hinaus: „Die Stiftung wird unser Erbe sein und nach unserem Tod dafür sorgen, dass alles weiter geht.“

WTF
Eröffnung am Sonntag, den 23. Juni 2024
Tickets buchbar auch über die Museumsseite: museum-re.de
Museum Reinhard Ernst / Wilhelmstraße 1 / 65185 Wiesbaden
Öffnungszeiten ab dem 25.6.2024:
Di-So: 12 bis 18 Uhr, Mi: 12 bis 21 Uhr

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