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Kultur

Geht auf Felegs NaccKen

Messerscharfer Flow, Texte aus dem Leben. STUZ hat den Rapper Feleg zum Release-Auftritt seiner „NaccKen ep02“ in Mainz getroffen.

Von Caroline Alberta Glabacs

Der Rap-Künstler Feleg kommt ursprünglich aus Mannheim, seine Wurzeln liegen in Eritrea. Wohnhaft ist er aktuell in Berlin. Seit seinen Teenager-Jahren macht er bereits eigene Musik. Immer wieder startete er musikalische Versuche, um der schiefen Bahn zu entkommen. Seine erste Anlaufstelle waren Freunde, die bereits in der Musikszene aktiv waren. Am bedeutendsten findet er die Abstammung von Yemane Barya, einem prominenten und gefeierten eritreischen Sänger, Songwriter und politischen Aktivisten, der mittlerweile verstorben ist. Seine Texte schreibt Feleg selbst, in der Regel steht dann die instrumentale Grundlage schon. Inspiriert vom düsteren Sound, der aus Chicago, Atlanta und Memphis kommt, legt Feleg besonderen Wert auf die lyrische Komponente. Lieder entstehen durch Gedanken, die er im Alltag mit sich trägt – jene Worte, die diese Gedankengänge am besten beschreiben, werden zur Grundlage eines Songs. Nun präsentiert der Künstler seine neueste Veröffentlichung, die „NaccKen ep02“, und spielt die Release-Show mit befreundeten Artists im Mainzer KUZ.

STUZ: Auf der Bühne hast du zum ersten Mal öffentlich über deine Erkrankung gesprochen – Multiple Sklerose. Würdest du genauer darauf die eingehen und erklären, wie du dadurch beeinflusst wirst?
F: Rückblickend gab es die Anzeichen schon früher, aber den Wake-Up-Call bekam ich 2017/2018. Ich war fast einen Monat lang gelähmt, bis man mich medikamentös stabilisieren konnte. Meine Gedanken schossen direkt in die Richtung der Musik: Wie könnte ich als körperlich beeinträchtigte Person weiter meine Kunst voll und ganz ausleben? Wie kann ich mich als Artist präsentieren, ohne auf die Krankheit reduziert zu werden? Seitdem ist MS mein ständiger Begleiter. Heute sehe ich MS auch als eine Art Segen. Ich bin mehr bereit, Risiken einzugehen, denn wer weiß, wie lange man noch die Möglichkeit hat. Daher auch die Referenz in meinem Song „Day1“ mit Ozelot: „Chronisch krank sein ist das beste, was mir je passiert ist“.

Bei der Release Party war auch deine Mutter anwesend. Wie steht deine Familie zu deiner Karriere?
Es war tatsächlich das erste Mal, dass meine Mom bei einer Show dabei war. Und ich bin froh, dass ich ihr eine akkurate, ehrliche Version von mir auf der Bühne zeigen konnte. Ich glaube, es hilft auch allgemein bei dem Verständnis gegenüber meiner Musik. Ich komme aus einer Großfamilie, und da neben meinem Onkel auch mein Cousin musikalisch unterwegs ist, sind die Erwartungen relativ hoch.

Wie schätzt du die deutsche Rap-Szene aktuell ein, was fehlt dir?
Es gibt enorm viel Potential, aber es ist alles sehr auf Erfolg und Zahlen getrimmt. Es gibt kaum Nährboden für Neues. Nische-Genres haben es also besonders schwer, da die Leute nicht besonders empfänglich für Experimente sind. Klar ist, dass Rap auch hierzulande von uns getragen wird – Black people, PoC und Migras, diejenigen, die sich besonders durch Rappen ein Gehör verschaffen können, wollen und müssen.

Warum hast du für die Release-Party Mainz ausgewählt?
Das Rhein-Main-Gebiet hat mir das erste Mal wirklich Liebe gezeigt. Auch die Zusammenarbeit mit Jakepot aus Frankfurt hat in dieser Region Wellen geschlagen. Ich habe das Gefühl, die Leute hier verstehen meinen Film, deshalb hatte ich auch schon mehrere Shows in der Gegend. Außerdem finde ich, dass Mainz nach Heidelberg die schönste Altstadt hat.

Was machst du nach einem Auftritt am liebsten?
Essen. Vor dem Auftritt esse ich nicht. Gestern habe ich Harzer Käse gesnackt.

Ein Fact über dich, der die Leute überraschen würde?
Da gibt es richtig viel … Ich habe zum Beispiel seit einem halben Jahr meinen offiziellen Waffenschein. Mein Lieblingsgame ist Skyrim, ziemlich nerdy. Ich habe früher Akustik-Gitarre gespielt. Ich bin Vegetarier.

Worauf können sich deine Fans in der Zukunft freuen?
Mein nächstes Projekt ist schon in Aussicht. Mit „RüccKen ep01“ habe ich mich klar positioniert, mit „NacCken ep02“ habe ich meine dunkelsten Ecken aufgedeckt. Jetzt bin ich an einem Ground Zero angekommen. Ich möchte neue Facetten an mir entdecken, mich selbst reflektieren und alles in meine Musik einbauen.

Eine Runde This or That: Diamond grillz oder Cuban chain?
Cuban chain, weil man es casual kombinieren kann.

Berlin oder Mannheim?
Auf jeden Fall Mannheim.

Festival oder Clubtournee?
Club. Klar machen Festivals Bock, aber es ist mit viel Stress und Hektik verbunden. Clubs haben eine intimere Atmosphäre.

Studio session: Late night oder all day?
All day. Das ist erfahrungsgemäß viel produktiver. Gerne bis in die Nacht rein.

Techno oder Schlager?
Poah, frech (lacht). Wenn ich wählen müsste … hat Techno meiner Meinung nach mehr Charakter.

WTF
Checkt Felegs Musik auf allen gängigen Musik-Streaming-Plattformen und bleibt auf dem Laufenden via instagram und tiktok:
felegshredder

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