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Umwelt

Gefährlicher Gigant – Der Riesenbärenklau

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Beim Star der neuen Folge unserer „Neophytenreihe“ über invasive Pflanzenarten handelt es sich um ein besonders imposantes Geschöpf. Derart beeindruckend ist seine Erscheinung, dass die Popgruppe „Genesis“ ihm 1972 sogar einen Song gewidmet hat: „The return of the giant hogweed“, in dem vor der Übernahme der Menschheit durch die hochgiftige Pflanze gewarnt wird.

von Katja Birkenfeld

Auch der Riesenbärenklau aus dem Kaukasus war ursprünglich als Zierpflanze durch den Menschen nach Europa eingeladen worden. Mit einer Wuchshöhe von über drei Metern und seinen vielfach gefiederten Blättern, die jeweils bis zu Metern lang werden können, empfand man den Exoten als ungewöhnliche Attraktion inmitten des deutschen Blumenbeetes im Garten. Der Stamm ist meist weinrot gefleckt und in der Mitte hohl, er kann an der Basis leicht einen Durchmesser von zehn Zentimetern erlangen. Aufgrund dieses überdimensionierten optischen Features kam die krautige Kreatur zu dem erhabenen Spitznamen „Herkulesstaude“ und war kurzfristig hip.

Als „dufte“ wie eine Persilblumentapete empfand man zunächst auch die riesig flauschigen weißen Blütenstände des Doldenblüters, die bis zu 50 Zentimeter Durchmesser erreichen und aus bis zu 150 Blütenstengeln bestehen können. Damit zeichnet sich das invasiv gewordene Gewächs während seiner Blütezeit im Juni und Juli immerhin als reichhaltiges Bienenmenü aus, produziert allerdings auch pro Pflanze durchschnittlich 20.000 extrem resistente und potente Samen, die ihre Keimfähigkeit über Jahre bewahren können, während sie sich durch Wind und Wasser in jeden noch so entlegenen Winkel Europas tragen lassen. Anspruchsarm lassen sie sich überall dort nieder, wo der Boden nur feucht genug ist und zumindest ein wenig ihrer Leibspeise Stickstoff zu bieten hat. Dies ist nicht nur häufig in Gärten der Fall, sondern auch an den Ufern von Gewässern, an Wald- und – besonders gefährlich – an Wegesrändern, wo er gern von Kindern frequentiert wird, die die ungewöhnlich großen Pflanzenteile abbrechen und zum Spielen benutzen wollen.

Giftiger Saft

Doch der ungeschützte Kontakt mit dem verlockenden Giganten kann für Mensch und auch Tier, zum Beispiel beim Spaziergang mit dem Hund, schmerzhafte Folgen haben. 2008 als „Giftpflanze des Jahres“ ausgezeichnet birgt er in seinem Pflanzensaft heimtückisch eine Substanz, die ihre ätzende Wirkung oft erst einige Stunden, in Einzelfällen aber auch bis zu mehrere Tage nach dem Hautkontakt, entfaltet. In Kombination mit Sonnenlicht ruft der Wirkstoff verbrennungsähnliche Hautveränderungen hervor, dies ist eine seltene Eigenschaft, die als „phototoxisch“ bezeichnet wird und auch als krebserregend gilt.

Wenn der Pflanzensaft auf der Haut oder an der Hundenase mit UV-Strahlung reagieren kann, verursacht er zunächst juckende Rötungen, die sich in der Folge zu Brandblasen auswachsen. An sonnigen Tagen können so leicht Verbrennungen zweiten Grades entstehen. Die nässenden Photodermatosen verheilen nur schwer und können über Wochen Juckreiz verursachen und darüber hinaus sogar langfristig pigmentierte Narben hinterlassen. Der Riesenbärenklau ist inzwischen auch in Deutschland so stark verbreitet, dass das Phänomen unter Medizinern als „Wiesengrasdermatitis“ geläufig geworden ist.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Die weitere Ausbreitung des invasiven Giganten sollte daher im Interesse des Gemeinwohls strikt unterbunden werden, wie Genesis vorrausschauend bereits in den Siebzigern empfahl. Als wäre der Neophyt ein Alien, dessen feindliche Übernahme uns droht, sollten wir bestehende Pflanzenbestände möglichst vor Blüte und Samenbildung beseitigen, wenn sie in unseren Beeten entdeckt werden, dabei aber niemals auf einen schützenden Raumanzug verzichten.

Fachleute empfehlen hierfür tatsächlich Schutzanzug, Handschuhe und Schutzbrille. Derart hermetisch abgeriegelt sollen wir die Pflanzen nicht etwa nur roden, sondern möglichst auch ihre Wurzeln ausgraben und alle Pflanzenteile dem Feuer zuführen. Die Redaktion empfiehlt hier die Zuhilfenahme schamanischer Ritualgesänge und -tänze und einen Ayahuascadrink.

Wer allerdings dennoch unbeabsichtigt Pflanzensaft in Berührung gekommen ist, sollte die betroffenen Hautstellen so schnell wie möglich mit viel Wasser und Seife waschen und vorsichtshalber zwei Tage lang das Sonnenlicht meiden damit diese sich nicht doch noch „verwandeln

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