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Gesellschaft

Männer, Männer, Männer

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Das Leben mit Männern kann zu Risiken und Nebenwirkungen führen. Was tun mit der Spezies Mann? Ein Erfahrungsbericht für alle Männer da draußen.

von Princesha Salihi

Ein Mann hat mich begrapscht. Auf einem Fest hat er das dichte Gedränge vor der Bühne ausgenutzt, um mir an den Hintern zu fassen. In den ersten Minuten danach fasste ich mich an derselben Stelle an. Auf dieselbe Art. Ich strich über meinen Hintern, langsam von der Hüfte zur Pobacke, dann packte ich fest zu. Ich wollte wissen, wie es sich für ihn angefühlt hat. Ich wollte wissen, was er gespürt hat. Doch natürlich kann ich das niemals spüren. Fünfmal, sechsmal, immer wieder machte ich die Bewegung. Aber während ich Angst, Ohnmacht und Ekel fühlte, hat er sich machtvoll gefühlt. Während ich jedes Mal innerlich erschauderte, hat es ihn innerlich erregt.

Das ist nicht erste Mal, dass mir so etwas passiert und – und das macht mich zornig – es wird wahrscheinlich nicht das letzte Mal gewesen sein. Es ist mir aber nicht einfach so passiert. Ein Mann hat sich bewusst für einen sexuellen Übergriff entschieden. Ich spreche mit Freundinnen über die Situation. Ausnahmslos jede hat schon sexuelle Belästigung erlebt.

Von Mainz bis Siena
Ich bin das zweite Wochenende meines Auslandssemesters in Siena. Das Fest wurde von einer der 17 Contradas der Stadt ausgetragen, die das jährliche Pferderennen gewonnen hat. Ich habe mich wohl gefühlt in Siena. Jetzt fühle ich mich nicht mehr sicher in der Stadt. Wenn ich am späten Abend nach Hause laufe, bin ich verängstigt. Ich höre keine Musik, habe mein Handy griffbereit in der Hand und scanne die dunklen Gassen und Straßen genau ab. Während ich mir online Pfefferspray und Alarmanhänger für den Schlüsselbund anschaue, gibt es einen Mann, der sich unbehelligt ins Café setzt, den hübschen Tisch in der Sonne wählt und den wirklich leckeren italienischen Kaffee genießt. In den Tagen danach wich meine Angst einer Wut, wie ich sie noch nie in mir gespürt habe. Die Szene wiederholte sich in meinem Kopf. Wieder drehte ich mich um und sah sein Grinsen. Nur diesmal lief ich nicht erschrocken weg, versteckte mich nicht zwischen meinen Freund:innen. Diesmal drehte ich mich um und schlug ihm ins Gesicht. Erst links, dann rechts. Ich packte seinen Kopf, zog ihn nach unten und knallte ihn gegen mein Knie. Immer und immer wieder. Ich schlug sein hässliches Gesicht zu Brei.

Sexuelle Belästigung ist natürlich kein sonderbares Problem italienischer Männer. Während mir eine Freundin am Telefon von einer ähnlichen Situation in einem Mainzer Club erzählt, bemerkt die nächste, dass wir die Zahlen der sexuellen Übergriffe auf dem Oktoberfest abwarten müssen. Niemand scheint sicher vor Männern zu sein. An keinem Fleckchen Erde.

Männer, Männer, Männer
Als ich das erste Mal lüstern von zwei Männern in einem Regionalzug beobachtet wurde und hörte, wie sie darüber fantasierten mich zu berühren, war ich 14 Jahre alt. Es zieht sich durch das Leben vieler Frauen. Noch bevor ich zum Studium auszog, bildete sich die erste große MeToo-Bewegung, der noch viele weitere Auflagen folgen sollten. Heute bin ich froh, dass das Wort Femizid allmählich den Euphemismus „Beziehungstat“ ersetzt. Dass es auf Veranstaltungen und in Clubs häufig „Awareness-Personen“ gibt. Heute bewundere ich starke Frauen wie Gisèle Pelicot, die ihren Kampf für alle Opfer sexualisierter Gewalt kämpfen. Und doch ist es so erschütternd und ermüdend von diesen Taten zu lesen. Besonders, wenn man von Männern wie Thomas Gottschalk liest, die Frauen nur „dienstlich“ anfassen und nicht zu verstehen scheinen, warum eine solche Darstellung problematisch und gefährlich ist.

Frauenfreundschaften
Eine Woche vor meiner Fahrt nach Siena besuchte ich mit Freundinnen das Mainzer Filmz Festival. Es lief der italienische Film “C’è ancora domani”. Der Eröffnungsfilm thematisiert die häusliche und patriarchale Gewalt im Italien der Nachkriegszeit. Während der letzten zwanzig Minuten halte ich die Hand einer Freundin. Wir fühlen für die Protagonistin, wir fühlen uns als die Protagonistin. Am Ende gibt es Tränen und eine Diskussion über die Macht des weiblichen Kollektivs. Niemals würde ich die Freundschaften und Beziehungen missen wollen, die ich als Frau zu Frauen habe. Die Unterstützung und Empathie, die eine Intimität jenseits von Romantik zulässt, habe ich leider nur selten im Kontakt mit Männern. Ich fühle mich dank ihnen nicht allein. Ich wünsche mir aber von Männern, dass sie einander zur Verantwortung ziehen. Dass sie sich aktiver an die Seite von Frauen stellen.

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