Crime #257
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Von leichter Beute und schweren Jungs, oft nicht witzig und häufig zum Schießen: Wir präsentieren die Top-Verbrechen aus dem STUZ-Gebiet.
von Ingo Bartsch
Ja, da kann einem auch schon mal die einäugige Schlange begegnen, wenn man als Spaziergänger durch den Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz-Bretzenheim flaniert, denn dort „tauchte plötzlich in ca. 50 Meter Entfernung ein unbekannter Mann aus einem Gebüsch auf, ließ seine Hose vor dem Spaziergänger herunter und manipulierte an seinem Glied.“ Ein Naturschauspiel der unerwünschten Art, dem der Flaneur aus dem Weg ging und, wieder zuhause, davon der Polizei berichtete.
„Weil sich eine Entenfamilie in den Mainzer Fastnachtsbrunnen verirrt hatte, mussten Polizist*innen des Altstadtreviers ihre McGyver-Fähigkeiten unter Beweis stellen“
Nicht weniger verlockend als der Naturschaugarten Lindenmühle nimmt sich das „Wandererlebnis Flötenwanderweg“ aus, aber ach! Statt sanft geblasener Melodien erklang hier vor allem ein zünftiger Streit zweier Wandersleut, die sich wohl gegenseitig die Flötentöne beibringen wollten. In diesem Kontext schlug der eine Streitende seinem Kontrahenten eine Weinflasche auf den Kopf. Sicherlich kein Wandererlebnis per definitionem.
Wir bleiben in der Natur: Rüsselsheim, Bereich Waldweg. Hier trafen im Schatten der Bäume zwei Rindviehherden aufeinander, was die Cops auf den Plan rief, denen es gelang, „insgesamt zehn Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren festzunehmen. Zwei Männer davon, im Alter von 20 und 34 Jahren, erlitten Verletzungen durch Messerstiche.“
Doch es ist nicht nur der Mensch, der sich in die wilde Natur begibt, um sich seiner archaischen Wurzeln gegenwärtig zu werden. Auch die Natur begibt sich zum Menschen. Dieses Phänomen der gegenseitigen Annäherung wird als Zoonose bezeichnet und beschert uns etwa Corona oder die Affenpocken. Jedoch wird in den folgenden beiden zoonotischen Begebenheiten lediglich das Awwww!-Virus übertragen, versprochen!
Tierischer Besuch bei der Polizei des Mainzer Lerchenbergs“ titeln die Cops angesichts ihrer Zoonose-Erfahrung. „Gegen 5.40 Uhr wurde den Beamten ein freilaufendes Pony an der L426 gemeldet. Das Tier spazierte offenbar von dort aus Richtung des Mainzer Lerchenbergs.“ Das goldige Tier wurde eingefangen, durfte neben der Wache noch grasen und wurde schließlich seiner Besitzerin übergeben. Awwwwww!
Weil sich eine Entenfamilie in den Mainzer Fastnachtsbrunnen verirrt hatte, mussten Polizist*innen des Altstadtreviers ihre McGyver- Fähigkeiten unter Beweis stellen“, vermelden die Cops aus der Mainzer Altstadt. Der Weg hinaus war durch die zu hohe Mauer versperrt, so dass Mama Ente und ihre Kleinen nicht mehr aus dem Wasser kamen. Die Polizei ließ sich nicht lumpen und konstruierte aus Getränkekisten und Klebeband eine Rampe, über die „Erste Mainzer Entenrampe“, über die Tiere jederzeit den Brunnen betreten und verlassen können. Wobei die Cops einräumen, nicht zu wissen, ob es wirklich die erste Rampe dieser Art ist. Jedenfalls: Awwwwww!
„Große Bleiche, Lotharstraße, durch die Fußgängerzone bis zum Kaufhof, Schusterstraße, Markt, Mailandsgasse, Rheinstraße, Holzhofstraße, Windmühlenstraße, Freiligrathstraße bis hin zur Goldgrube.“
Doch zurück in die rein menschliche Welt des Verbrechens. Selten geht es dort so cute zu wie im Wunderland der Zoonose, aber auf ulkige Wesen trifft man dort mitunter durchaus, zum Beispiel im Zuge eines Kellereinbruchs in Wiesbaden, siehe Täterbeschreibung: „Circa 1,80 Meter groß, circa 40 Jahre, kräftige Statur, heller 3-Tage-Bart, bekleidet mit Hemd, T-Shirt und einer Jeans. Er war mit einer Krücke unterwegs und humpelte auffällig.“ Davonlaufen war hier wohl nicht Teil des Plans.
Zu wild auch die Ölspur, verursacht durch eine unbekannte Person. Die Polizei ermittelte die Fahrstrecke, die sich wie eine Stadtführung durch Mainz liest: „Große Bleiche, Lotharstraße, durch die Fußgängerzone bis zum Kaufhof, Schusterstraße, Markt, Mailandsgasse, Rheinstraße, Holzhofstraße, Windmühlenstraße, Freiligrathstraße bis hin zur Goldgrube. An der Goldgrube wendet das Fahrzeug und befährt die Freiligrathstraße über Pariser Tor in die Geschwister- Scholl-Straße. Dort wird das Kraftfahrzeug offensichtlich auf die A60 in Richtung Hessen gelenkt. Die Spur verliert sich derzeit an der Anschlussstelle Ginsheim-Gustavsburg.“ Abgefahren.
„Zwei junge Männer zerstörten Freitagnacht das Glas einer Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe zu einem Trupp mehrerer Polizistinnen und Polizisten.“
Manche Sachverhalte bedürfen weniger ausführlichen Beschreibungen, Tatort Wiesbaden: „Zwei junge Männer zerstörten Freitagnacht das Glas einer Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe zu einem Trupp mehrerer Polizistinnen und Polizisten. Sie wurden festgenommen.“
Ebenfalls zu Bruch ging eine Autoscheibe in der Ernst-Galonske-Straße, Mainz-Kastel. Ursächlich hierfür: ein 30-Jähriger, der nach dem Feiern in einer Disco auf der Suche nach einem Schlafplatz war: „Ein 46 Jahre alter Fernfahre staunte nicht schlecht, als er nach seiner Schicht zu seinem Privatfahrzeug kam und eine schlafende, männliche Person auf dem Fahrersitz feststellte.“
Wir staunen derweil lieber weiter über die Schönheit der Natur. (inh)