Einer für alle

Mit ZMO (Zusammenarbeit mit Osteuropa) findet sich in Mainz-Bretzenheim ein Verein, der sich seit seinen Anfängen in den 70er Jahren der Integration von Einwander:innen widmet. Noch immer hält die Bedeutung der Arbeit von ZMO an.

von Caroline Alberta Glabacs

Im Wesentlichen steht der Verein im Zeichen der allgemeinen Integrationsarbeit und Hilfe für sozial Schwächere, setzt auf ehrenamtliche Hilfe, und finanziert sich überwiegend selbst. Im Vorstand sind gegenwärtig Erika Benz, Jutta Hager, sowie der Schriftführer Amadeus Sardon. Ursprünglich setzte man sich für deutschstämmige Vertriebene und Juden aus der ehemaligen Sowjetunion und benachbarten Ländern ein.
Der Verein teilt sich auf mehrere Räumlichkeiten auf, so gibt es zum einen den Veranstaltungssaal, der regelmäßig Besucher:innen zum Kulturprogramm empfängt. Räumlich angebunden befindet sich der Second-Hand-Laden, in dem hauptsächlich Textilien zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. In einem benachbarten Gebäude findet man den Buchstabensalon, ein charmant-eingerichteter Bereich, der Buchund Medienspenden zum kleinen Preis anbietet. Ein paar Schritte weiter steht das GuG (Geschirr und Gerät), in dem Spenden aus dem Bereich Haushalt auf ihre künftigen Besitzer:innen warten. Durch das vielfältige Angebot hebt sich ZMO von anderen Vereinen ab. Erika Benz führt hier auch das kreislaufartige Konzept an, denn die erwirtschafteten Spenden werden für Gutes wieder ausgegeben, die Mainzer Bürger:innen nicht nur materiell, sondern auch kulturell versorgt. „Wir helfen Menschen auf Grundlage ihrer Situation, egal welcher Nationalität oder Bevölkerungsschicht. Unsere Tür steht jedem offen“, betont sie.

ZMO und Kulturarbeit
Auch im Bereich der Integration leistet ZMO wichtige Arbeit. Beispielsweise findet mittwochs vormittags ein Sprachtreff statt. Die professionelle Deutsch-Dozentin Katrin Brunke unterstützt Lernende bei dem Erwerb der deutschen Sprache. „Dieses Angebot ist besonders attraktiv für diejenigen, die auf die Aufnahme in einen Sprachkurs warten müssen“, ergänzt Benz. Zusätzlich findet sich in der Programmbroschüre eine weitgefächerte Auswahl für Kulturliebhaber: innen: Von Autoren- und Musiklesungen im Buchstabensalon, über Konzerte diverser Genres bis hin zum Kindertheater, welches die Kleinsten zum Mitmachen bewegt, sind alle Altersgruppen und Geschmäcker bedient. Sozialbereichernd sind auch das unentgeltliche Bereitstellen von Bücherpaketen für Schulklassen und die enge Zusammenarbeit mit dem Repair Café. Zudem werden immer wieder Artikel zum Verschenken ausgelegt und Stoffe für kreative Verarbeitungszwecke abgegeben. Seit neustem wird auch Geschirr aus dem GuG verliehen, was sich vorrangig für einmalige Großveranstaltungen eignet. Generell trägt der Verein enorm zu dem Aspekt der Nachhaltigkeit bei.

ZMO und Ehrenamt
Auch das Ehrenamt als solches ist bei ZMO integrativ gestaltet. „Besonders am Herzen liegt uns der soziale Aspekt bei der Zusammenarbeit in unserem Team. Vertreten sind Menschen jeden Alters, aus allen sozialen Schichten, verschiedener Nationalitäten“, erklärt der Vorstand. „Bei uns ist jeder ganzheitlich im Blick, jeder kann mithelfen und jeder kann sich Hilfe holen“, betont Hager. Damit die Arbeit von ZMO weiterhin in ihrem großzügigen Ausmaß aufrecht erhalten werden kann, sind neue ehrenamtliche Helfer:innen jederzeit willkommen. Neben den notwendigen Arbeitsschritten nach dem Erhalt von Sachspenden, wird auch der Einsatz bei sozialen Aktivitäten benötigt. „Wir würden uns freuen, wenn beispielsweise der Kinderchor oder Schachclub wiederbelebt werden würden. Wir sind offen für Ideen“, erklären Hager und Benz. Auch zu emotionalen Momenten kommt es im Rahmen der ehrenamtlichen Tätigkeit. Sie erinnern sich zurück an die Worte einer Mainzer Rentnerin, die sich an sie wandte: „Ich bin so froh, dass ich mich durch Ihre Hilfe trotz meiner geringen Rente anständig kleiden kann.“ Benz ruft sich eine weitere Konversation ins Gedächtnis, dieses Mal mit einer Geflüchteten aus der Ukraine. „Sie war so dankbar, die grundlegendsten Gegenstände bei uns zu finden. ‚Nicht mal einen Spiegel habe ich mehr‘, sagte sie.“ Anhand dieser Erfahrungen wird deutlich, wie sehr ZMO und ähnliche Vereine Teile der Gesellschaft dort unterstützen und bereichern, wo es am notwendigsten ist.

Ein Blick in die Zukunft
Auf die Frage hin, was sich die Mitglieder für die Zukunft von ZMO wünschen, führt Frau Hager mit Nachdruck aus: „Wir wünschen uns fachkundiges, geschultes Personal als Settlement Hilfe für Migrant:innen. Wir müssen noch enger mit den Ämtern zusammenarbeiten, um für möglichst jede Person eine erfolgreiche Integration antreiben zu können.“ Frau Benz ergänzt: „Hinzu kommt, dass die Schul- und später die Berufsorientierung der jungen Generation aktiv angepackt werden muss. Bei vielen Neuankömmlingen dominieren die Unsicherheit und die komplizierten Vorgänge im deutschen System. Hier muss angesetzt werden.“

Mehr Informationen unter zmo-mainz.de