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Kampf gegen Kälte

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Foto: Benjamin Lehman via pexels.com

Mehr als 600.000 Menschen sind in Deutschland wohnungslos, ein Teil davon lebt auf der Straße. Vor allem im Winter kann Obdachlosigkeit jedoch lebensbedrohlich werden.

von Sina Möhlenkamp

Wenn die Temperaturen sinken, tauschen viele Menschen ihre Sommerdecken gegen warme Daunen oder drehen die Heizung auf, um es sich gemütlich zu machen. Für obdachlose Menschen ist das jedoch keine Option. Für sie bedeutet der Winter eine besonders harte Zeit, denn die Kälte kann schnell lebensbedrohlich werden. Selbst bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt steigt das Risiko für Menschen, die bereits gesundheitlich geschwächt sind, erheblich. Laut einer Hochrechnung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) waren in Deutschland im Jahr 2022 insgesamt 607.000 Menschen als wohnungslos gemeldet. Der Begriff „wohnungslos“ umfasst dabei alle Menschen, die keinen eigenen Wohnraum haben, aber bei Freunden, Verwandten oder in Einrichtungen vorübergehend unterkommen können. Hingegen bezeichnet „obdachlos“ jene Menschen, die über keine vorübergehende Unterkunft verfügen und auf der Straße leben. Im Jahr 2022 betraf dies circa 50.000 Menschen in Deutschland.

Doch wie verlieren Menschen ihre Wohnung? Laut dem BAG W verlieren 57 Prozent der Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft ihre Wohnung aufgrund einer Kündigung. Aber auch Miet- und Energieschulden, Konflikte im Wohnumfeld sowie Trennung oder Scheidung können Auslöser sein. Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit hingegen hatten laut der BAG W meist nie eine Wohnung. Insgesamt sieht Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAG W, aber vor allem auch die hohen Mietpreise als Auslöser: „Der fehlende bezahlbare Wohnraum ist und bleibt der Hauptgrund für die Wohnungsnot in Deutschland: Deutsche wie nicht-deutsche Wohnungslose können daher nicht angemessen mit eigenem bedarfsgerechtem Wohnraum versorgt werden.“ Dabei seien einkommensarme Ein-Personen-Haushalte, Alleinerziehende und kinderreiche Paare besonders gefährdet.

Im Jahr 2022 wurden in Rheinland-Pfalz etwa 12.000 Personen als wohnungslos erfasst – eine Steigerung um mehr als das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zählung beschränkt sich jedoch ausschließlich auf Menschen in Not- und Gemeinschaftsunterkünften. Gemäß einer Erhebung aus dem Jahr 2020 hatten Kommunen und Träger sozialer Einrichtungen etwa 6.000 Obdachlose erfasst. Im gleichen Jahr waren in Hessen 22.346 Menschen als wohnungslos gemeldet, wobei geschätzt etwa 3.000 von ihnen auf der Straße oder in anderweitigen Unterkünften leben.

Die Verantwortung für die Bereitstellung von Notunterkünften liegt bei den Kommunen. In Wiesbaden wurden im vergangenen Jahr, zusätzlich zu den bestehenden Notunterkünften, im Rahmen des spendenfinanzierten Projekts „DachübermKopf“ fünf kleine Mini-Häuschen errichtet. Diese bieten obdachlosen Menschen eine einfache, aber wichtige Zuflucht: eine kleine Holzhütte, ausgestattet mit einem Bett, einem Regal und einer Trockentoilette. Auch in Mainz gibt es derzeit sechs Notunterkünfte, darunter zwei, die speziell für Frauen vorgesehen sind. Diese geschützten Räume sind besonders wichtig, da viele obdachlose Frauen Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind und sich in gemischten Unterkünften unwohl fühlen. Wie der Arzt Gerhard Trabert im vergangenen Jahr dem SWR mitteilte, möchten viele Frauen deshalb nicht gemeinsam mit Männern unter einem Dach schlafen. Seit mehr als 20 Jahren ist der Sozialmediziner mit seinem „Arztmobil“ in Mainz unterwegs und bietet medizinische Hilfe für Menschen auf der Straße. Trotz der zahlreichen Hilfsangebote meiden viele obdachlose Menschen die Nutzung von Notunterkünften. „Viele berichten mir, sie haben Angst dorthin zu gehen, weil sie beklaut werden, weil sie eventuell mit anderen Obdachlosen nicht klarkommen. Man muss sich überlegen, dort sind Menschen auf engstem Raum, die sonst eigentlich eventuell gar keinen Kontakt miteinander hätten”, berichtet Marcio Demel im vergangen Jahr in der Landesschau RheinlandPfalz. Auch Tiere sowie Alkohol- und Drogenprobleme sind laut ihm für die Menschen Gründe, die Unterkünfte zu meiden. Er ist Gründer des Vereins „Rheinhessen Hilft“, der seit November 2020 mit einem Kältebus in der Stadt Mainz und bei Bedarf auch in den Stadtteilen, im Landkreis Mainz-Bingen und in Wiesbaden und Groß-Gerau im Einsatz ist. Noch bis Ende März 2025 ist das Team unterwegs und verteilt nicht nur warme Mahlzeiten, sondern auch Bekleidung, Schlafsäcke und Decken. Erreichen könnt ihr sie unter dieser Nummer: 0163 6867137.

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