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Umwelt

Schädlicher Eindringling: Drüsiges Springkraut

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In der vierten Ausgabe unserer Neophytenreihe begegnen wir dem Drüsigen Springkraut. Im 19. Jahrhundert importiert, ist es heute ein starker Konkurrent heimischer Gewächse und taugt nicht als Uferbefestigung, denn dort fördert es die Erosion.

von Katja Birkenfeld

Das Drüsige Springkraut gehört zu den problematischen botanischen Einwanderern, den sogenannten invasiven Neophyten. Sie bilden rasend schnell und kaum kontrollierbar dichte Monokulturen, die standorttypische Pflanzen verdrängen. Dies lässt auch Lebensräume für heimische Tiere verarmen und begünstigt Artenschwund.

Ursprünglich wurde das Kraut als Zierpflanze nach Europa importiert. Aus dem Himalaya stammend brachte es seinerzeit buchstäblich „den Duft der weiten Welt“ in die heimischen Gärten unserer Vorfahren und war bald auch als Bienenweide populär. Der Handel mit dem exotischen Gewächs, im Volksmund auch als „Bauernorchidee“ bezeichnet, begann Aufzeichnungen zufolge hierzulande bereits 1839. Heute ist sowohl der Handel als auch jegliche Freisetzung des invasiven Neophyten oder vermehrungsfähiger Pflanzenteile nach Paragraf 40 des Bundesnaturschutzgesetzes verboten.

Nektarprofi mit Selbstschussanlage
Das Drüsige Springkraut ist eine einjährige krautige Pflanze. An Blattstiel und Blattgrund sind unangenehm riechende Drüsen vorhanden. Der Blütenstand des Neophyten gilt als insektenfreundlich. Er wird meist durch Honigbienen, seltener durch Hummeln bestäubt und ist gegenüber anderen Blühpflanzen deutlich im Vorteil. Das Drüsige Springkraut stellt etwa vierzigmal so viel Nektar her wie eine vergleichbare heimische Pflanze. Noch entscheidender ist, dass die Blüten auch einen sehr hochwertigen, ebenfalls zuckerhaltigen Pollen anzubieten haben. Mit dieser Ausstattung und ihrem intensiven Duft schränkt sie bei ihren einheimischen Standortkonkurrenten die Möglichkeit der sexuellen Vermehrung stark ein, zumal besonders Hummeln ein zuverlässiges Langzeitgedächtnis für gute Futterquellen haben. Wie auch beim heimischen „gelben Springkraut“ sind die reifen Früchte des „Drüsigen Springkrautes“ ebenfalls mit einer Art Schleudermechanismus ausgestattet, der auf leichteste Berührungen oder Erschütterungen hin ausgelöst wird. Schon ein einzelner Regentropfen kann bewirken, dass sich die elastischen Seiten der Kapselfrucht wie winzige, sich windende Schlangen zurückrollen und die Samen, deren Anzahl pro Pflanze sich leicht auf mehrere Tausend belaufen kann, wie kleine Schrotkugeln herausschießen. Dies macht auch eine Duldung des Neophyten auf Privatgelände problematisch.

Problem bei der Wurzel packen
Manfred Krautter vertritt den Naturschutzbund Wiesbaden bezüglich Neophyten. Letztes Jahr hat er in Zusammenarbeit mit den Wiesbadener Ortsbeiräten ein Monitoring der Flora entlang der Bachläufe der hessischen Landeshauptstadt durchgeführt. Besonders unangenehme Folgen kann die Ausbreitung des Gewächses nämlich an Gewässerrändern entfalten, denn die Wurzeln der standorttypischen Pflanzen bilden eine Art natürliche Ufersicherung. Die sehr kleinen Wurzelballen des Drüsigen Springkrautes indes sind nicht in der Lage, die Ufer bei Hochwasser vor Erosion, also Ausspülung, zu schützen. Laut Krautter habe sich besonders das „Goldsteintal“ als eine Art Mahnmal bezüglich der invasiven Übermacht einiger Neophyten, allen voran des Drüsigen Springkrautes, hervorgetan. Die heimische Flora sei hier bereits weitgehend nicht mehr vorhanden. In vielen anderen Naturschutzgebieten seien die Bestände allerdings noch lokal begrenzt und es sei durchaus möglich, ihnen mit einfachen Mitteln Einhalt zu gebieten. „Die Pflanze wurzelt sehr flach und ist nicht giftig, sie kann ohne Schutzhandschuhe oder einen großen Kraftaufwand aus dem Boden gezogen werden. Das kann jeder und das soll auch ausdrücklich jeder.“

Er begrüße die Neophytenreihe in der Stuz und erhoffe sich, dass durch die Artikel noch mehr Menschen ein Bewusstsein für die Problempflanzen entwickeln werden. „Wenn alle mit offenen Augen spazieren gehen und hier und dort ein Exemplar aus dem Boden ziehen ist schon viel gewonnen.“ Die sicherste Entsorgung ist wie bei allen Neophyten über den Restmüll, wer allerdings beim Spazierengehen keine Mülltüte bei sich trägt, könne die ausgerissenen Pflanzenteile einfach in eine Astgabel hängen. „Solange Sie noch keine Blüten oder Früchte tragen, reicht eine trockene Lagerung, um dem weiteren Austrieb vorzubeugen“, so Krautter.

Fazit: Im Unterschied zu anderen invasiven Arten, wie beispielsweise dem Riesenbärenklau, der eine professionelle Bekämpfung durch Fachleute erfordert, kann das Drüsige Springkraut von jedermann leicht erkannt und ausgerissen werden. Dies eröffnet die Möglichkeit, auch engagierte Bürger mit in die Bekämpfung einzubeziehen.

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