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Umwelt

Schmutziges Licht

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Beleuchtung überall: Auf den Straßen sorgen Laternen für das menschliche Sicherheitsgefühl, in der Adventszeit stimmen Lichterketten uns auf Weihnachten ein. Doch Kunstlicht schädigt als Lichtverschmutzung Menschen, Tiere und Pflanzen.

von Katja Birkenfeld

Mit der Umstellung auf LED-Leuchtmittel sinken die Kosten für Lichtinstallationen in Außenbereichen extrem, der Einsatz von künstlichen Lichtquellen nimmt infolgedessen zu.

Zu viel Kunstlicht kann den menschlichen Hormonhaushalt negativ beeinflussen. Laut den Ergebnissen einer Studie des amerikanischen Lighting Research Center bewirkt insbesondere das blaustichige LED-Licht eine verminderte Ausschüttung des Schlaf- und Regenerationshormons Melatonin. Schlafstörungen, langfristig sogar Störungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Diabetes können die Folge sein.

Als Lichtverschmutzung bezeichnet man die unerwünschten Effekte nächtlicher Beleuchtung.

Der nach oben in den Himmel abgestrahlte Lichtanteil ist Hauptverursacher des sogenannten „Skyglowing“ und stammt häufig von Bodenleuchten, Skybeamern oder schlecht ausgerichteten Gebäudestrahlern. Er wird in den verschiedenen Schichten der Atmosphäre an Aerosolen reflektiert und gestreut, verteilt sich also in der Erdumgebung als diffuses Leuchten, das sogar noch in den Meeren von Fischarten als Wanderbarriere missverstanden wird. Satellitenbilder zeigen den Lichtsmog besonders deutlich, was auch die Fachgruppe Dark Sky der „Vereinigung der Sternfreunde“ auf ihrer Internetseite beklagt: „Künstliches Licht kann zum Beispiel den Anblick des Sternhimmels behindern oder es uns gar unmöglich machen, wie es in Ballungsräumen heute bereits der Fall ist.“ Immerhin: „In Finthen hat der Gewerbe- und Verkehrsverein sich entschlossen, dieses Jahr auf die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen zu verzichten, auch wenn die Gründe organisatorischer Ursache sind“, sagt Ortsvorsteher Manfred Mahle. Als Hobbyastronom habe er sich selbst schon häufig über den „oftmals taghellen“ Nachthimmel ärgern müssen.

Tiere verenden

Während Gartenvögel in Städten oft zu früh am Morgen mit dem Singen anfangen, was Frühoder Fehlbruten auslösen kann, fallen den urbanen Belichtungsexzessen auch ganze Schwärme nachts ziehender Zugvögel wegen Erschöpfung zum Opfer, da sie von ihren Flugbahnen abgelenkt und zu Umwegen gezwungen werden. Einer Vielzahl von Arten, darunter Glühwürmchen, Eulen aber auch Säugetieren wie dem Dachs, schrumpfen die Lebensräume. Sie benötigen die Dunkelheit für Nahrungssuche und Fortpflanzung.

Einige wenige ausgewiesene Sternenparks dienen nachtaktiven Tieren in Deutschland als Rückzugsmöglichkeit und sind gleichzeitig Anziehungspunkte für Astronomen zur Himmelsbeobachtung. Die nächstgelegenen dieser Oasen der Dunkelheit sind der Himmelsschauplatz Nüsttal-Hofaschenbach und der Sternenpark Rhön e. V.

Hauptleidtragende der Lichtverschmutzung sind Motten, Fliegen und Falter. Nachtaktive Insekten verwechseln Laternen mit dem Mond und werden von ihnen angezogen. Laut Nabu ist LED-Licht zwar weniger heiß und verbrennt die Tiere nicht sofort, dafür würden sie jetzt länger hilf- und orientierungslos im Lichtkegel umherschwirren bis sie dort zugrunde gehen.

Mehrere hundert Insekten lassen im Extremfall in nur einer Nacht an einer einzigen Lampe ihr Leben und fehlen daraufhin in der Nahrungskette von beispielsweise Fledermäusen und diversen Vogelarten. Zudem sinkt durch ihr Fehlen die Bestäubungsrate bei Pflanzen, deren Blüten in der Dämmerung Insekten anlocken.

Pflanzen erfrieren

Auch Bäume und Sträucher, die direkt im Schein des Kunstlichtes stehen, werden häufig krank oder sterben ab. Das schwindende Licht der dunkleren Jahreszeit signalisiert ihnen den richtigen Zeitpunkt zum Laubabwurf und der Einlagerung von Stoffwechselprodukten für den Winter. Durch die dauerhafte Exposition mit Kunstlicht verpassen die Pflanzen diesen Zeitpunkt, sind unvorbereitet mit dem ersten Frost konfrontiert und halten diesem nicht stand.

Aber Gegenmaßnahmen zu ergreifen ist machbar; durch den bewussten Gebrauch leuchtender Weihnachtsdekoration und den Verzicht auf Lichtkugeln oder Bodenstrahler ist bereits ein Beitrag zur Senkung der Lichtverschmutzung geleistet. Der Umwelt zugutekommt: Lampen in Außenbereichen zielgerichtet aufstellen, Dauerlicht vermeiden und Zeitschaltuhren oder Bewegungsmelder einsetzen, Lampenmodelle wählen, die das Leuchtmittel abschirmen und den Lichtschein nach unten richten, die sind am insektenfreundlichsten.

Foto Anuj Bansal


WTF

– Für die Nutzung im Freien warmweiße LEDs verwenden.
– Hersteller geben das Farbspektrum ihrer Leuchtmittel auf den Verpackungen an. Es sollte in Außenbereichen nie einen Wert von 3000 Kelvin überschreiten.
– 2000 bis 2700 Kelvin gilt als tierfreundlichster und gleichzeitig dem Menschen angenehmster Wert.

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