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Gesellschaft Stadt Wiesbaden

Geht und spielt!

„Spiel und Kultur“, der neugegründete Brettspielverein aus Wiesbaden, möchte das Potenzial des Spielens nutzen, um unsere Gesellschaft ein kleines bisschen mehr zur Gemeinschaft zu machen.

Von Daniela Klotz

Beim Spielen spielt es keine Rolle, welche Hintergründe Menschen haben“, sagt Sebastian Wenzel, einer der Vereinsgründer. „Je nach Spiel kommt es auch nicht auf bestimmte Fähigkeiten an.“ Da treffen sich einfach Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, Kulturen oder Altersgruppen und verbringen gemeinsame Zeit mit Spielen.

Ende 2024 gründeten eine Handvoll Brettspielenthusiasten den Brettspielverein „Spiel und Kultur“. Laut der Satzung gilt: „Zweck des Vereins ist die Anerkennung und Förderung des Kulturguts Spiel, des interkulturellen Austauschs sowie der allgemeinen Förderung von Bildung durch Spiele.“

Im Rhein-Main-Gebiet gibt es bereits eine ganze Menge an Brettspielveranstaltungen, die von Vereinen, Kirchen oder Kulturinstitutionen organisiert werden. Auch die Gründer von „Spiel und Kultur“ laden seit Jahren in Wiesbaden Mitte und in Biebrich zum Spielen ein. Jede Woche kommen dann jeweils zwischen 15 und 30 Leute zusammen.

Genau darum haben Sebastian Wenzel, Tilmann Reiffen, Thomas Holstein, Arne Thomas, Melanie Heck und Thomas Klotz-Seyffer „Spiel und Kultur“ gegründet. Wenn man beim Spielen so leicht Menschen an einen Tisch bekommen und Grenzen überwinden kann, dann kann man den Spieltrieb auch nutzen, um den Austausch über das Spielen hinaus zu fördern. Wer sich am Spieltisch sympathisch gefunden hat, kann ja auch außerhalb der Veranstaltung etwas zusammen unternehmen, ist die Idee.

Dahinter steckt ein großes Wort: Inklusion. Und zwar im Sinne von gleichberechtigter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle. Öffentliche Spieleveranstaltungen oder Kooperationen wie die mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), das Spielen aus archäologischer Sicht erforscht, sind nur der Anfang. Für die Vereinsgründer ist es denkbar, künftig auch in Altenheimen, Jugendzentren, Bibliotheken oder Flüchtlingsunterkünften aktiv zu werden, Medien herauszugeben, Blogs zu betreiben oder Bibliotheken bei der Anschaffung von Spielen und entsprechender Literatur zu unterstützen.

Denn Spiele, erklärt Wenzel, sind mehr als Unterhaltung. Sie bewahren Traditionen und kulturelle Identität, sie fördern Kreativität und sozialen Austausch, sie können eine pädagogische Funktion haben oder Diskurse anregen. Vor allem geben sie Auskunft über die Gesellschaft, die sie schuf. Sie bieten den Spielenden die Möglichkeit, sich in der Gesellschaft zu spiegeln, das Leben spielend zu begreifen. „Gespielt haben Menschen schon immer. Ob in der Frühzeit oder im alten Rom“, sagt Wenzel. Schach oder Go sind sozusagen Zeitzeugen dieser langen Spielgeschichte.

Heute ist das Angebot an Brettspielen nahezu unüberschaubar. Und jedes Jahr kommen mehr als tausend neue Spiele auf den Markt. Spiele, die man miteinander spielt, haben solche, die man gegeneinander spielt, weitestgehend abgelöst. „Wer will denn heute noch bei Monopoly ausscheiden und dann bis zum Ende zusehen müssen?“ fragt Wenzel. Für ihn ist ein Spiel wie Die Siedler von Catan wesentlich spannender: Einfache Regeln, ein Spielbrett, das sich bei jeder Partie verändert, und eine Handlung, die auch diejenigen mitnimmt, die gerade nicht am Zug sind.

In Wenzels privater Spielesammlung finden sich aktuell gut dreihundert Spiele. „Die meisten meiner Vereinskollegen haben noch mehr“, sagt er. Die Spielebibliothek des Vereins – im Fachjargon „Ludothek“ genannt – ist jedenfalls noch ausbaufähig, auch wenn sie bereits, wie Wenzels Sammlung, dreihundert Spiele umfasst.

Die Vereinsmitglieder achten immer darauf, die passende Auswahl für ihr jeweiliges Publikum parat zu haben: Sitzen zum Beispiel Menschen verschiedener Kulturen an einem Tisch, werden sprachneutrale Spiele gespielt oder solche, die auf Kooperation setzen. Für Kinder werden Spiele ausgesucht, die nicht zu lang dauern und leicht verständliche Regeln haben oder sich für ein beständiges Kommen und Gehen der Spielenden eignen. Kommen Alt und Jung zusammen, kommen Spiele auf den Tisch, die alle Generationen gleichermaßen ansprechen. Für Profis gibt es anspruchsvolle Strategiespiele und für historisch Interessierte auch mal Geschicklichkeitsspiele aus früheren Epochen. Sogar Spiele zum Alleine-Spielen gibt es. Und immer eine fachkundige Beratung.

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Wiesbaden Spielt

Spiel und Kultur e. V.:
Spielundkultur.de

Sebastian Wenzels Onlinemagazin zum Thema:
Kulturgutspiel.de

Foto: Spielundkultur.de

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