Lade

Tippen zum Suchen

Gesellschaft Kultur Mainz Stadt Wiesbaden

Stadtführungen der anderen Art

Teilen

Der Verein „Geographie für Alle e.V.“ (GfA) zeigt auf seinen Stadtrundgängen und Rallyes Mainz, Wiesbaden und Frankfurt aus besonderen Blickwinkeln.

von Inken Paletta

Wir wollen Touristen, Zugezogenen, auch Einheimischen die jeweilige Stadt und ihre Umgebung aus einer neuen, meist ungewohnten Perspektive zeigen. Wir klappern nicht nur die Sehenswürdigkeiten ab, sondern vermitteln in den Führungen historisches Wissen zur Stadtgeschichte oder auch geographische und naturkundliche Aspekte“, erzählt Professor Dr. Günter Meyer vom Geographischen Institut der Universität Mainz. Die Idee kam ihm 1993, zu Beginn seiner Professur in Mainz, während einer Studienexpedition in das jordanische Bergland. „Zunächst stieß das Projekt auf keinerlei Interesse. Doch zurück in Mainz waren zwei Studierende bereit, sich an dem Projekt zu beteiligen, was dann zur Gründung unseres Vereins führte.“ Nach einer gemeinsamen didaktischen Schulung entstanden die ersten fünf Themenführungen. „Die Resonanz in der Bevölkerung war überwältigend und ist bis heute ansteigend“, so Meyer. Mit einem Jubiläumsprogramm zum fünfjährigen Vereinsbestehen, bei dem unter dem Motto „Längste Stadtführung der Welt“ ein Rundgang von 26-stündiger Dauer angeboten wurde, hat es der Verein sogar bis ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft.

Vielfältiges Angebot an Führungen
„Viele unserer Mitglieder und Gäste sind in einer der drei Städte aufgewachsen und kommen gerne zu den Führungen, weil sie dabei immer Neues und Interessantes über ihre Heimatstadt erfahren“, erzählt Meyer. Derzeit gibt es rund 100 Führungen: beispielsweise historische Rundgänge durch das römische oder mittelalterliche Mainz sowie Führungen zu Persönlichkeiten der Mainzer Literaturszene oder über den alten russischen Friedhof in Wiesbaden. Eine Exkursion durch das Naturschutzgebiet „Mainzer Sand“ vermittelt Wissen über die dort vorkommenden Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel die blauflügelige Ödlandschrecke. Außerdem erfahren die Besucher, wie sich der Ausbau der nahegelegenen Autobahn auf den Naturschutz auswirkt. Beliebt sind auch die kulinarischen Führungen zum Beispiel im Dezember die Führung „Besinnliche Weihnachtszeit“ mit Glühwein, Plätzchen und Kerzen, bei der die Teilnehmenden mehr über Weihnachtstraditionen aus aller Welt erfahren. „Höhepunkt unseres Jahresprogrammes ist jedoch stets der „Tag des Mainzer Hauptfriedhofs“ an Allerheiligen. Dabei schlüpfen Studierende der Theaterwissenschaft der Universität Mainz und ausgebildete Schauspieler an den Gräbern in die Rollen der Verstorbenen und berichten aus deren Leben“, erzählt Meyer und ergänzt: „Viele Besucher kommen jedes Jahr wieder, weil das Thema wechselt. In diesem Jahr ging es um Mainzer Musiker.“ Die meisten Führungen können auch für private Anlässe wie Geburtstage oder Betriebsausflüge gebucht werden. Hinzukommen Rallyes und Führungen für Kindergruppen und Schulklassen jeder Altersstufe. „Bei einigen Themen kooperieren wir auch mit Institutionen in Mainz, der Volkshochschule in Wiesbaden und dem Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt“, so Meyer.

Stadtführer:innen gesucht
Mittlerweile zählt der Verein rund 300 Mitglieder und feiert in diesem Jahr bereits sein 30-jähriges Bestehen. Für einen Jahresbeitrag können GfA-Mitglieder kostenlos an allen Führungen des Vereins teilnehmen. Mit der „StattReisen-Card“ haben Fördermitglieder darüber hinaus freien Zugang zu Stadtführungen in 18 weiteren Städten. „Wir sind auch immer auf der Suche nach neuen Stadtführerinnen und -stadtführern. Mitmachen kann jeder, der sich mit einem Thema auskennt und Lust hat, eine Führung auszuarbeiten, für die es natürlich auch ein angemessenes Honorar gibt“, sagt Geschäftsführer Jan Pastor, der aus dem Ruhrgebiet stammt und seit dem Wintersemester 2015/2016 in Mainz Geographie studiert. „Ich habe über den Newsletter von Prof. Dr. Meyer von den Stadtführungen erfahren“, erinnert er sich und fügt hinzu: „Zu Beginn meines Studiums hatte ich Angst vor Gruppen zu sprechen, doch das muss man später als Stadtplaner können. Die Teilnahme an den Stadtführungen der GfA war für mich die Gelegenheit, meine Scheu davor abzulegen.“ Heute leitet Pastor vor allem Führungen für Kinder- und Jugendliche. „Für Lehramtsstudierende ist das auch eine tolle Möglichkeit, Erfahrungen zu Exkursionen mit Schülerinnen und Schülern zu sammeln. Das lernt man in der Regel im Referendariat nicht.“ Zweimal im Jahr findet eine didaktische Schulung statt, in der die Neueinsteiger auf die Führungen vorbereitet werden. „Wer Interesse hat, kann sich gerne initiativ bei uns bewerben. Wir haben auch einen Newsletter, den man per Mail abonnieren kann und der wöchentlich über aktuelle Stadtführungen im Rhein-Main-Gebiet informiert.“

geographie-fuer-alle.de

Tags
Vorheriger Artikel
Nächster Artikel