Der Spielzeitführer
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Die kommende Spielzeit wird spannend. Jede Menge Premieren am Mainzer, neue Intendantinnen am Wiesbadener Staatstheater. Dazu kommt reichlich Klassisches, Komisches, Märchenhaftes, Politisches und Besinnliches auf den anderen Spielstätten im STUZ-Gebiet. Wer will, kann jeden Abend in Sachen Kultur unterwegs sein.
von Daniela Klotz
Staatstheater Mainz
„Es geht ums Ganze“ ist das Leitmotiv der Spielzeit mit 30 Premieren und 29 Stücken aus dem Repertoire. Dazu kommen Lesungen, Liederabende, Diskursformate und Projekte in der Kakadu Bar und in der Mainz Residenz sowie das Grenzenlos Kultur Theaterfestival, das Plug&Play Festival und das große tanzmainz festival.
Mit Kranke Hunde ab 20. September, Magic Town ab 23. November oder Im Herzen der Gewalt ab März bringt das Schauspiel die Probleme der Zeit vom dysfunktionalen Körper bis zur dysfunktionalen Gesellschaft auf die Bühne. Hintergründiges und Zauberhaftes bieten Felix Krull ab 21. September, The Addams Family ab März, Die kleine Hexe ab 22. November oder Die unendliche Geschichte ab Januar.
Auf dem Opernprogramm stehen „Klassiker“ wie Idomeneo ab 28. September und Turandot ab 17. Mai. Abgründiges Theater wie 4.48 Psychose oder The Fall of the House of Usher sind Anfang 2025 zu sehen. Hintergründige Stücke wie L’Aiglon ab Januar, Das schlaue Füchslein ab Juni oder Leichtfüßiges wie Die schöne Helena ab 2. November oder Die Schneekönigin (ab 13.12.).
tanzmainz präsentiert sich wie gewohnt virtuos und nimmt die physischen und technischen Herausforderungen der neuen Stücke wie History is Mostly Made of Flesh im November oder Underdog Juni 25 an. Das große Theaterfest steigt am 14. September.
Staatstheater Wiesbaden
Neue Intendanz, neues Glück! „Was ist unser Erbe?“ fragen sich Dorothea Hartmann und Beate Heine und haben sich 48 Premieren und Sinfoniekonzerte, darunter 17 Uraufführungen vorgenommen. Der neue Generalmusikdirektor Leo McFall startet mit Ligetis Le Grand Macabre ab 28. September. Möge es ein gutes Omen sein, dass der Höllenfürst es in dieser Anti-Anti-Oper nicht schafft, die Welt untergehen zu lassen. Des Weiteren setzt das Musiktheater auf ein buntes Programm von Holländer, ab 19. Januar bis Tosca ab 15. März, von Barbier ab 30. März bis Perlenfischer ab 1. Mai. Haydns Schöpfung ist im Juni als stadtweites Partizipationsprojekt geplant.
Eine „partizipative Performance“ ist auch Habitat: „Nicht-professionelle Tänzer:innen“ feiern den „nackten Körper in seiner Stärke und Fragilität“. Premiere am Eröffnungswochenende vom 27. bis 29. September.
Zugeknöpfter geht es bei den Stücken zu, mit denen das Hessische Staatsballett sein 10-jähriges Bestehen feiert. Chronicles ab 16. Februar mit sechs zeitgenössischen Kurzchoreografien oder die Neubearbeitung von Purcells King Arthur ab Juni.
Im Schauspiel reicht das Angebot vom Theater-Spektakel Spiel der Illusionen Ende September über den Woyzeck ab Oktober bis zum die Frage der Saison aufgreifenden Unser Erbe: Tax me if you can ab November.
Dazu lohnen auch Besuche der Konzerte, des Studios als Experimentierfeld für junge Theaterschaffende und natürlich der Wartburg, wo das JUST-Ensemble vom Tagebuch der Anne Frank ab 14. Juni bis zu Fack ju Göhte beginnend am 8. März einen spartenübergreifenden Spielplan für alle Altersgruppen bietet.
Junge Bühne Mainz
Seit 2013 ein „Dauerbrenner“, bekommt Woyzeck im September zur Wiederaufnahme ein „Facelift“ in Form einer Neueinstudierung und neuer Besetzung.
Auch Borcherts Draußen vor der Tür, Andersens Der mutige Zinnsoldat & die Papiertänzerin werden beide ab September, der [Ur]Faust von und nach Goethe und Kästners Die Konferenz der Tiere werden beide wieder ab Oktober gegeben.
Das Märchen vom Kristallpalast & Diamantschiff feiert dagegen am 7. September Premiere. Das türkische Märchen erzählt von dem Sultan, der sein einziges Kind vor der Welt beschützen möchte. Lange Zeit lebt die Prinzessin daher in unterirdischen Gemächern. Dann baut der Vater ihr einen Kristallpalast, der so beeindruckend ist, dass der Prinz von Jemen anreist, ihn zu sehen. Der Prinzessin gefällt der junge Mann und als er wieder heim segelt, lässt sie sich ein Schiff aus Diamanten bauen.
Kammerspiele Wiesbaden
Die Kammerspiele Wiesbaden setzen bei Premieren auf Beziehung: In Die Tür nebenan (ab 21. September wohnen eine Psychologin und ein Produktchef nebeneinander und geraten aus den nichtigsten Anlässen zur Freude des Publikums mit Temperament und geschliffenen Worten aneinander. Hingegen hat die Protagonistin des Ein-Frauen-Stücks Meine tolle Scheidung ab 2. November exzentrisch, bissig, komisch und berührend das plötzliche Verlassen-Sein zu verkraften. Ist das nun Ende oder Neuanfang?
Mainzer Kammerspiele
Nichts wirklich Neues gibt es in den Kammerspielen. Aber Mozart geht doch immer, oder? Beispielsweise am 22.9., wenn Mozarts kleines Nachtgespenst dem jungen Genie hilft, ein Konzert in Mainz vorzubereiten. Oder am 3. Oktober wenn Thomas Scheike: Auf die Plätze, fertig, Mozart! vorzählt und dann für alle ab 4 Jahren vom kleinen Wolferl erzählt und spielt. Neben vielen weiteren Kinderstücken gibt es auch einige Wideraufnahmen für Erwachsene. Dracula oder Daniel Kehlmanns Nebenan, beide im Oktober. Und auch die Sparte Tanz meldet sich wieder mit Impact ab 18. Oktober oder Frankenstein ab 15. November. Und nicht vergessen sollten Fans die Ladies Nyght im Dezember.
Unterhaus Mainz
Nach der Fast-Sommerpause beim Äppel Seppel startet das Kleinkunsttheater wieder voll durch. Im Fluss. Täglich quellfrisch, immer aktuell! Vom 12. bis 14.September spottet Urban Priol wie gewohnt schneller als sein Schatten denken kann. Der Chaos Comedy Club ab 18. September verspricht Zwerchfellzerrung vor Lachen. Sulaiman Masomi präsentiert mit Das Leben könnt’ so schön sein ab 20. September einen eleganten Mix von Stand-up, Kabarett, Poesie und Musik. Bernhard Hoëcker stellt mit Wissen und Erkenntnis fest: Morgen war gestern alles besser! Ulrike Neradt & Martin Seidler singen Von Liebe, Lust und Leidenschaft, beide Veranstaltungen sind am 22. September
Im Oktober geht es munter weiter mit Poesie & Wahnsinn bevor Michael Hatzius, Mirja Regensburg oder Alfons sich die Klinke in die Hand geben. Die Compagnie MaRRAM bringt nochmals Hollyfood – die gesammelten Gemüsekrimis am 22. Oktober auf den Tisch. Robert Kreis gastiert mit seinen herrlich schrägen Juwelen der 1920er am 30. Oktober.
Den November beginnt Tobias Mann bevor sich die Münchner Lach- und Schießgesellschaft sehen lässt. Den Jahresabschluss bildet der satirische Jahresrückblick von ONKel fISCH am 30. Dezember. Dazwischen und danach ist der Spielplan ein einziges Who is Who der Szene.
Velvet Theater Wiesbaden
Im schwarzen Theater gibt es 24/25 viele Wiedersehen mit lieben alten Bekannten: Etwa Die Zauberflöte im September oder Momo ab November. Und ab 27.9. heißt es auch wieder Heiße Zeiten – Die Wechseljahres Revue macht das leidige Thema zum komödiantisch-musikalischen Feuerwerk.
Dazu kommen nach bewährter Manier zahlreiche Gastspiele. U.a. von Hans-Joachim Heist ab 12.Oktober, der in dem Fall nicht nur Heinz Erhardt heißt, sondern auch alle herzlich willkommen.
Villa Musica
Die neue künstlerische Leiterin, Prof. Ervis Gega, stellt 24/25 unter das Motto „Aufbruch“ und will die Umbruchphasen der Kammermusik beleuchten. Will sagen, jene spannenden Momente der Musikgeschichte, wenn etwa Bachs Söhne sich vom Vater „emanzipierten“, Beethoven die „Diktion seines Lehrers Haydn“ überwand oder Schönberg die tonale Musik.
So spielen die Stipendiatinnen und Stipendiaten also nicht nur Johann Sebastian Bach im alten Dom vom 27. Bis 29. September sondern auch Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel.
Als Mozarts Schüler (18.-20.Oktober) treffen wir Antonín Dvorák, Arnold Schönberg und György Ligeti. Schubert & Dvorák Anfang Februar schließt hingegen Mozart und Isang Yun mit ein.
Dass auch Instrumente Umbrüche erleben, zeigt das Pfingstkonzert 2025. Johannes Moser gastiert dann im Rahmen des Projekts „Rheinland-Pfalz Exzellent!“ und spielt unter anderem Ellen Reids Werk für elektronisches Cello.
2025 besteht die Villa Musica zudem 30 Jahre. Das Festkonzert I am 313. Mai wird eine der Gelegenheiten sein, Prof. Gega an der Violine zu erleben. Mit Beethoven, Schostakowitsch und Mendelssohn.
kuenstlerhaus43
So richtig zur Sommerruhe kommt man auch im Palasthotel nicht. Schließlich wollen die Sommerfestspiele organisiert sein. Und ab 24. August beginnt die Saison im künstlerhaus43 mit Workshops und Poetry Slam. Kultur zum Mitmachen.
Erste Premiere 24/25: Männerbünde ab 30. August eine experimentelle Inszenierung, die künstlerisch in die eingefahrene Debatte um kritische Männlichkeit eingreifen, neue Reflexionen anregen und eine gemeinsame Sprache finden will.
Die Drosseln des Wahnsinns verbluten in meinem Garten heißt es dann ab 29. September – Poesie und Musik fließen hier ineinander. Zurück bleibt ein Erlebnis für alle Sinne: Traumphantasie, Gefühlswallung, Lautmalerei und Ohrenverführung.
Final Cut ab 1. November verspricht Hollywood pur. Ulrich Cyran (Autor und Darsteller) blickt hinter die Spiegel, zerrt am Zelluloid und reißt an den Masken.
Galli Theater Wiesbaden
Theaterbegründer Johannes Galli hat ein Faible für Märchen. Seit 2009 begeistern deren tiefe Weisheiten, gewürzt mit dem nötigen Witz im Galli Theater Kinder und Erwachsene. Jung und Alt können sich hier in interaktiven Präventionstheaterstücken mit sensiblen Themen unserer Zeit auseinandersetzen oder in Theaterkursen das Spielen auf der Bühne (fürs Leben) lernen. Neu im Märchentheater ab 31.August: Der kleine Muck. Wiederaufnahmen für die Erwachsenen sind beispielsweise Belladonna ab 6. September oder SOS – Seele oder Silikon? – das läuft bereits. Und natürlich die Kultkomödie 68er Spätlese. Im Galli gibt es viele bunte Stücke aus dem Alltag unseres Wahnsinns oder dem Wahnsinn des Alltags, wie man es gerade interpretieren mag. Ob im Zwischenreich oder bei SOS- Seele oder Silikon oder im Stück Mann, Stress mich nicht. Immer werden wir uns und unsere Umwelt erkennen.
Theater im Pariser Hof
Das Haus mit der vielbewegten Geschichte ist heute einer der Anlaufpunkte für Freunde von Kabarett, Comedy und Live Musik in Wiesbaden. Entsprechend vielfältig ist das Programm. Jo van Nelsen erinnert hier in einer Grammophonlesung an den Panter in Berlin – Kurt Tucholsky und der Sound der Zwanziger Jahre am 22. September. Es erklingen Welthits auf Hessisch // Weißte, wie isch mein? fragen Tilman Birr und Elis C. Bihn am 28. September und beschwören das hessische Lebensgefühl mit weiteren original getreu übersetzten Titeln. Highlights unter vielen sind sicher auch das Konzert von Pasquale Aleardi und seinen Phonauten am 9. November oder Dagmar Borrmanns auf 85 Minuten gekürzter Ring des Nibelungen – Die Playmobil-Show am 21. November. Wer am Ende wissen will was 2024 noch wichtig war, der mag zu Bernd Gieseking // Ab dafür! – Der satirische Jahresrückblick am 24. Januar aufschlagen.