Rheinhessen packt zusammen
Teilen
„Nicht reden. Machen! e.V.“ gründet sich im Frühjahr 2022 gleich nach dem Einmarsch von Putins Truppen in die Ukraine. Ziel ist die Leistung praktischer Hilfe durch die Sammlung von Gütern aller Art für die Bevölkerung.
von Michael Süss
Was machen? Für viele von uns rücken ehrenamtliches Engagement und soziale Verantwortung aus dem Fokus. Wir drehen uns meist um uns selbst. Erst äußere Anlässe wie Erdbeben, Flutwellen oder eben ein Krieg in der Nachbarschaft schaffen es, manche von uns aus dieser Lethargie zu befreien. Ein solches Beispiel von spontanem wie nachhaltigem Engagement liefert „Nicht reden. Machen!“
Schon kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine konnten die Engagierten um den in der Region bekannten „Rocker vom Hocker“ Sven Hieronymus erste LKWs voller Güter in die Ukraine entsenden. Noch heute schwärmt Sven: „Es ist eine Wahnsinnsunterstützung! Danke im Namen der Ukrainer:innen. Wir brauchen weiter Eure Hilfe!“ Ist auch Comedian Hieronymus das Gesicht des Vereins, so hat dieser viele helfende Hände, die die Waren in Empfang nehmen, beim Verladen helfen und neue Spenden akquirieren. Zu Beginn richtete der Verein sich an die Menschen der Umgebung, vor allem Mainzer und Rheinhessen. Der Ruf nach Geld und Hilfsgütern wurde erhört. Nun nach zwei Jahren hat auch „Nicht Reden. Machen!“ eine Historie. Zwischendurch nahm das Engagement ab, die „Ersthelfer:innen“ wurden weniger und andere rückten nach, so wie Dirk Stelzer, der sein Engagement durchaus als Selbstzweck empfindet: „Anderen helfen, hilft einem auch selbst. Sich für eine Gemeinschaft einbringen schafft einen Mehrwert. Ich schöpfe aus meinem Agieren Kraft für andere Dinge.“ Zuerst war Dirk nur passives Mitglied und wie für Vereine nicht untypisch, steigerte er, auch auf Bitten des Vizevorsitzenden Thomas Kasper, seine Mitarbeit als der Verein zu erlahmen drohte. Es braucht immer eine solche Reserve an Tatkräftigen, die in die Rolle der Macher springen können. Dirk holte zwei Bekannte an Bord, die fortan für die Grafik und das Texten zuständig waren, eine Social Media Präsenz aufbauten und den Verein damit wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten. Nicht reden, machen eben. Auch die Bedarfe in der Ukraine haben sich geändert. Das fordert eine andere Herangehensweise. Kleiderspenden helfen nicht mehr, denn daran ist kein Mangel in der Ukraine. Woran es fehlt sind andere Dinge: Hygieneprodukte, Medizinisches und Nahrungsmittel. Und was immer hilft: Geldspenden. Tatsächlich kauft der Verein sehr effizient selbst ein, so können beispielsweise Konserven aus Überproduktionen, Rückläufer oder ähnliches über Börsen angekauft werden und damit die Produktpalette optimiert werden: „Natürlich nehmen wir auch die ganz persönlichen Spenden gerne an. Aber bevor jemand im Supermarkt für uns einkauft und es dann zu uns bringt, kann er oder sie ja überlegen, uns das Geld zukommen zu lassen. Mitunter bekommen wir bessere Konditionen, wenn wir en gros einkaufen,“ erklärt Dirk das professionellere Vorgehen von „Nicht reden. Machen!“.
Spenden von Unternehmen, Handelsketten beispielsweise, sind schwierig zu bekommen. Meist werden da bereits andere Einrichtungen des sozialen Bereichs bedacht.
Trotz allem: Das bisherige Ergebnis lässt sich sehen. Über 1.150 Paletten voller Hilfsgüter hat der Verein selbst organisiert ausgeliefert, wobei aufgrund der Gefahrenlage im Land nur noch Speditionen aus der Ukraine angeheuert werden. Die holen mit Transportern oder 7,5-Tonnern die Waren in Bodenheim ab. Inzwischen im Schnitt alle ein bis zwei Monate eine Ladung.
Die letzte Aktion von „Nicht reden. Machen!“ war in erster Linie für die Kinder der Ukraine gedacht. Hier sammelte man „Geschenke im Schuhkarton“ für das Weihnachtsfest. Es kamen insgesamt 642 Päckchen zusammen.
Bei der aktuellen Hilfsaktion werden Nahrungsmittel benötigt. Wer kein Geld geben mag, der sollte folgende Produkte aus dem eigenen Fundus gerne spenden: Konserven, Nudeln, Reis, Mehl, Haferflocken, Müsli, Energie- Protein- und Müsliriegel, Tee, Kaffee, Süßigkeiten, Schokolade, Milch, Salz, Zucker, Baby-Nahrung, Energydrinks. Die Abgabe für die Osteraktion bitte im Spendenlager (Hilgestraße 22, Bodenheim, hinter REWE) bis zum 9.3. abgeben. Jeden Samstag von 10 bis 13 Uhr ist das Lager geöffnet und nimmt Spenden an.
Hier gibt es auch eine kleine Boutique für Bedürftige, in der Kleidung und Haushaltswaren kostenfrei abgegeben werden. Auch Helfer:innen nimmt der Verein gerne auf, denn so viel ist gewiss: Engagement lohnt sich!
WTF
Annahme von Spenden:
„Nicht reden. Machen! e.V.“
HELi Halle (hinter dem REWE-Markt)
Hilgestraße 22, Bodenheim
Samstags von 10 bis 13 Uhr
Weitere Abgabestelle:
Melanchthon-Gemeindebüro
Beuthener Str. 39, 55131 Mainz
Mittwochs 18-20 & freitags 10-12 Uhr
nichtredenmachen.de
Spendenkonto: DE60 5535 0010 0200 1326 52