Mehr Raum für Subkulturen
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Die Kaisertor Initiative wünscht sich mehr Räume für Subkulturen. Am Rheinufer rund um das Kaisertor in Mainz setzt sie sich für einen neuen Skatepark, ein Full-Court-Basketballfeld und legale Graffiti-Flächen ein.
von Eva Schott
Die Kaisertor Initiative besteht aus drei verschiedenen Gruppen: aus dem „Mainzer Rollsportverein“, dem „Letterbox Kollektiv“, das Graffiti-Kunst macht und der Basketball-Gruppe „Uptown Mainz“. Die Initiative setzt sich für die Umgestaltung des Skateparks und Basketballplatzes am Kaisertor ein. Sie möchte einen Ort des Zusammentreffens für verschiedene Subkulturen schaffen.
Das ist im Zuge der geplanten Rheinsanierung möglich. Mit dem Projekt Rheinsanierung soll das Rheinufer in Mainz in drei Schritten verschönert und aufgewertet werden. Der erste Teil links von der Theodor-Heuss-Brücke – von Mainz aus betrachtet – ist bereits sichtlich in der Umgestaltung. Der zweite Abschnitt zwischen Tiefgarage am Rheinufer und dem Zollhafen soll Grünflächen beinhalten und nachhaltig gestaltet werden, der letzte Abschnitt von der Theodor-Heuss-Brücke bis zum Winterhafen ist noch in der Planung. Seit Ende 2022 gehört der obere Bereich am Kaisertor ebenfalls zu dem Projekt Rheinsanierung.
Angefangen hat es Ende 2021 im Rollsportverein mit der Überlegung, inwiefern der Skatepark am Rheinufer verändert werden müsste, um dort wieder gut skaten zu können. Nach der Präsentation erster Ideen im März 2022 erklärte die Stadt Mainz, sie verstünde, dass der Skatepark marode sei, habe gerade aber keine Kapazitäten, daran etwas zu ändern. Ende 2022 bekam die Gruppe dann aber doch noch gute Nachrichten: Der Bereich des Skateparks solle in das Projekt Rheinsanierung mit aufgenommen werden. Zu der bestehenden Gruppe kamen noch Basketballer:innen und Graffiti- Künstler:innen hinzu. Zusammen arbeiteten sie ein Konzept aus, das allen drei beteiligten Gruppen Raum geben könnte, überlegten sich einen Namen, richteten einen Instagram-Account ein und druckten Sticker, um mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erzeugen.
Ihren Vorstellungen nach solle die Fläche der Anlage vergrößert werden, indem etwa lieblose Wiese und rattenbefallene Hecken entfernt werden. Alex Metzdorf von der Initiative sagt: „Wir wollen explizit keinen klassischen Skatepark.“ Stattdessen wünschen sie sich einen Plaza und eine Bowl. So einen Park gäbe es in der Gegend sonst nicht. „Der Plaza-Charakter zeichnet sich dadurch aus, dass nicht die typischen Skateelemente da sind, sondern Elemente, die man auch mit normalen Plätzen verwechseln könnte, aber halt skatebar“, so Metzdorf. Eine Bowl ist ein meist in den Boden eingelassenes Becken, in dem geskatet werden kann. Außerdem wünschen sie sich eingebundene Grünflächen und Bäume, die im Sommer Schatten spenden. Die Basketballer:innen fordern einen Full Court, statt jetzt gerade noch zwei halbe Plätze nebeneinander und besseren Bodenbelag. „Der Boden ist schlimm, man verletzt sich, man macht sich die Schuhe kaputt“, so Alex Metzdorf.
Das „Letterbox Kollektiv“ wünscht sich legale große Wände, um Graffiti sprühen zu dürfen. Alle Gruppen hoffen außerdem auf einen Trinkwasserspender, Beleuchtung mit Zeitschalter, gute Sitzmöglichkeiten und genügend Mülleimer. Eine Idee war auch, den Kiosk, der gerade direkt an der Straße ist, vorne an die Promenade zu versetzen. „Dann könnte das auch ein schöner Ort werden, so ein Treffpunkt“, sagt Alex Metzdorf.
Momentan stehen sie mit der Stadt im regelmäßigen Austausch. Bald soll der Planungsprozess des zweiten Abschnitts mit Bürgerbeteiligung beginnen. Wann es zur Umsetzung kommt, ist noch ungewiss. Die Kaisertor Initiative wünscht sich, langfristig aktiv involviert und gehört zu werden. Es solle nicht so ablaufen wie bei dem Bau des Skateparks am anderen Rheinufer in Kastel. Dort wurden Skater:innen ebenfalls an der Planung beteiligt, im Endeffekt wurden ihre Wünsche jedoch nicht umgesetzt. Es solle auch nicht an falschen Enden gespart werden, sondern wirklich umgesetzt werden, was sich die Bürger:innen wünschen.
Als Sprachrohr für die Szenen hoffen die Mitwirkenden der Kaisertor Initiative auch nach diesem Projekt, andere Räume in Mainz zu gestalten. Denn Räume für Subkulturen gibt es zu wenig und Subkulturen werden in Planungsprozessen selten bedacht. Auch Räume für den Austausch sind sehr wichtig. Im Alten Postlager, wo der Rollsportverein und das Letterbox Kollektiv zu Hause sind, haben sie erste Pläne geschmiedet. Solche Orte, wie das Alte Postlager, sollten erhalten bleiben oder neue langfristigere Lösungen gefunden werden.
Auf die abschließende Frage, was er sich von dem neuen Oberbürgermeister Nino Haase wünscht, antwortet Alex Metzdorf: „Dass er sich für Subkulturen einsetzt, dass er den Skatepark neu baut, dass er Subkulturen, beziehungsweise Bürgerbeteiligungen in Planungsprozessen verbessert und nicht nur in Planungsprozessen, sondern auch in Umsetzungsprozessen.“
Grafik: So stellen sich die Skater:innen der Kaisertor Initiative eine mögliche Gestaltung der Fläche am Kaisertor zwischen Promenade am Rhein und Rheinallee vor.
WTF
Kaisertor Initiative: Instagram
Mainz Skate: Instagram
Letterbox Kollektiv: Instagram
Uptown Mainz: Instagram