Sommer auf Französisch
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Erstmals feiert das Institut français in Kooperation mit dem Haus Burgund die Fête de la Musique in Mainz. Anlass genug, um mit der Direktorin Aline Oswald über Vergangenheit und Zukunft der Kultureinrichtung zu sprechen.
von Konstatin Mahlow
Es ist der Sommer des dreifachen Jubiläums: 40 Jahre Fête de la Musique, 60 Jahre Partnerschaft zwischen Burgund-Franche-Comté und Rheinland-Pfalz sowie 70 Jahre Institut français Mainz. Streng genommen hatte das Institut bereits 2021 Geburtstag, doch aufgrund der Pandemie werden die Feierlichkeiten in diesem Juli nachgeholt. Das Institut français Mainz ist eines von dreizehn seiner Art in Deutschland, die ein Netzwerk mit Zentrale in der Französischen Botschaft in Berlin bilden und sich im Bereich der kulturellen Diplomatie engagieren. Sie werden vom französischen Staat finanziert und die Mainzer Vertretung zusätzlich vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz unterstützt. Seit fünf Jahren ist Aline Oswald als Gesandte des Ministère de l’Europe et des Affaires étrangères die Direktorin in Mainz. Vom Schönborner Hof aus, dessen Räumlichkeiten die JGU zur Verfügung stellt, organisiert sie mit ihrem Team die kommenden Veranstaltungen.
Frau Oswald, was ist der kulturelle Auftrag des Institut français?
Die Arbeit des Instituts basiert im Wesentlichen auf zwei Säulen: Zum einen die französische Sprachvermittlung: Wir bieten Sprachkurse an und vergeben Sprachzertifikate. Und zum anderen der Bildungs- und Kulturbereich. In der Nachkriegszeit war das Institut vor allem ein Ort der Verständigung, es ging um die Überwindung alter Feindbilder. Heute sind wir mehr als eine Vitrine Frankreichs: Wir initiieren Kooperationen, entwickeln gemeinsam mit unseren lokalen Partnern Ideen und treten so in einen dynamischen Kulturdialog.
Wie kann das Institut seiner Rolle für den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich gerecht werden?
In Mainz haben wir eine besondere Situation: Wir leben in einer grenznahen Region mit fruchtbarem Boden und großem kulturellen Erbe. Heute ist es besonders wichtig, die Erfahrungen eines gemeinsamen Europas nahe zu bringen. Dafür haben wir in Rheinland-Pfalz eine gute Basis, aber es ist nie irgendetwas in Stein gemeißelt. Die deutsch-französischen Beziehungen stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen, sie sind immer in Bewegung und im Wandel. Nach dem Krieg musste erst wieder eine Grundlage für die Verständigung geschaffen werden. Heute wird unsere Partnerschaft oft als selbstverständlich erlebt. Aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Es gibt weiterhin Bereiche, in denen mehr getan werden muss, etwa bei beruflichen Ausbildungen. Wir möchten Veränderungsprozesse reflektieren und unseren Teil dazu beitragen, den kulturellen Austausch sowie die Mobilität zu fördern. Für diese Aufgabe gab es in den letzten Jahren eine Reihe neuer Impulse.
Von welchen Impulsen sprechen Sie?
2017 war Frankreich Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. 2018 feierten Straßburg und Mainz zusammen das 550. Gutenberg-Jubiläum. 2019 haben Bundeskanzlerin Merkel und Staatspräsident Macron den Aachener Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration unterzeichnet, der unter anderem den Bürgerfonds für zivilgesellschaftliche Projekte ermöglicht hat. Das alles hat viel Energie freigesetzt. Leider kam dann erst einmal die Pandemie dazwischen.
Die ist zwar noch nicht vorbei, gefeiert werden darf aber trotzdem wieder: Rund um den 21. Juni laden Sie zur Fête de la Musique ein.
Die Fête de la Musique, die wir zusammen mit dem Haus Burgund veranstalten, steht für die Demokratisierung der Musik – sie ist für jeden im öffentlichen Raum zugänglich und für alle umsonst. Wir haben französische Musiker:innen eingeladen, von namenhaften Dirigenten bis zu Nachwuchskünstler:innen verschiedener Genres, die mehrere Mainzer Veranstaltungsorte bespielen. Es wird auch partizipative Formate geben. Am 3. Juli werden wir unser 70. Jubiläum in Form von zwei Jazzkonzerten à la Django Reinhardt in unserem Garten nachholen, nachdem wir es letztes Jahr nur digital feiern konnten.
Zur Person
Aline Oswald, geb. in Lothringen, bezeichnet sich selbst als „Kind der Großregion“. Ihr Studium absolvierte sie an der Sorbonne und belegte im Rahmen eines DAAD-Stipendiums ein Auslandsjahr in Mainz. Danach schlug sie eine Laufbahn im Bereich der Programmplanung und des Musikmanagements am Stadttheater Koblenz, beim Orchestre Philharmonique de Strasbourg sowie beim Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin ein und arbeitete außerdem im Bereich der internationalen Beziehungen.
WTF
Alle Informationen zu den Angeboten des Institut français sowie das vollständige Programm der Fête de la Musique 2022 unter: mainz.institutfrancais.de/kalender