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Wiesbaden

Erforschung der Sinne

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In Wiesbaden-Dotzheim liegt das Schloss Freudenberg. Seit 1994 gibt es hier das Erfahrungsfeld der Sinne und des Denkens, das nicht nur für Kindergärten und Schulen, sondern auch für Familien mit Kindern einen Besuch wert ist.

von Inken Paletta

Die Villa Schloss Freudenberg wurde 1905 für ein schottisches Künstlerehepaar erbaut, das die Villa bis 1908 bewohnte. In der Folgezeit diente das Anwesen mal als Offizierskasino, mal als Sommerresidenz des Wiesbadener Palast-Hotels, mal als Kinderheim oder als Priesterseminar. „Als meine Eltern Matthias und Beatrice Schenk sich hier Anfang der 1990erJahre mit ihrem Wanderzirkus und ihrer Künstlergruppe niederließen, stand das Anwesen schon lange leer“, erzählt Katharina Schenk, Vorstandsmitglied und Tochter der Gründer des Vereins „Gesellschaft Natur & Kunst e.V. Schloss Freudenberg“, der die Kulturstätte seit 1993 von der Stadt Wiesbaden gepachtet hat. „Der Park war verwildert, überall lag Müll, im Keller stand knietief das Wasser und im Mauerwerk saß der Hausschwamm “, so Schenk, die den Verein seit 2020 gemeinsam mit Johannes Schenk und Maximilian Johannson führt. Rund 30 Jahre lang wurde die Instandsetzung fast ausschließlich vom Verein selbst finanziert. Seit 2019 gibt es eine kleine, institutionelle Förderung. „Hin und wieder bekommen wir Zuschüsse für Projekte. Aktuell zum Beispiel von der Stadt Wiesbaden für den Bau einer Fluchttreppe um die Brandschutzauflagen zu erfüllen, damit wir bald auch das Obergeschoss wieder nutzen können.“

Experimentierfeld für Groß und Klein

„Die Idee des Erfahrungsfeldes der Sinne und des Denkens stammt von dem Pädagogen und Philosophen Hugo Kükelhaus“, sagt Schenk. „Meine Eltern lernten ihn auf der Schauspielschule in Lützleflüh in der Schweiz kennen, wo er als Gastdozent tätig war. Nach seinem Tod haben sie sein Konzept adaptiert und weiterentwickelt.“ Kükelhaus war auch ein Kritiker der modernen Architektur. „Er war schon in den 1970er-Jahren der Meinung, dass unsere moderne Lebensweise, also das lange Sitzen in neonlichtdurchfluteten Räumen und der damit verbundene Bewegungsmangel, unsere Sinne verkümmern lässt“, erklärt Achim Horsinka, einer von derzeit 45 Mitarbeitern, der regelmäßig Besucher auf Themenführungen durch das Erfahrungsfeld führt und ergänzt: „Kükelhaus war zudem davon überzeugt, dass Kinder und auch Erwachsene durch Erleben lernen und nicht durch Frontalunterricht.“ Deshalb entwickelte Kükelhaus das Erfahrungsfeld der Sinne und des Denkens, in dem er auch bewusst einzelne Sinne wegließ, um andere Sinne gezielt zu schulen. „Unsere Dunkelbar oder unser Nachtmahl funktionieren nach diesem Prinzip. Wenn wir nicht sehen, was wir essen oder trinken, gibt es ein ganz anderes Geschmackserlebnis“, erklärt Schenk. Auf drei Etagen und im Außenbereich können Besucher derzeit an über 160 Stationen die Natur und verschiedene Naturphänomene wie Optik, Schwerkraft, Resonanz und Klang, Licht und Schatten mit allen Sinnen erleben. Für eine Pause zwischendurch bieten sich der Waldkiosk oder das Café mit Sonnenterrasse und Blick auf den Park an. Auf der Freudenberger Wanderbühne finden im Sommer Theatervorführungen und Konzerte statt. Und einmal im Jahr verwandelt sich jeder Raum des Hauses in ein riesiges Theaterstück des dort ansässigen internationalen Künstlerkollektivs, darunter auch Künstler aus der Ukraine und Menschen mit Beeinträchtigung. Im November ist es wieder soweit.

Events, Führungen, Workshops und Kindertagesstätte „LA LE LU“

Das Schloss Freudenberg kann aber nicht nur auf eigene Faust oder während der öffentlichen Themenführungen erkundet werden, auch Kindergärten und Schulen können das Erfahrungsfeld der Sinne und des Denkens als außerschulischen Lernort nutzen. Hierfür gibt es sogar eine staatliche Unterstützung, zum Beispiel für die Anreise mit dem Bus oder auch für die Workshops über das hessische Schulförderprogramm Löwenstark. Neben thematischen Führungen werden auch Mitmach-Workshops angeboten. Ganz neu im Programm ist die Schmiedewerkstatt, in der die Kinder mehr über das Schmiedehandwerk erfahren und live erleben, wie sich Eisen durch Feuer und Hitze verformt. „Und an unserer Feuerstelle lernen die Kinder den Umgang mit Feuer und wie man Popcorn macht oder Stockbrot backt“, ergänzt Mitarbeiter Tom Karcher, der den Workshop betreut. Alle Workshops und Kurse können auch für private Anlässe wie Kindergeburtstage gebucht werden. Anfang März findet das Rückpferdfestival statt. Vor kurzem hat zudem die Naturkindertagesstätte „LA LE LU“ mit 18 Plätzen für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren geöffnet. Auch hier steht der pädagogische Ansatz von Hugo Kükelhaus im Vordergrund. Die Anmeldung erfolgt über das zentrale Vergabesystem der Stadt „WiKITA“. Derzeit wird noch Personal für den Naturkindergarten gesucht.

Foto: Vollgraff


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schlossfreudenberg.de

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