Lade

Tippen zum Suchen

Wiesbaden

Rares für Bares, was mal dem Zar war

Teilen

Kunst, edler Schmuck oder schicke Oldtimer – für die einen ein Traum, für das Auktionshaus Wiesbaden tägliches Geschäft. Ein STUZ-Besuch im „Kaufhaus für den Glanz vergangener Tage“.

von Shayan Julien Mirmoayedi

Wer kennt es nicht: Man kramt im Keller zwischen Umzugskartons auf der Suche nach dem Werkzeugkasten und findet Omas schöne Erbstücke. Wie viel sind die eigentlich wert? Diese Frage beantworten die Profis des Auktionshauses Wiesbaden beim Expertentag am Samstag, 5. März im Beviamo Wiesbaden. „Zu gutem Essen und in guter Atmosphäre kann da jede und jeder mehr über die eigenen kleinen Fundstücke erfahren und bekommt vor Ort eine kostenlose Einschätzung“, erzählt der stellvertretende Geschäftsführer des Auktionshauses René Blumer. Zu den Experten zählen neben Geschäftsführer Reno Daschmann zwei kundige Kunsthistorikerinnen. Viermal im Jahr können echte Raritäten im Auktionshaus ersteigert werden. Die nächsten Auktionen finden am 11. und 12. März statt. In der Woche zuvor können sich Interessierte dort die zur Versteigerung stehenden Objekte anschauen.

Einmal im Leben

Reno Daschmann begann schon in den 70er Jahren mit dem Antiquitätenhandel in Mainz. Anfang der 2000er kam dann die Entscheidung: Ein eigenes Auktionshaus in Wiesbaden soll her. Seit der Umsetzung können rund 150 Bieterinnen und Bieter im 500 Quadratmeter großen Saal Kunst, Antiquitäten, Oldtimer, Skulpturen, Schmuck und vieles mehr ersteigern. Beim Betreten des Hauses wird man persönlich empfangen und schildert sein Anliegen. Kunden, die ihre Erbstücke oder besonderen Dinge schätzen lassen und verkaufen möchten, können einen individuellen Termin ausmachen. Um an einer Auktion teilzunehmen, benötigt man eine Bieterkarte, die nach Vorlage des Personalausweises ausgegeben wird. Geboten wird in der Regel in zehn Prozent Schritten. René Blumer findet seinem Beruf besonders spannend, wenn er Bietern Wünsche erfüllen kann, immerhin gebe es bei ihm mitunter die einmalige Chance im Leben, einen bestimmten Gegenstand zu erwerben. Bei Auktionen die höchsten Gebote heraus zu kitzeln mache außerdem viel Spaß. Neben all der Arbeit im Backoffice, kümmert sich der gelernte Kaufmann auch um den After-Sale, falls mal etwas schiefgelaufen ist. Blumer, Inhaber eines Auktionatorenscheins, kam 2007 ins Auktionshaus Wiesbaden und wurde 2011 stellvertretender Geschäftsführer. Er weiß: „Zu uns kommen alle, jung wie alt und mit vielen Interessen.“ Während sich manche für Varia im zweistelligen Preisbereich interessierten, werden im Auktionshaus auch sehr teure Raritäten, etwa ein Mercedes Benz 300 SL aus den 60er Jahren für über eine Millionen Euro, verkauft. Blumers Steckenpferd sind Oldtimer: „Ich fahre jedes Auto auch selbst, um zu schauen, welchen Zustand das Fahrzeug hat und welches Gefühl von ihm ausgeht“, so der 32-Jährige. Ein anderes außergewöhnliches Objekt, das im Auktionshaus Wiesbaden den Besitzer wechselte, war ein vergoldetes Kännchen für 35.000 Euro – es entstammte der russischen Zarenfamilie.

Pandemieboom

„Wir hatten uns im ersten Lockdown Gedanken darüber gemacht, ob wir in Kurzarbeit gehen müssen“, erzählt Blumer. Doch das Gegenteil war der Fall. „Das Geld, das nicht für Freizeitaktivitäten ausgegeben werden konnte, haben die Menschen in Wertgegenstände investiert“, sagt der E-Commerce-Experte. So kam es, dass 2020 das beste Geschäftsjahr des Unternehmens seit Bestehen war. Die Auktionen fanden vollständig online statt. Aber auch ohne die Pandemie sei der online Handel besonders wichtig. Bereits 2014 hat das Auktionshaus mit der Digitalisierung begonnen: „Wir verkaufen rund drei Viertel unserer Wertgegenstände online. Bei einer online Auktion nehmen rund 3.000 Personen aus der ganzen Welt teil.“ Weltweit versteigern die Wiesbadener auf fünf großen Portalen und freuen sich über 500.000 Views auf ihren Online-Katalog. „Deshalb maßen wir uns auch an, den besten Preis zu bekommen“, sagt Blumer stolz. Die Pläne des Hauses sind ebenso ambitioniert, denn zum Ende dieses Jahres soll in Ginsheim-Gustavsburg auf 1.600 Quadratmetern der neue Standort eröffnen.

www.auktionshaus-wiesbaden.de

Tags
Vorheriger Artikel