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Umwelt

Killergemüse – Japanischer Staudenknöterich

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In der dritten Ausgabe unserer Neophytenreihe begegnen wir dem Japanischen Staudenknöterich. Das leckere Wildgemüse wird in seiner Heimat als Heilmittel gepriesen. Hierzulande bedroht der sich in Klonkolonien unaufhaltsam vermehrende Eindringling ganze Ökosysteme und Bauwerke.

von Katja Birkenfeld

Der Japanische Staudenknöterich wurde Mitte des 19. Jahrhunderts aus China und Ostasien als Zierelement für den Gartenbau eingeführt und ist heute in Deutschland weit verbreitet. Problematisch ist sein schnelles und dichtes Höhenwachstum. Ab Mai kann die Pflanze bis zu dreißig Zentimeter pro Tag wachsen. Schnell entstehen daraus buschartige bis zu drei Meter hohe Pflanzen, an denen bis zu circa 20 Zentimeter große, ovale Blätter wachsen. Ab August entwickeln sich die ersten Blütenstände aus kleinen weißen Einzelblüten. Dichte Bestände des Knöterichs sind sehr geschlossen und lassen das Wachstum anderer Pflanzen kaum zu. Dadurch werden spezifische Nahrungspflanzen für Insekten verdrängt, wodurch sich das Futterangebot und die Habitatqualität für andere Tierarten, wie Vögel, verringern.

Während die oberirdischen Pflanzenteile beim ersten Frost absterben, ist das unterirdische Wurzelrhizom sehr ausdauernd und winterfest. Selbst bei Kälte breitet es sich im Boden immer weiter aus. Es kann sich bis zu drei Meter in die Tiefe und bis zu sieben Meter horizontal vom sichtbaren Bestand ausdehnen. Mit der Zeit verholzen diese „Kriechsprosse“ und lassen sich dadurch immer schwieriger vollständig aus dem Boden entfernen. Feuchte Böden ziehen diese Wurzelausläufer besonders an und so verzweigen sie sich gern in Ufernähe von Gewässern. In den kälteren Monaten kann sich der Knöterich mit seinem Rhizom unterirdisch massiv ausbreiten, bevor er dann im Frühjahr selbst in Erscheinung tritt und die heimischen Uferpflanzen, inklusive Gräsern, verdrängt. Fehlen sie, ist das Erdreich an Ufern von Fließgewässern diesen ungeschützt ausgesetzt und wird vom Wasser mitgerissen. Die waagerechten Rhizome eines Staudenknöterichs halten jenes nicht fest wie die Wurzelnetze der Gräser. Die ausdauernden, stark verhärtenden Wurzelausläufer haben bereits immense Schäden, beispielsweise an Brücken, verursacht. Kriechen Sie in kleinere Mauerritzen und wachsen darin weiter, so sprengen sie Bauwerke oft. Auch Fahrbahnen werden unterwandert und beim Neuaustrieb von unten beschädigt.

Nicht lustig dieser Klon
Ein weiteres Problem stellt die Verschleppung von Rhizomstücken über kontaminiertes Bodenmaterial dar, weswegen sich die Staude schnell und flächendeckend ausbreitet. Selbst kleinste Pflanzenteile können austreiben und so neue geklonte Bestände bilden. „An Waldrändern wächst der Knöterich deshalb so oft, weil Forstbetriebe ihn unabsichtlich selbst mit Fahrzeugen verbreiten“, erklärt Manfred Krautter. Er vertritt den Nabu Wiesbaden zu invasiven Neophyten und hat letztes Jahr mit einer Arbeitsgruppe das erste Neophytenmonitoring im Raum Wiesbaden durchgeführt. Die Ergebnisse seien erschreckend gewesen. „Dass das Problem seitens der Stadt so lange ignoriert worden ist, ist ein Armutszeugnis. Bereits viele Naturschutzgebiete, wie zum Beispiel das Goldsteintal, sind komplett übernommen worden. Wir werden innerhalb der nächsten fünf Jahre dramatische Veränderungen des Landschaftsbildes durch invasive Monokulturen feststellen. Dieser Entwicklung kann höchstens noch punktuell Einhalt geboten werden. Es wird darum gehen, quasi inselartig kleine Gebiete zu bewahren, in denen die heimische Flora und Fauna erhalten bleiben wird.“ Zwei dieser punktuellen Gebiete sollen zukünftig das Weiburger und das Lippsteiner Tal werden. Der Nabu möchte die Verantwortung für die Vegetation dieser Gebiete künftig übernehmen und hat einen Antrag an die Bezirksregierung gestellt. Im Juni und Juli plane der Verein zudem zwei Aktionstage, an denen Interessierte ab vierzehn Jahren teilnehmen können. Hier wird die Problematik rund um invasive Neophyten anschaulich verdeutlicht und Gegenmaßnahmen, die jeder ergreifen könne, vorgestellt. Sobald die genauen Termine feststehen, werden sie auf der Homepage des Nabu Wiesbaden veröffentlicht.

Nicht nur böse – auch lecker
Der Japanische Knöterich ist eigentlich kein Unhold. In seiner asiatischen Heimat ist er seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dank der enthaltenen Antioxidantien kann er freie Radikale im Körper fangen und somit dazu beitragen, prophylaktisch die Entstehung von Krebszellen im Körper zu verhindern. Auch gilt er als antibakteriell und entzündungshemmend. Das Wildgemüse ist zudem lecker. Geerntet wird im April, und zwar die neu austreibenden grünen Sprösslinge, die neben den trockenen Pflanzen vom Vorjahr bis zu zwanzig Zentimeter aus dem Boden ragen. Die äußere Haut wird abgeschält, der Rest kann ähnlich Rhabarber zu Kompott oder Marmelade eingekocht oder wie grüner Spargel verarbeitet werden. Die enthaltene Oxalsäure verhindert die Aufnahme wichtiger Mineralstoffe im Körper, daher gilt die Empfehlung, maximal eine Handvoll Knöterich pro Tag zu genießen.

Foto: W. Carter via Wikicommons

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