Crime #274
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Von leichter Beute und schweren Jungs, oft nicht witzig und häufig zum Schießen: Wir präsentieren die Top-Verbrechen aus dem STUZ-Gebiet.
von Ingo Bartsch
Boomer haben ihn gefeiert, heute wird ihn kaum mehr jemand kennen: MacGyver. Der versierte Bastler mit dem Vokuhila macht in der gleichnamigen Serie aus den Achtzigern Jagd auf Verbrecher, und in jeder Folge gelingt ihm mithilfe seines nerdigen Physikwissens und seines ausgeprägten technischen Geschicks ein Kniff, der entscheidend zu seinem Erfolg beiträgt. Nun scheint MacGyver wieder da zu sein, reinkarniert in einem 33-Jährigen, der in eine Geschwindigkeitsmessung in Bischofsheim radelt: „Er hatte sein herkömmliches, ehemals unmotorisiertes Mountainbike technisch erheblich umgebaut.
Neben einem 1.000 Watt Motor mit einem überdimensionalen Akkupack war auch ein Gasgriff angebracht, der eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 55 km/h ohne Nutzung der Pedale ermöglichte. Versichert war das Rad nicht, außerdem hatte der 33-Jährige auch keine erforderliche Fahrerlaubnis oder einen geeigneten Schutzhelm.“ Die beeindruckende Requisite aus dieser Folge wird nun zum Gegenstand eines technischen Gutachtens.
Auch in Mainz wird ein Radfahrer auffällig, dort jedoch in einem ganz banalen Fall von road rage. In der Galileo-Galilei-Straße schlägt er einem Autofahrer auf den Außenspiegel. Der Autofahrer möchte den Radfahrer zur Rede stellen und hält ihn am Arm fest. Daraufhin tritt der Velopilot brutal zu und versteckt sich vor der hinzugerufenen Polizei in einer Tiefgarage.
Road rage ist inzwischen ein Kernbestandteil deutscher Leitkultur, ähnlich wie Christbäume und Traktordemos. Folgerichtig findet sich die Straßenverkehrsschlägerei nicht nur im Privaten, sondern wird nun auch dienstlich ausgetragen. Im Mainz-Mombacher Westring wenden ein Busfahrer und ein Paketzusteller diese urgermanische Art des Konfliktmanagements an, nachdem zunächst der Zusteller mit seinem Fahrzeug den Weg des Linienbusses blockiert und sich dann an dem Gehupe und der Schimpftirade des Busfahrers gestört hat. „Sie wurden beide leicht verletzt“, bilanziert die Polizei.
„In diesen steigerten sich die zwei Wiesbadener dermaßen hinein, dass es unter anderem zum Austausch von Kopfnüssen und Schlägen gekommen sein soll.“
Ist es road rage, wenn sich Leute im Linienbus prügeln? Wir sagen jein mit Tendenz zu ja. In Wiesbaden haben zwei adoleszente Männer eine Meinungsverschiedenheit. Der Streit wird zunächst verbal geführt. „In diesen steigerten sich die zwei Wiesbadener dermaßen hinein, dass es unter anderem zum Austausch von Kopfnüssen und Schlägen gekommen sein soll.“ Die Cops nehmen eine wechselseitige Anzeige wegen Körperverletzung auf.
Die meisten Unfälle passieren im Haushalt, die meisten Verbrechen auf der Straße – behaupten wir. Wir bleiben auf dem Asphalt, der an manchem Januartag sehr glatt war. Aufgrund dieser Glätte gleitet ein Pkw in Mainz- Mombach durch einen Zaun hindurch und prallt gegen eine Hausfassade. Der Unfallverursacher manövriert das noch fahrtüchtige Auto aus dem Schlamassel und entfernt sich. Die Cops finden heraus, dass es sich um einen grauen Audi neueren Fabrikats handeln muss, der vermutlich im Frontbereich den ein oder anderen Kratzer aufweisen dürfte.
Ursächlich ist in derartigen Fällen nicht selten der Konsum von alkoholhaltigen Getränken. Dabei bringen es die Delinquenten hin und wieder auf beachtliche Promillewerte. In dieser Ausgabe verleihen wir aufgrund gleicher Werte zwei Silbermedaillen. Die erste geht an einen 58-Jährigen, der sich in seinem BMW eine haarsträubende Verfolgungsjagd mit den Autobahncops über die A60 liefert. Als er schließlich aufgibt und sich stellt, werden bei ihm 1,6 Promille gemessen. Auf ebendiesen Wert bringt es ein Fahrer, der in Mainz-Hechtsheim ein stehendes und ihn aufgrund seiner Schlangenlinienbewegung anblinkendes und -hupendes Fahrzeug rammt. Über die auch hier erfassten 1,6 Promille kann ein wiederum 58-Jähriger nur milde lächeln. Als er in tiefster Nacht in Bischofsheim routinemäßig kontrolliert wird, fällt den Polizisten „deutlicher Alkoholgeruch“ auf. Die Überprüfung ergibt drei Promille und damit Platz eins und Gold in der Kategorie Alkoholisierte Verkehrsteilnehmer.
Der 59-jährige Mainzer Verkehrsmeister kam seinem Kollegen zur Hilfe und wollte den Fahrgast samt Gepäck aus der Straßenbahn bringen.
Probleme mit einem Pariser im Verkehr – haha – hat ein Mainzer Straßenbahnfahrer. Der Fahrgast aus der französischen Hauptstadt möchte die Tram an der Endhaltestelle Bismarckplatz nicht verlassen, woraufhin der Fahrer den Verkehrsmeister informiert. „Der 59-jährige Mainzer Verkehrsmeister kam seinem Kollegen zur Hilfe und wollte den Fahrgast samt Gepäck aus der Straßenbahn bringen.“ Der Fahrgast aus Paris springt den Verkehrsmeister daraufhin an, beide gehen zu Boden und es kommt zur Rangelei. Als die Cops eintreffen und den Sachverhalt aufnehmen, hat sich der Pariser wieder beruhigt. Très bien. (inh)