Foco em portugal
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Exground 35 vom 11. bis 20. November
von Roman Paul Widera
Die 35. Ausgabe des exground Filmfestivals bietet den liebgewonnen Rundumschlag unabhängiger Filmproduktion. Neben den eingesessenen Sparten des Independent-Kinos aus Amerika und Deutschland sowie der Präsentation aktueller Filme jenseits etablierter Filmnationen aus Europa und der ganzen Welt, wartet das Festival klassischerweise mit einem gesonderten Fokus auf eine Region auf: So steht das portugiesische Filmschaffen im Zentrum der diesjährigen Ausgabe. Dabei stellt sich die Programmauswahl der schwierigen Aufgabe, Geschichte und Gegenwart des Landes in ihren sozialen und politischen Dimensionen zu zeigen und zu diskutieren. Auch in Richtung Zukunft des Filmschaffens möchte das Programm dabei spähen und führt aktuellste Filme der jüngsten Regie-Generation des Landes auf. Der Rundumschlag bleibt dabei nicht auf die geographische und thematische Vielfalt der Filme beschränkt, sondern formuliert sich auch in der Bandbreite filmischer Gattungen: Fiktive Langspielfilme, Dokumentationen und kürzere, auch experimentelle Stoffe ergänzen sich gegenseitig und möchten einen vielschichtigen Blick auf das zeitgenössische weltweite Filmschaffen ermöglichen. Im Rahmenprogramm abseits der Kinovorführungen lädt das Festival zu einer Podiumsdiskussion zum portugiesischen Kino und weiteren thematisch verwandten Vorträgen und Lesungen ein. Ein besonderer Geheimtipp ist die Retrospektive, bei denen das kuratorische Team in den letzten Jahren ein gutes Händchen bewiesen hat. Auch diese verschreibt sich dem Länderschwerpunkt und zeigt eine Auswahl des Schaffens der in Deutschland nur wenig rezipierten Regisseurin Teresa Villaverde aus den vergangenen drei Jahrzehnten. Wer es nicht nach Wiesbaden oder die Nachspielorte Darmstadt und Frankfurt schafft, freut sich über die hybride Zweigleisigkeit des Festivals: Knapp zwei Wochen nach Festivalschluss steht ein Teil des Spielplans on demand zur Verfügung. Jedoch sollte das der absolute Notfall-Plan-B sein: Die Caligari Filmbühne, das Spielstättenherz der zehn Tage Festivalbetrieb und eines der schönsten Kinos Deutschlands ist als Rahmen für das Neu- oder Wiederentdecken neuester, übersehener und womöglich zu Unrecht vergessener Filme nur schwer zu überbieten, schon gar nicht vom heimischen Sofa.