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Der Schlüssel fürs Leben

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Deutschland leidet unter einer überraschend hohen Quote von Menschen, die nicht ausreichend lesen können. Die Lesehelfer: innen von Mentor Mainz unterstützen Schülerinnen und Schüler, um Lesefertigkeiten bereits im jungen Alter zu festigen.

von Caroline Alberta Glabacs

Lesen ebnet nicht nur den Weg für Bildung und Beruf. Es eröffnet gleichzeitig auch die Tore für Fantasie, Unterhaltung und kritisches Denken. Eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung offenbart eine schockierende Wahrheit über Deutschland. 6,2 Millionen Menschen, das sind mehr als zwölf Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung, können nur unzureichend lesen und schreiben. Die ehrenamtlichen Lesehelfer:innen von Mentor Mainz e.V. engagieren sich für Schüler:innen von sechs bis 16 Jahren, die bei dem Lesen individuelle Unterstützung benötigen. Ursprünglich startete die Initiative „Mentor – Die Leselernhelfer“ 2003 in Hannover unter der Leitung von Buchhändler Otto Stender. Heute zählt die Bewegung 115 Vereine deutschlandweit. Inzwischen sind es tausende Kinder und Jugendliche, die von der kostenfreien pädagogischen Förderung profitieren.

Eins-zu-Eins-Prinzip
Man setzt auf das sogenannte Eins-zu-eins-Prinzip, wobei jedem Kind ein:e Mentor:in zugeordnet wird. Diese durchlaufen im Voraus eine Grundlagenschulung, um sich auf die zukünftige Aufgabe vorzubereiten. Einmal in der Woche wird dann an der Lese- und Sprachkompetenz des betreuten Kindes gearbeitet. Das MentorTeam bemüht sich, das Lesen möglichst auf spielerische Weise zu vermitteln. In der Regel werden die Kinder mindestens über ein Schuljahr hinweg betreut. Mit stets derselben Person an ihrer Seite, verbessern die Kinder nicht nur Lesetempo, Aussprache und Betonung. Für viele von ihnen ist es vor allem wichtig, eine Ansprechperson zu haben, um das Gelesene zu erschließen und zu verstehen. „Mein Lesementor liest mir alles noch mal richtig vor, damit ich auch alles verstehe, zum Beispiel die Wörter, die ich nicht kenne“, schildert Schülerin Emily. „Der Unterschied ist, dass meine Mentorin mir sofort helfen kann. In der Schule haben die Lehrer nicht Zeit für jeden“, betont Ali.
Im Gespräch mit dem Mainzer Vorstand bestätigt sich, dass das Angebot in der Region sehr positiv aufgenommen wird. „Oft kommen die Kinder aus Haushalten, in denen keine Zeit für das Lesen und Lernen aufgebracht wird. Auf Empfehlung von Lehrkräften werden die Kinder an uns weitergeleitet. Wenn sie dann in die Lesestunde kommen, stehen sie im Mittelpunkt und erhalten die ganze Aufmerksamkeit. Das stellt eine enorme Motivation dar“, erklärt der erste Vorsitzende Stefan Gietl. Durch die gelassene Lernatmosphäre und ohne jeglichen Notendruck können sich die Kinder freier entfalten.

Platz für Austausch
Die meisten Lesehelfer:innen sind angehende oder bereits vollwertige Ruheständler. Einen kleinen, aber trotzdem wichtigen Teil machen Studierende aus. Im Rahmen des Studiengangs der Buchwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität, bietet das Mentorenprogramm zudem Praktikumsplätze an. Auch der Fachbereich Sprachdidaktik arbeitet mit Mentor zusammen. Von herkömmlichen Nachhilfe- und Förderinstitutionen unterscheidet sich Mentor vor allem darin, dass es als Treffpunkt der Generationen fungiert. „Durch das Zusammentreffen unterschiedlicher Altersgruppen kommt es zum generationsübergreifenden Lernen und Austausch“, hebt Monika Remmetter hervor. Alle acht Personen im Vorstand betreuen mindestens ein Lesekind.

Spielerisch ans Ziel
Auf die Frage, welche Strategien beim Lesenlernen besonders effektiv sind, fällt die Antwort nicht überraschend aus. „Viele Schüler und Schülerinnen können mit der Verwendung von Tablets besonders gut abgeholt werden. Wir arbeiten auch mit Lese- und Lernapps, die die Kinder auf spielerische Art unterstützen“, führt Stefan Gietl aus. Für die Lesestunden werden andere Materialien als die aus der Schule verwendet, zum Beispiel Kinderzeitungen, immer altersgemäß aufbereitet. „Obwohl wir uns nicht als Nachhilfeinstitution verstehen, vertiefen wir auf Wunsch des Kindes natürlich auch gerne mal schulische Inhalte“, betonen die Vorstandsmitglieder.

„Wir kooperieren mit verschiedenen Schulen aus dem Umkreis, seit neustem auch mit einem Gymnasium. Momentan befinden sich drei Schulen in Warteposition für unser Mentorenprogramm.“ Das zeigt, dass die Nachfrage und der Bedarf an Leselernhelfer: innen unter Schüler:innen vorhanden ist. Für Mentor und für viele Schüler:innen wäre es toll, einige neue Leselernhelfer:innen zu gewinnen.


WTF
MENTOR – Die Leselernhelfer Mainz e.V
Dieter-Schro-Weg 6, 55128 Mainz
telefonisch zu erreichen: freitags von 10.30 Uhr – 11.30 Uhr
Tel: 0157/530 775 07
Mail: info@mentormainz.de
mentormainz.de

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