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Gesellschaft

Crime 266

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Von leichter Beute und schweren Jungs, oft nicht witzig und häufig zum Schießen: Wir präsentieren die Top-Verbrechen aus dem STUZ-Gebiet.

von Ingo Bartsch

Die Frage nach der Definition von Männlichkeit stellt sich oft, aber logischerweise nicht ausschließlich in dieser Rubrik. „Wann ist ein Mann ein Mann“, fragte sich in den Achtzigern Herbert Grönemeyer. Der reiche Jeffrey Lebowski in „The Big Lebowski“ spürt einer Antwort nach: „Ist es darauf vorbereitet zu sein, das Richtige zu tun, egal was es kostet? Ist es das, was einen Mann ausmacht?“ Und der Dude antwortet: „Das und zwei Eier in der Hose.“

Aber wenn es so einfach wäre. Die Suche nach der (eigenen) Männlichkeit ist die kräftezehrende Wanderung durch einen steinigen, dornigen, finsteren Abgrund, und es soll vorkommen, dass Suchende aus diesem Abgrund unmittelbar in die noch dunklere Ewigkeit gelangen, ohne eine Antwort gefunden zu haben. Eine erschreckende Vorstellung. Und nicht selten lassen sich Suchende von vermeintlichen (und nicht selten kriminellen) Abkürzungen verleiten und glauben, jene Antwort auf diese sehr ursprüngliche Frage läge in der Verwendung des ein oder anderen Artefakts. Sie tun dies schon in jungen Jahren:

„Zwei Dreizehnjährige waren am Mittwochnachmittag mit Spielzeugwaffen im Hosenbund unterwegs und lösten dadurch einen Polizeieinsatz aus.“

Zwei Dreizehnjährige waren am Mittwochnachmittag mit Spielzeugwaffen im Hosenbund unterwegs und lösten dadurch einen Polizeieinsatz aus.“ Beobachtet hatte dies ein „besorgter Zeuge“ in Mainz-Laubenheim, dem wohl nicht bewusst war, wie verbreitet der Glaube ist, das Mysterium Männlichkeit durch das Tragen einer Waffe entschlüsseln zu können.

Person mit Schusswaffe in Linienbus“ (Wiesbaden, Oranienstraße). „Am Donnerstagabend führte ein 33-Jähriger nach derzeitigen Erkenntnisseen eine Schreckschusswaffe in seiner Jacke in der Öffentlichkeit mit sich und bedrohte zwei Männer.“ (Wiesbaden, Willi-Juppe-Straße) „Einen Polizeieinsatz mit sieben Streifenwagen löste eine Gruppe Jugendlicher am Sonntag auf dem Gutenbergplatz aus, weil sie mit Schusswaffen hantierten.“ (Mainz) „Am Mittwochabend kam es im Bereich Kellerskopf in Wiesbaden aufgrund der Meldung, dass dort eine Person mit einer Kurzwaffe hantiert habe, zu einem größeren Polizeieinsatz.“ Und so weiter …

„Die Führerscheine der drei Fahrer und deren Autos wurden beschlagnahmt.“

Neben Schusswaffen gibt es noch ein weiteres beliebtes Artefakt, das Rätsel um die Männlichkeit auf dem kurzen Weg zu lösen – erfahrene Leser*innen ahnen es. Wir sprechen vom Auto als Wundermittel gegen undefinierte Männlichkeit. Die Anhänger dieser Form der Scharlatanerie haben sogar einen eigenen Feiertag ins Leben gerufen: den Car-Friday. Die Cops bereiten sich inzwischen ausgiebig auf dieses dröhnende, rauchende, nach verbranntem Gummi und Diesel stinkende, nicht mit der Straßenverkehrsordnung in Einklang zu bringende Testosteronfest vor: „In Rheinland-Pfalz kontrolliert die Polizei über Ostern verstärkt, um Verstöße konsequent zu ahnden.“ Und nicht nur dort.

Schon folgende Feststellung der hessischen Polizei lässt Zweifel daran aufkommen, ob am Car-Friday tatsächlich Männlichkeit unter Beweis gestellt wird: „Wohl auch aufgrund des ungemütlichen und regnerischen Wetters war in ganz Hessen eine im Vergleich zu den Vorjahren geringe Aktivität von Autoposern, Tunern und Rasern festzustellen.“ Anders formuliert: Bei Regen lassen die Weicheier ihre Karren stehen.

Bei besserem Wetter sieht es dann gleich ganz anders aus, wie uns drei Audi-RS-Piloten demonstrierten: „Die Fahrer sind aufgefallen, als sie mit ihren großmotorigen Autos im Norden von Rheinland-Pfalz, auf der A61, rennartige Situationen provozierten, stark beschleunigten, über drei Fahrstreifen nebeneinander fuhren und zum Teil fliegende Starts durchführten.“ Da kam der lange Arm des Gesetzes in Bewegung: „Die Führerscheine der drei Fahrer und deren Autos wurden beschlagnahmt.“

Man müsste meinen, die Welt wäre in Ordnung, säßen nur Frauen am Steuer. Doch weit gefehlt. Denn es gibt ja immer noch Männer, zum Teil stehen sie mitten auf dem Feldweg. Wir zitieren: „Trotz des nahenden Autos trat der Fußgänger nicht zur Seite, so dass die Autofahrerin das Auto abbremsen und zum Stehen bringen musste. Daraufhin bewegte sich der 55-Jährige auf das Auto zu und fing an, gegen Vorderreifen und Außenspiegel zu treten und zu schlagen. Auf Höhe des Fahrerfensters, welches geöffnet war, versuchte er, der Autofahrerin mit der Faust ins Gesicht zu schlagen.“ Grund: Es empörte ihn, dass die Frau auf der als Wirtschaftsweg ausgewiesenen Nebenstraße fuhr. Worüber er sich vor seinem Impulsdurchbruch nicht informierte war, ob die Fahrerin dafür eine Genehmigung besaß. Als Winzerin hatte sie eine.

„Kurze Zeit später war die Familie auf dem Gewässer wieder glücklich vereint.“

Wir haben noch Platz, also noch was Niedliches mit Tieren zum Runterkommen: Eine Entenfamilie hatte sich auf die Autobahn A67 verirrt. „Beunruhigte Autofahrer verständigten daraufhin die Ordnungshüter. Während die Eltern sich kurzerhand schon auf den Weg zu einem in der Nähe befindlichen See machten, mussten die Autobahnpolizisten bei den vier Sprösslingen nachhelfen, das Quartett zunächst in einen Karton bugsieren und anschließend zum See tragen. Kurze Zeit später war die Familie auf dem Gewässer wieder glücklich vereint.“ Eine wahrhaft männliche Heldentat.

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