„Für eine Frau spielst du echt gut“
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Die weibliche DJ und Veranstalterin Katharsia möchte die Clubszene verändern und auch für FLINTA*-Personen sichere Begegnungsorte schaffen.
von Eva Schott
Mareen aka Katharsia steht seit 2019 als weibliche Techno-DJ auf der Bühne. Im Gespräch erzählt sie, wieviel Spaß es ihr bringt, sich mit dem Publikum auf der Tanzfläche zu verbinden. Die Techno-Szene steht für sie für Befreiung von gesellschaftlichen Normen und Ungleichheiten. Es sei ein Safe Space für Momente der Unbeschwertheit. Sie genieße es auch, stundenlang am Mischpult zu stehen und zuzusehen, wie das Publikum vom Alltag abschalten könne. Als Teil der Kollektive Floor & Fauna und dem Clouds Kollektiv legt sie in Städten wie Mainz und Köln auf. Regelmäßig kann man sie in Mainz im Schick und in der Dorettbar hören.
Doch der Weg als weibliche DJ war für Mareen nicht immer leicht: Oft musste sie in der immer noch männerdominierten Szene Erfahrungen mit Sexismus machen. Insgesamt sind FLINTA*-Personen als DJs dort noch unterrepräsentiert, besonders in kleineren Städten wie Mainz. Mareen erzählt: „Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich teilweise die erste oder zweite weibliche DJ war, die in einem Club aufgelegt hat oder die da regelmäßig auflegt. Das zeigt einfach, dass da noch ein großes Ungleichgewicht herrscht.“ Und auch der Umgang mit ihr als weibliche DJ unterscheide sich zu dem Umgang mit ihren männlichen Kollegen. So erzählt sie etwa, dass sie oft mit ihrem Freund back-toback, also immer abwechselnd Übergänge, gespielt habe. Nach einem solchen Auftritt kam jemand aus dem Publikum auf sie zu und sagte: „Dein Freund hat dich heute auch ein paar Übergänge machen lassen, oder?“ Auch das Feedback habe sich unterschieden: Ihr Freund bekam technisches Feedback und ihr wurde gesagt, sie hätte gut ausgesehen. Immer wieder musste sie sich auch den Satz „Für eine Frau spielst du echt gut“ anhören.
Eine Zeit lang sei sie sehr wütend auf all die Ungerechtigkeiten gewesen, die in der Nachtszene auftreten. Doch mittlerweile sagt sie: „Ich probiere immer, meine Wut, auch generell in Bezug auf Sexismus, zu kanalisieren und in etwas Gutes umzuwandeln.“ So schreibt sie etwa Awareness-Pläne für Clubs oder Bars. Diese beinhalten dann Social-Media-Konzepte, Security- Briefings, Plakate mit Hinweisen zu einem toleranten Verhalten und das Gefühl der Sicherheit und Freiheit. Dieses Gefühl gehe ansonsten vor allem für FLINTA*-Personen im Nachtleben verloren. Wer immer wieder belästigt oder unangenehm angemacht wird, hat irgendwann keine Lust mehr auf Club und Party. Mareen will das ändern, sie möchte Safe Spaces schaffen, in denen sich alle wohlfühlen. Aber sie möchte nicht nur die Erfahrung des Publikums verbessern, sondern auch den Zugang zur DJ-Szene für Anfänger erleichtern. So sollen unerfahrene DJs eine Möglichkeit bekommen, sich zu trauen und das DJing auszuprobieren. Für FLINTA*-Personen bietet sie jetzt im Schick den Workshop „Womansplaining“ an, bei dem sie die Grundlagen des DJings erklärt und alle Teilnehmenden Zeit bekommen, einmal selbst am Mischpult zu stehen. Im Anschluss plaudert sie noch etwas aus dem Nähkästchen einer weiblichen DJ. Als sie die Idee auf Instagram zum ersten Mal veröffentlichte, seien innerhalb von zehn Minuten alle Plätze ausgebucht gewesen und auch die Rückmeldungen nach ihren ersten Workshops waren sehr positiv. Die nächsten Workshops stehen bereits fest (Kontakt Instagram: @katharsia_). Dabei möchte Mareen nicht Gatekeeper, sondern Gateopener sein und ihre Erfahrungen, ihr Wissen und Musikbegeisterung teilen, besonders mit denen, die in der Szene seltener vertreten sind. Abschließend sagt sie: „Das ist so bisschen meine Mission: FLINTA* supporten, Nachwuchs supporten mit Workshop-Formaten, aber auch die Leute sehen, die einfach nur als Gäste auf die Partys gehen wollen und da eine unbeschwerte Zeit haben wollen. Und solange das noch nicht möglich ist, ist halt auch dieser Kampf noch nicht zu Ende gekämpft.“