Lachen ist die beste Medizin
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Seit 1994 besuchen die Clown Doktoren Kinder in Kliniken, ältere Menschen und Demenzpatienten in Pflegeheimen, um ihnen mit Clownerie ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern und ein paar unbeschwerte Momente zu schenken
von Inken Paletta
Das Konzept der Klinik Clowns geht auf den New Yorker Stadtzirkus zurück. Laura Fernandez, eine von dort stammende Clown Doktorin, kam 1993 nach Deutschland, und gründete 1994 in Wiesbaden nach amerikanischem Vorbild den Verein „Die Clown Doktoren e.V.“. Mittlerweile gibt es auch einen Dachverband zu dem 18 weitere Vereine in ganz Deutschland gehören. „Unser Verein mit derzeit 60 Mitgliedern ist allerdings der älteste seiner Art in Deutschland“, verrät Geschäftsführer Rainer Bormuth und erklärt: „Hier in Wiesbaden in den Dr.-Horst- Schmidt-Kliniken hat alles begonnen, auch Dank der großen Unterstützung des damaligen Leiters der Kinderklinik, Prof. Dr. med. Michael Albani.“ Aktuell sind rund 40 Clown Doktoren in 15 Kinderkliniken und 10 Seniorenheimen im Rhein-Main Gebiet im Einsatz. Finanziert wird die Arbeit der Honorarkräfte über Spenden. „Wir erhalten keine institutionelle Förderung“, so Bormuth. Eine Stiftung unterstützt den Verein beim Fundraising.
Humorvolle Abwechslung am Krankenbett
Corona hat die Clowns-Visiten lange Zeit unmöglich gemacht. „Wir sind deshalb froh, wieder vor Ort arbeiten zu können, denn Online- Visiten sind nur bedingt eine Alternative. Sie erschweren die Improvisation. Doch gerade davon lebt die Clownerie“, meint Ruth Albertin, die nicht nur die künstlerische Leitung von „Die Clown Doktoren e.V.“ verantwortet, sondern als „Dr. Krümel“ gemeinsam mit einem Clown-Kollegen auch selbst regelmäßig für Spaß und gute Laune am Krankenbett sorgt. Denn Blut abnehmen, Ultraschall, Infusionen, nicht aufstehen dürfen oder mit Freunden spielen können und noch dazu Schmerzen haben. Das zehrt an den Nerven, gerade bei den kleinen Patienten auf der Kinderstation. „Unsere Clowns-Visiten sind aber auch ein Lichtblick für Geschwister, Eltern oder Großeltern, denn es gibt nichts Schöneres, als ein lachendes Kind“, meint Albertin. Und auch das Pflegepersonal freut sich über die humorvolle Abwechslung auf Station. Zudem fördere Spaß und Humor die Genesung.
Clown Doktor – Ein anspruchsvoller Job mit Herz
Doch wie wird man Clown Doktor? „Voraussetzung bei uns ist eine künstlerische Ausbildung, am besten mit Schwerpunkt Clownerie“, verrät Albertin, die selbst eine zweijährige Ausbildung an der Clownsschule in Mainz mitbringt. „Eine solche Ausbildung ist wichtig, denn der Beruf des Clown Doktors ist sehr anspruchsvoll.“ Man müsse das komplette Handwerk der Clownerie beherrschen, wie Slapstick, aber auch Improvisation, denn jede Visite wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Dazu gibt es im Vorfeld einen Austausch mit dem Pflegepersonal. „Oft begleiten wir auch schwerkranke Kinder, zum Beispiel auf der Krebsstation und seit 2012 sind wir im Hospiz „Bärenherz“ in Wiesbaden aktiv. Wir kommen somit täglich mit Krankheiten und oft auch mit dem Thema Tod in Berührung, was natürlich auch mental sehr anstrengend ist.“ Wichtig sei es aber, auch wenn es schwerfällt, beim Einsatz vor Ort, immer voll in seiner Rolle zu bleiben. „Denn unsere Aufgabe als Clown Doktor ist es, für Humor und gute Stimmung am Krankenbett zu sorgen, zu dem die Angehörigen der kleinen Patienten meist nicht selbst die Kraft haben. Clown Doktoren müssen darüber hinaus auch über die Hygienevorschriften in den Kliniken- und Pflegeeinrichtungen sowie über diverse Krankheitsbilder Bescheid wissen.“ Mit einem sechsmonatigen Trainee-Programm, dem ein Auswahlverfahren vorausgeht, werden die Clown Doktoren in Wiesbaden auf ihre Einsätze in den Kliniken und Pflegeeinrichtungen vorbereitet. Die Qualitätskriterien dafür gibt der Dachverband vor.
Einsatz im Pflegeheim – Musik weckt Emotionen
Und auch der Einsatz im Kinderhospiz sowie in den Pflegeheimen erfordert sehr viel Einfühlungsvermögen. „Viele Patienten in den Altenheimen sind bettlägerig oder auch dement“, erzählt Albertin. Hier zähle oft eine Berührung wie ein Händedruck. Aber auch Musik habe bei Demenzpatienten eine positive Wirkung. „Daher habe ich immer mein Akkordeon dabei“, so Albertin. Oft sorgten Schlager wie Bella Ciao oder Kinderlieder, an die sich die dementen Bewohner erinnern, schon für ein Lächeln oder eine kleine positive Gefühlsregung. Aber auch vielen noch mobilen Pflegeheimbewohnern tut der Besuch der Clown Doktoren gut. „Einmal sagte ein älterer Herr zu mir: Zum Glück bin ich noch nicht unter der Erde, sonst hätte ich euch heute nicht erlebt! Solche positiven Rückmeldungen von den Pflegeheimbewohnern aber auch die vielen fröhlichen Gesichter der Kinder und Eltern bestätigen mir jeden Tag aufs Neue, dass ich in meinem Job richtig bin“, freut sich Albertin.
WTF
Die Clown Doktoren e.V.
Tel.: 0611/9410176
clown-doktoren.de