Pamojah – das steht für Einigkeit
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von Caroline Alberta Glabacs
Pamojah (pamo‘ʤa) – das Wort kommt aus dem swahilischen Sprachgebrauch und kann mit „zusammen“ oder „Einigkeit“ übersetzt werden. Es ist außerdem namensgebend für den Wiesbadener Kulturverein, der 2007 von Abdul Yusuf gegründet wurde. Ich treffe mich mit Abdul an einem kalten, verregneten Januarabend. Doch nach einer herzlichen Umarmung zur Begrüßung und einigen Minuten Konversation, stelle ich fest, dass durch seine warme und lebendige Art ein optimaler Grundstein für unser Interview gelegt ist. Trotz unserem Altersunterschied bietet er mir prompt das „Du“ an. Abdul kam 1999 aus Kenia nach Deutschland. Heute ist er verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Wiesbaden.
Den gemeinnützigen Verein gründete er im Jahr 2007 mit dem Äthiopier Brook Demisse. Dieser musste später aus beruflichen Gründen das Projekt hinter sich lassen. Seitdem kümmert sich Abdul vorwiegend selbstständig darum. Im Fokus des Projektes stehen auf der einen Seite die Unterstützung und Betreuung von hilfsbedürftigen und benachteiligten Migrant:innen aus aller Welt hier vor Ort. Dabei fängt die Hilfe schon bei den kleinen, alltäglichen Hürden an, die sich für sie immer wieder auftun. Abdul zeigt mir die zahlreichen Chatverläufe in seinem Handy. Ein Pamojah-Mitglied, eine Frau aus Somalia, fragt ihn nach der korrekten deutschen Bezeichnung für ein Produkt aus der Drogerie. „Ich bin froh, wenn ich mit einer scheinbaren Kleinigkeit den Alltag eines Menschen erleichtern konnte.“
Womit auch das Gründungsmotiv des Vereins zusammenhängt: „Als ich vor über 20 Jahren nach Deutschland kam, brachte ich mir die Sprache selbst bei. Von außen hatte ich kaum Unterstützung. Das war nicht immer einfach. Oft war es ein einsamer Kampf, zum Beispiel Einkäufe oder Behördengänge zu erledigen. Deshalb kam mir die Idee, einen wohltätigen Verein aufzubauen, um den Leuten, die in der Situation stecken, wie ich damals, eine Stütze im Alltag zu bieten.“ Bemerkenswerterweise spricht Abdul neben Deutsch, seiner Muttersprache Kikuyu und den kenianischen Amtssprachen Englisch und Swahili, auch Arabisch. Zudem ist er Ansprechpartner der Uniklinik Mainz, die Mädchen und Frauen wegen Verstümmelungspraktiken behandelt. „Die Geschichten, die ich höre, sind unaussprechlich. Es bricht mir das Herz.“
Auf der anderen Seite erstreckt sich die Hilfe auch direkt nach Afrika. Der eigens gegründete Fußballverein Pumwani United bietet den Kindern in der kenianischen Hauptstadt Nairobi die Möglichkeit, ihren ärmlichen Verhältnissen im Alltag zu entkommen und durch den Sport Motivation und neue Perspektiven im Leben zu erlangen.
Unterstützt wird Abdul von den Pamojah-Vorstandsmitgliedern, die ethnisch divers und den Geschlechtern gleichberechtigt zusammengesetzt sind. Zudem erhält der Verein Support unter anderem durch den Schlachthof, das Kulturamt, das Kinder- und Jugendzentrum in der Reduit Mainz-Kastel und Wellritzhof, das Amt für Integration, Mainz 05 sowie den namhaften Rapper Eno, der selbst in Wiesbaden aufgewachsen ist. „Unsere aktuellen Projekte beinhalten das von dem Amt für Integration geförderte Makt’s Projekt: Das steht kurz für: Musizieren. Alltagskultur. Kunst. Trommeln. Tanz. Sport. Hierbei bieten wir Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit, sich in kreativen, kostenlosen Workshops auszutoben aber auch die deutsche Alltagskultur kennenzulernen und anzunehmen. Und sich gegenseitig mit Respekt zu begegnen.“
Der musikalische Workshop „Djama“ geht im März an den Start. Er soll Jugendlichen im Teenageralter den Raum und die Tools bereitstellen, sich in den Bereichen Rap, Trommeln und DJing auszuprobieren. Für Ende April ist ein besonderes Fußballturnier geplant. „Ich habe bei allen Wiesbadener Moscheen angefragt, für das Tournament ein sechsköpfiges Team zusammenzustellen: Aus jeweils drei Muslimen und drei Andersgläubigen. Zwei haben bis jetzt zugesagt. Da das Turnier zum Ende des Fastenmonats stattfinden wird, soll es mit einem open air Buffet geschlossen werden. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.“
Als eines der Lieblingsprojekte nennt Abdul die regelmäßigen Spendenaktionen. „Spendet der kleine Youssef hier aus Wiesbaden seine alten Fußballschuhe, bringen wir sie selbst nach Kenia in ein Waisenhaus. Dort freut sich der kleine Absko darüber. Ich mache immer Bilder und Videos von den Personen und zeige sie der jeweils anderen Seite. Das schafft eine persönliche Bindung. Die gute Tat erfolgt direkt von Mensch zu Mensch und nicht durch die Hand von profitorientierten Unternehmen. Es ist wichtig für mich, dies im Auge zu behalten.“
WTF
Instagram: pamojah_movement
Facebook: Pamojah Movement
Website: pamojah.de
Foto: Abdul Yusuf