„ … Kultur stattfinden lassen“
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In der „Krea“ gibt es „keine Grenzen für komischen Kram, der gemacht wird“. Ob Konzert, Party, Lesung, Spieleabend oder Bastelstunde, der Kulturverein ist geprägt von einer Mitmach-Mentalität, jede:r darf basteln und schrauben, was das Zeug hält.
von Hannah Büttgen
Die Kreativfabrik Wiesbaden e. V., kurz Krea, ist ein gemeinnütziger Kulturverein, der ein soziokulturelles Zentrum mit Skatehalle am Kulturparkgelände anbietet. Die Krea ist aus der IG Schlachthof für die Jugend hervorgegangen und wurde 2002 von Mitgliedern aus dem Stadtjugendring Wiesbaden, aus politischen Gruppen wie der „Linksjugend solid Wiesbaden“, den Jusos und aus dem Kulturklub Ambitio gegründet. „Weitermachen, machen, Kultur stattfinden lassen – das treibt den Laden schon lange an“, so die erste Vorsitzende Jenny Müller. „Ziel ist es, dass wieder irgendwas stattfindet, dass man sich wieder trifft und eine Begegnungsstätte füreinander geschaffen wird, vor allem jetzt in Zeiten, wo man das lange nicht machen durfte“, so Thierry Trust, einer der 60 Teammitglieder der Krea.
Neben Konzerten von lokalen Bands und einigen internationalen Acts gehören Theateraufführungen, Lesungen, Vorträge und Partys und Spieleabende zum Programm. Daneben bietet der Verein im Gebäude des ehemaligen Fleischereieinkaufs auch bezahlbare Proberäume für junge, lokale Musikbands und Raum für Initiativen und Seminare aus dem kulturellen und sozialen Umfeld.
Das Team hat immer wieder Lust auf Neues und ist offen für neue Formate und partizipative Dinge, wie Workshops und Diskussionsrunden. Der Krea ist keine Idee zu verrückt, ob man Lust hat, im Keller an Lichtinstallationen zu basteln, oder lieber einen Quizabend etablieren würde: Raum wird jeder Idee geboten. So steht beispielsweise jeden vierten Donnerstag im Monat die Bühne als Open-Stage zur Verfügung und alle sind zum Jammen und Rocken eingeladen.
Booker Cornelius Koog stellt das Angebot an Konzerten auf die Beine und versucht, möglichst diverse und vielfältige Kulturangebote und Künstler:innen auf die Bühne zu holen, von Punk über Rock bis hin zu Jazz oder elektronischer Musik. Bei den vielen Veranstaltungen ist dann laut Jenny Müller auch fast jede:r anzutreffen, „vom jungen 18-jährigen Technohead bis hin zur 40-jährigen Rockerin“.
Am Eingang des Kulturzentrums prangt das riesige Leuchtreklame-Schild des ehemaligen Real-Supermarktes. Aus „real“ wurde kurzerhand „Krea“. Hinter diesen Leuchtreklame- Buchstaben steckt eine witzige Geschichte: Am 1. April 2020 postete der Verein einen Aprilscherz. Die Krea gab bekannt, dass sie den Real- Supermarkt in der Mainzer Straße übernehmen werde, weil dieser schließen müsse. Der Laden wurde zwar nicht übernommen, aber das Riesenleuchtschild für sensationelle 11,40 Euro ersteigert.
Auch in der Graffiti-Szene ist die Krea eine große Nummer für Sprayer:innen aus ganz Europa und hat deswegen auch ein besonderes Flair: bunt, verrückt, mit einem altem, ranzigem Keller. Gefühlt fällt das Gebäude fast zusammen, doch die Mitglieder finden das cool und hängen daran. Auch ein anderer Aspekt ist wichtig: „Seit viele Akteure und Akteurinnen auf dem Gelände aktiv sind, ist dort auch die Kriminalität deutlich zurückgegangen“, berichtet Jenny Müller.
„Kulturelle Stadtentwicklung“ heißt das Konzept, das hinter diesem Effekt steckt und bei dem es darum geht, durch gezielte kulturelle Angebote und räumliche Maßnahmen die Lebensqualität und das soziale Zusammenleben in benachteiligten Stadtteilen zu verbessern. So trägt das bunte Jugend- und Kulturangebot auf dem Schlachthofgelände dazu bei, Lebensqualität in die Stadt zu bringen und neue Perspektiven und Ideen anzubieten. Es gibt viele Leute in der Stadt, die nicht wissen, wo sie hinsollen, sie kommen dann einfach zum Rumhängen in die Krea.
Wenn ihr die Krea unterstützen möchtet, kommt auf ein kühles Getränk vorbei! Das kriegt ihr in der Vogeltränke, dem Kulturkiosk der Krea. Hier wird seit 2019 neben Spätikultur, preiswerten Getränken und Snacks auch ein Ort der Begegnung angeboten, der das urbane Leben in der Stadt bereichert. Zu den Getränken wird auch regelmäßig musikalische Unterhaltung, Lagerfeuer, oder ein „Frühschoppen“- Event geboten. Denn endlich: Die Vogeltränke hat jetzt wieder geöffnet.
Foto: Johanna Kuby
