Fotokunst mit Müll
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Eine besondere Begegnung brachte Isabella Groth dazu, sich als Fotografin selbstständig zu machen. Nun setzt sie mit Ausstellungen zum Thema Müll diesen in Szene und will damit für den Umweltschutz sensibilisieren.
von Inken Paletta
Schon seit ihrer Kindheit schlummerte in Isabella Groth der Wunsch, Fotografin zu werden. „Meine erste Kamera war eine Ritsch- Ratsch-Klick-Pocket-Kamera von Agfa“, erinnert sich die gebürtige Stuttgarterin. Zur Konfirmation bekam sie ihre erste Spiegelreflexkamera geschenkt, eine manuelle Nikon EM. „Ich hätte gerne Fotografie und Kunst studiert, doch meine Eltern rieten mir, zunächst etwas Solides zu machen.“ Nach dem Gymnasium entschied sich Groth daher für eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin und absolvierte im Anschluss ein Maschinenbaustudium an der Fachhochschule in Friedberg. „Mit meinem Freund bin ich während der Studienzeit viel auf Messen wie der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt unterwegs gewesen“, erzählt Groth, die seit ihrer Kindheit ein großer Auto- und Oldtimerfan ist und selbst einen alten Opel GT besitzt. „Durch Zufall entdeckte ich in der Zeitung dann die Stellenanzeige einer Agentur, die Messe- Hostessen für die IAA suchten. So ein Sommerjob war gut für die Reisekasse, also habe ich mich beworben.“ Durch den Sommerjob lernte sie den Konzern Opel besser kennen, bewarb sich nach ihrem Studium bei Opel und war viele Jahre im Bereich des Karosseriebaus als Projektleiterin und Anlaufmanagerin im In- und Ausland unterwegs.
In die Selbstständigkeit – Ein Traum nimmt Gestalt an
Doch ihre Leidenschaft, die Fotografie, und den Wunsch, sich als Fotografin selbstständig zu machen, verlor sie nie aus dem Blick. „Ich legte mir für meine Freizeitfotografie sogar eine professionelle Fotoausrüstung zu.“ Die Begegnung mit der Fotokünstlerin Inge Besgen, bei der sie ein Jahr an einem Kunstkurs teilnahm, motivierte Groth schließlich dazu, ihren Traum zu leben. „Besgen erzählte mir, dass sie im Alter von 50 Jahren in Amsterdam noch einmal von vorne angefangen hätte, Kunst studierte und später dann in Rüsselsheim die Merian Kunstschule eröffnet habe“, so Groth, die 2017 in ihrer Freizeit als Fotoscout auf dem Hessentag in Rüsselsheim erste Erfahrung in der Eventfotografie sammelte. Über Kontakte bekam sie 2018 ihren ersten großen Fotoauftrag. „Für Opel durfte ich durch Las Vegas und die Nationalparks in den USA reisen, um Pressefotos zum 50-jährigen Jubiläums- Tripp des Opel GT zu machen, die dann in der internationalen Presse erschienen.“ Nach ihrer Rückkehr erfuhr sie, dass die Opel Motorworld nach Rüsselsheim kommt. „Und so kam mir die Idee, darauf meine Selbstständigkeit mitauszurichten“, erzählt Groth. Seit Juli 2019 ist Isabella Groth als freie Fotografin unterwegs. Das erste halbe Jahr lief gut. Doch dann kam Corona. „Meine Fotoreise nach Venedig in Zusammenarbeit mit einer großen Fotoreisen-Anbieterin wurde abgesagt.“ Um sich in der Coronazeit über Wasser zu halten, arbeitete Groth bei den Werkstätten für Behinderte Rhein-Main als Fahrerin. „Die Arbeit macht einfach so viel Freude, so dass ich das bis heute fortsetze.“ Seit 2022 hat Groth ihr Atelier in der Motorworld in Rüsselsheim bezogen, wo sie auch themenbezogene Fotokurse anbietet, zum Beispiel zur Industriefotografie im Opel Altwerk.
Fotokunst mit Müll
Regelmäßig nimmt Isabella Groth an Ausstellungen teil. Mit ihrer Wanderausstellung „Müllrelikte in der Natur“ widmet sich die Fotografin derzeit dem Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Ihre Fotokunst von Müll auf großformatigen Baustellenbannern präsentierte sie bereits mehrfach auf dem Nachhaltigkeitstag der Stadt Rüsselsheim. Die Idee zu der Wanderausstellung kam ihr auf einem Spaziergang an ihrem Wohnort im Rüsselsheimer Stadtteil Königsstädten. „Mir fiel auf, dass überall in Wald und Flur so viel Müll herumliegt“, so Groth, die neben Verpackungsmüll auf ihren Spaziergängen regelmäßig alte Autoreifen, Matratzen, Sofas und anderen Müll entdeckte. „Sogar ein altes Klavier war schon dabei“, erzählt sie. Besonders schlimm seien weggeworfenen Zigarettenkippen und die Plastiktüten mit Hundekot, die einige Hundebesitzer einfach in den Büschen entsorgten. Mit ihrer Ausstellung möchte Groth, die selbst einen nachhaltigen Lebensstil pflegt, sich mehr für Umweltschutz und Nachhaltigkeit stark machen. „Ich möchte Menschen dafür sensibilisieren, nicht mehr achtlos Müll wegzuwerfen, und sie dazu animieren, weitgehend auf Plastik-Verpackungen beim Einkauf zu verzichten.“ Gefördert wird die Ausstellung durch ein Förderprogramm des Technologie-, Innovationsund Gründungszentrums Ginsheim-Gustavsburg. „Das Interesse geht mittlerweile sogar über Rüsselsheim hinaus“, freut sich Groth. Bei einem Elevator-Pitch im Oktober will sie weitere Sponsoren und neue Ausstellungsflächen für das Projekt akquirieren.
WTF
Isabella Groth
Fotografin und Fotokünstlerin
Bahnhofsplatz 1, Motorworld Manufaktur
Rüsselsheim
isabellagroth.de