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Tiere

Dem Feind am nächsten

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Was kreucht und fleucht im STUZ-Gebiet? Wilde Tiere vor der Tür, Teil 28: Der Fuchs.

von Konstantin Mahlow

Die Städte im STUZ-Gebiet sind nicht nur das natürliche Jagdrevier von Immobilienhaien, sondern auch von einigen echten Raubtieren. Über den Marder, der sich tief ins Häusermeer der Innenstädte wagt und auch in baum- und buschlosen Straßenzügen umherstreift, haben wir in der Vergangenheit schon berichtet. Aber es hat lange gedauert, bis der Fuchs an der Reihe ist. Dabei fühlt er sich vor allem in den Außenbezirken und Vororten, in den Stadtwäldern und Kulturlandschaften mit genügend Deckung ausgesprochen wohl. Doch auch in Parks, Friedhöfen und großen Gärten kommt er zuweilen häufiger vor, als man aufgrund seiner heimlichen Existenz erwarten würde. Auf dem Land (also nicht im Rhein) ist er damit das größte unserer Raubtiere. Zumindest solange sich die Taunuswölfe noch nicht näher ran wagen.

Überall im deutschsprachigen Raum, aber insbesondere auch in Mainz, hat der Begriff „Fuchs“ eine ganze Palette an Bedeutungen – hierzulande etwa historisch in der Person des legendären Oberbürgermeisters Jockel Fuchs (1919 – 2002) oder ganz aktuell als Logotier der SWR-Sendung „Report Mainz“. Der Name aber verweist in erster Linie auf den Rotfuchs (Vulpes vulpes). Er ist in Mitteleuropa der häufigste Vertreter aus der Familie der Hunde, zu der auch die gerade einwandernden Schakale, der Wolf und seine Nachfahren, die namensgebenden Haushunde, gehören. Rotfüchse kommen derweil auf allen Kontinenten außer Südamerika und der Antarktis vor und sind dort, wo sie nicht zu sehr bejagt werden, recht häufig. Seit den 1980er Jahren ist weltweit zu beobachten, wie die Tiere die Städte besiedeln.

Vor- und Nachteile urbanen Lebens

Legendär ist ihr Ruf, im Tierreich zu den clevereren Vertretern zu gehören. Und auch ihr Umzug in die Nähe ihres eigentlich größten Widersachers, des Menschen, hat sich als schlauer Schachzug entpuppt, frei nach dem Motto: Halte dir deinen Feind stets am nächsten. In Städten wie Mainz und Wiesbaden gibt es erstaunliche viele Flächen, die zumindest nachts frei von menschlicher Störung bleiben, in denen aber gleichzeitig nicht gejagt werden kann. Auf dem Friedhof oder im Stadtpark sind sie sicher vor Gewehrkugeln und Tierfallen, auch wenn sie dafür in deutlich kleineren Revieren als ihre Verwandte auf dem Land leben. Dazu finden die smarten Allesfresser einen gedeckten Tisch in unseren Siedlungen. Vor allem Essensreste, Insekten, Mäuse und Ratten sind leicht zu ergattern und beinahe immer verfügbar.

Im dichten Bewuchs entlang der Bahngleise oder anderen Wildflächen graben sie ihre Bauten, in denen sie bis zu sechs Junge großziehen. Leider sterben viele Füchse schon in sehr jungem Alter: Weniger als fünf Prozent überleben vier Jahre, das durchschnittliche Alter eines Stadtfuchses beträgt in den meisten Populationen gerade einmal 18 Monate. Das liegt auch daran, dass die weniger erfahrenen Jungtiere eher bei Wildunfällen sterben oder vom Jäger erwischt werden. Einige hunderttausend Exemplare werden jährlich allein in Deutschland erlegt, was alles andere als unumstritten ist. Ein Argument dafür ist neben der Dezimierung des Fuchsbandwurms der verstärkte Schutz von bodenbrütenden Vögeln wie Rebhühnern und Kiebitzen, deren Bestände in den letzten Jahrzehnten völlig eingebrochen sind. Doch es gibt auch Studien, die keinen positiven Effekt durch die Bejagung aufzeigen konnten. Für Aufsehen in diesem Zusammenhang sorgte ein immer noch gültiges Jagdverbot für Füchse in Luxemburg. Begründung: Es konnten keine negativen Einflüsse auf die Biodiversität durch Rotfüchse festgestellt werden.

Die Fellnasen in der City kümmert das alles nur wenig. Solange sie nicht von einem Auto erfasst werden oder ihnen doch mal gezielt nachgestellt wird, lässt der Mensch sie hier weitestgehend gewähren. Was durchaus dazu führen kann, dass ihre Populationen weiter wachsen, wie es in vielen anderen Großstädten der Welt bereits zu beobachten ist. Was die meist friedliche Nachbarschaft wiederum auf eine neue Probe stellen könnte. Jedes Kind weiß schließlich, dass man nur die Himbeeren von den höchsten Trieben essen soll, um nicht „den Wurm zu bekommen“. Auch wenn das heute als sehr unwahrscheinlich und eher übertrieben gilt.

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