„Wir brauchen eine neue Aufklärung“
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In seinem Buch „Intelligenz jenseits der Logik“ kritisiert Fritz Kröger die Dominanz der Logik. Im STUZ-Interview erklärt er, warum sie den Menschen in seiner Entfaltung begrenzt.
Interview Tim Porzer
STUZ: Ist das Zeitalter der Logik vorüber?
Fritz Kröger: Nein. Die Logik muss angemessen begrenzt werden. Wir brauchen die Logik nach wie vor, nur wir haben ihr einen Stellenwert eingeräumt, der ihr nicht zukommt. Wir haben eine Logikdominanz zugelassen, die uns im Restbereich der Intelligenz verzwergt hat. Wir haben sie so weit nach vorne geschoben, dass wir eine neue Aufklärung brauchen, um sie zu relativieren. Wir brauchen sie aber nach wie vor für das tägliche Brot.
In ihrem Buch sprechen Sie wiederholt von der emotionalen Intelligenz. Was sind aus Ihrer Sicht deren Vorteile?
Sie können im mitmenschlichen Bereich ohne eine Kompetenz in emotionaler Intelligenz gar nicht erfolgreich sein, gar nicht reüssieren. Die Emotionalität dominiert im Endeffekt die ganze Kognition des Menschen. Das zeigt auch die Diskussion der Bedeutung des Intelligenzquotienten. Intelligenz hilft ihnen bis zu einem gewissen Grad im Leben, dann müssen sie einfach andere Hebel und im Wesentlichen starke emotionale Intelligenzelemente haben, um erfolgreich zu sein, sonst können sie mit Menschen gar nicht umgehen. Das zweite ist natürlich, wenn sie unter bestimmten Rahmenbedingungen anfangen zu schreiben, dann bekommen sie einen Flow und der Flow ist ein Glücksgefühl hoch drei. Ich habe dieses Buch zum Teil im Flow geschrieben, es war eine unglaubliche Freude, sie sind wie im Rausch und ihnen fällt alles zu.
Sie benennen Vorteile und Chancen der emotionalen Intelligenz. Birgt es nicht auch Risiken, die Logik aufzugeben? Stichwort Fake News und Verschwörungstheorien.
Das ist ja gerade im amerikanischen Wahlkampf passiert, sie haben es missbraucht. Und wenn es dann in die Hände von solchen Leuten gerät, die das können und das konnte der Trump offenbar, dann können sie damit auch Schaden anrichten. Deswegen brauchen sie eine Grundausstattung der Logik. Wir brauchen den kritischen Geist, nur eben in einem Blumenstrauß von verschiedenen Möglichkeiten. Sie dürfen sich nicht nur auf die Emotionalität verlassen, wir brauchen ein logisches Korrektiv immer im Hintergrund.
Sie sagen, dass nur 20 Prozent des Lebenserfolgs mit dem Intelligenzquotienten zu tun haben. Was sind die anderen 80 Prozent?
Es beginnt mit der Körperintelligenz. Der gesamte Körper ist hochintelligent. Das beginnt mit den einzelnen Zellen, dann kommen sie über die Chakren. Die Chakren haben ihre eigene Intelligenz, das Herz hat zum Teil mehr Intelligenzzellen als das Gehirn. Wenn sie das Herz öffnen, haben sie eine enorme Ausstrahlung im emotionalen Bereich. Ich beginne beim Körper, bei der Emotionalität, bei der Intuition, bei der Spiritualität. Dieses Konzert sind mindestens die 80 Prozent. Wenn sie in die Spiritualität gehen bekommen sie Zugang zur Körperintelligenz. Wenn sie meditieren, übernimmt der Körper das Regime. Das merken sie auch, wenn sie fasten.
Mit den strauchelnden IT-Konzernen IBM und ATT zeigen Sie die Gefahr des Verharrens in alten Mustern. Muss man sich heute täglich neuerfinden?
Die meisten Fehler passieren nicht aus Dummheit, sondern aus Überheblichkeit. Und das merken sie bei großen Firmen. Sie müssen sich permanent hinterfragen, das wird jetzt mit dem technologischen Fortschritt noch mehr. Der Fortschritt nimmt ja zu und dementsprechend muss die Bereitschaft, sich zu hinterfragen, fast noch zunehmen. Daran sind die großen Firmen leider gestorben. Zu meiner Zeit war IBM der Weltmonopolist und jetzt ist es eine kleine Firma. Die haben im Endeffekt den Fortschritt nicht verstanden. Und dabei ruinieren wir die Basis auf der wir leben, unseren Planeten. Der Materialismus, der im Grunde eine Folge der Logik war, war so erfolgreich und er hat eben keine eingebaute moralische Bremse. Und wenn sie so einen Mann haben wie Bolsonaro oder Trump, die merken gar nicht, dass sie das Ding gegen die Wand fahren.
Sie waren 32 Jahre im Management Consulting und sind bereits mehrfacher Autor. Wie kamen Sie zum Thema Logik?
Ich habe mich mit logischen Themen generell befasst. Die Wirtschaft wird von der Logik beherrscht. Die Newtonsche Wissenschaft ebenfalls. Daher wenn sie in der Wirtschaft arbeiten wollen oder auch an der Börse, die Börse hat eine hohe emotionale Komponente, aber die Kernelemente sind logisch, dann müssen sie logisch sehr stark sein. Auch die Bücher, die ich geschrieben habe, das waren alles empirische Bücher. Das ist pure Logik und plötzlich merken sie, das ist nicht alles. Von 1976 bis 2009 war ich weltweit unterwegs und habe in der Zeit eine wahnsinnige Wachstumsentwicklung der Welt erlebt. Aber plötzlich merkte ich, das führt im Endeffekt zu einem Desaster. Das war für mich der Anlass das Buch zu schreiben. Und wenn sie in Asien unterwegs sind, dann merken sie die wahnsinnige Umweltzerstörung. Also war etwas in der Steuerungsmechanik der Menschen falsch und das habe ich versucht, in dem Buch aufzudecken.
Warum sind wir wohlhabend aber unglücklich?
Es beginnt in den USA. Das ist eine rein materiell geführte Kultur. Das heißt: Materielle Anhäufung ist Glück. Und wenn sie genau hinschauen, ist das nicht so. Ich habe viel mit großen Firmen und Erben großer Firmen gearbeitet und die waren überhaupt nicht glücklich. Die litten unter dieser Last der Materie. Glück ist etwas ganz anderes. Nehmen sie doch die Aussage, ich schreie vor Glück, wenn ich mein Paket von Zalando bekomme. Wo sind wir denn da gelandet?