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Mainz

Glücklicher dank Matsch

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Mit „Stephs Handmade Pottery“ verwirklicht Stephanie Wagner ihren Traum einer eigenen Werkstatt. Dass sie in Mainz-Finthen gelandet ist, um ihr „Tonstudio“ zu eröffnen, ist kein Zufall aber ein Glücksfall.

von Michael Süss

Manche von uns Menschen erkennen ihren ganz persönlichen Weg sehr früh, andere kommen über Umwege dahin, wo sie ihren eigentlichen Talenten folgen. Stephanie Wagner gehört zu denen, die einen Umweg genommen haben, aber nun gewissermaßen fröhlich pfeifend auf dem richtigen Pfad wandern. Stephanie hat im August 2023 ihre Pottery in Mainz- Finthen eröffnet. Sie verarbeitet Ton zu Tassen, Schalen oder anderen Gebrauchsgütern. Dafür hat sie ein anderes Leben hinter sich gelassen, einen Agentur-Alltag in der Modebranche mit dichtem Terminkalender, Jetten und beruflicher Anerkennung, aber auch mit Stress, Verkaufsdruck und irgendwann der Sinnfrage: „Wofür das alles“?

Damit verkörpert sie exemplarisch das, was sich durch die Pandemie in der Gesellschaft geändert hat, und was Begriffe wie Work-Live-Balance oder Achtsamkeit mit Inhalten füllt. Für Stephanie ist es sowohl das zu tun, zumindest vollständig zu probieren, was man sich wünscht und in der Konsequenz letztlich auch traut, das Töpfern. In Berührung kam Stephanie damit bereits in der Kindheit in Karlsruhe. Mit ihrer kleinen Schwester besuchte sie Kurse im Jubez, einer Kultureinrichtung die allerhand kreatives anbietet, vom Einradfahren über Jonglieren, dem Arbeiten mit Textilien bis zum Theaterspielen. Für Stephanie war Töpfern schließlich das Ding: „Meine Mama hat uns da immer Kurse gebucht und irgendwann war ich da jeden Nachmittag zum Töpfern.“ Einmal davon getriggert blieb die seifige Matschmasse ihr Begleiter. Den verlor sie zwischenzeitlich nach dem Abi mit Auslandsjahr und Studium aus den Augen. Aber dann tauchte das Töpfern wieder auf und wuchs –zunächst Nebenberuflich zum harten Agenturalltag in Düsseldorf – als Miniwerkstatt auf einem Quadratmeter Balkonfläche langsam zum neuen Hauptberufsfeld. Zuerst war es der kleine Onlineshop für die eigenen Produkte. „Natürlich kann man in schwedischen Möbelhäusern das alles sehr günstig kaufen, ob aus China oder sonst wo her und sogar im Handmadestil“, ist sich Stephanie bewusst. Trotzdem lebt in den echten, handgemachten Produkten eine andere Wertigkeit, eine andere Art der Produktion und damit gewissermaßen eine Seele. Hals über Kopf war die Entscheidung zur eigenen Werkstatt samt Produktionsstätte trotz allem nicht gefallen. Mainz liegt so halbwegs zwischen ihrer alten Stadt Düsseldorf und ihrem Familienstützpunkt Karlsruhe und ist bezahlbarer und nahbarer als Frankfurt, der Arbeitsstätte ihres Lebenspartners. In Finthen haben die beiden ein nettes Gehöft am Obstmarkt gefunden, in dem zuvor eine Spenglerei ansässig war. Mit der richtigen Location, einer lebendigen Umgebung, einer Mischung aus alteingesessenen und neuen Handwerkern, Obstbauern und aufgeschlossenen Menschen ist es für tatkräftige Menschen wie Stephanie Wagner aber machbar: „Wir haben uns echt schnell in Finthen verliebt, auch weil wir so nett aufgenommen worden sind, die Leute hier sind echt sehr positiv eingestellt.“ Neben dem Glück, das man braucht, gehört klappern und sich zeigen ebenso zum Handwerk. Gelernt ist schließlich gelernt und warum also die Tools aus dem Agenturalltag nicht für die eigenen Interessen nutzen? Stephanie ist inzwischen in der Mainzer Gründerszene verankert, wirkt mit, hilft anderen und andere ihr. Für eine Bekannte, die Kraut fermentiert, wird sie Sauerkrauttöpfe herstellen. „Diese speziellen Töpfe sind kaum mehr zu kriegen, und nun so etwas zu produzieren, auf die Idee wäre ich vorher nie gekommen.“ In gewisser Weise schließt sich hier auch der Kreis von altem Handwerk und neuen Wertigkeiten. Das Rückbesinnen auf selbst eingemachtes Obst und Gemüse, selbst gebrannte Keramik ist nicht nur gerade Trend, sondern Teil einer gesellschaftlichen Sinnfrage. Und dass sich hier die seelischen Interessen mit tollen Produkten verbinden, ist umso schöner! In ihrer inzwischen voll ausgestatten Werkstatt bietet sie seit Februar auch Töpferkurse an. Das stößt auf großes Interesse und ist beileibe nicht nur etwas für Kinder. „Ich hatte einen Junggesellenabschied und irgendwann sind alle ganz tief in der Arbeit versunken.“ An die sinnbildliche Töpferscheibe geht es aber erst später. Am Anfang wird „gematscht“ und die Haptik steht im Vordergrund. Es ist das archaische Urmaterial Ton, das in den Bann zieht und die Verbindung schafft von der technisierten Gegenwart zu unseren Ahnen um den Feuerkreis. Um „Stephs Handmade Pottery“ kennenzulernen, ist das große Eröffnungsfest mit Essen, Trinken, Ton und Tönen am 13. April der perfekte Tag!


WTF
Stephs Handmade Pottery
Am Obstmarkt 4, 55126 Mainz
stephspottery@web.de
IG: stephs_handmade_pottery

13. April 2024 – Werkstatt-Eröffnung
Handgemachte Keramik, Getränke, Snacks und gute Stimmung
Eintritt frei

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