Kunst im Keller
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Im Untergeschoss des ehemaligen Karstadt-Gebäudes in Mainz stellt das Gutleut moderne Kunst zum Verkauf aus. Doch wie lange die Galerie noch bestehen wird, bleibt offen.
von Konstantin Mahlow
Auf satten 1.300 Quadratmetern Fläche dehnt sich die Galerie Gutleut im Lulu in der Ludwigsstraße aus. Früher gab es hier nur ein Großsortiment an Lebensmitteln und Sportartikeln zu bestaunen, im vergangenen Mai dann das erste Mal auch Kunst. Victor Anta Muñoz aka Victor Rabe, Betreiber der ein paar Meter entfernt liegenden Bar Gutleut, hat sich Anfang des Jahres des brachliegenden Geländes angenommen. Ähnliche Erfahrungen hat er zusammen mit seinen Partnern Victor Bergmann und Fabian Heubel bereits bei der Umgestaltung des Alten Postlagers machen können. Die Galerie, die gleichzeitig auch als Verkaufsausstellung fungiert, ging nach durchweg positiven Resonanzen am 3.Oktober in die zweite Runde. Wie viele noch folgen werden, ist allerdings unklar.
Deutschlandweit
22 Künstler und Künstlerinnen konnte Rabe erneut in den opulenten Räumlichkeiten zusammenbringen. Die Ausstellenden wurden im Vergleich zur ersten Ausgabe komplett ausgewechselt. „Zu Beginn sind wir noch richtig auf die Jagd nach Künstlern gegangen“, erzählt uns Rabe, „mittlerweile bewerben sich auch viele bei uns.“ Die ersten Kontakte bestanden schon vorher, schließlich wird in der gleichnamigen Bar seit 2016 Kunst ausgestellt. Die Künstler*innen kommen aus ganz Deutschland – im eher lokalpatriotisch eingestellten Mainz beileibe keine Selbstverständlichkeit: „Wir stecken noch in den Kinderschuhen, aber einen überregionalen Ausstellungsort in der Größe gab es in Mainz vorher noch nicht.“
Kunst zu kaufen
Die Initialzündung für die Idee, eine Galerie zu öffnen, kam ausgerechnet mit dem Ende einer anderen Institution: „Wir hatten vorher keinen lang geschmiedeten Plan, aber über unsere Ausstellungen im Gutleut schon mal die Kontakte. Als Karstadt dann raus musste, haben wir die Gelegenheit einfach ergriffen.“ Viele frohlockten damals schon, in der Ludwigsstraße würde es nun „Kunst statt Konsum“ geben. Ganz so richtig ist das aber nicht: Zwar muss man bis auf einen verkraftbaren Obolus von sechs Euro an der Eintrittskasse keine größeren Kosten auf sich nehmen. Aber in der Galerie kann man nicht nur glotzen, man darf auch kaufen. „Wir wollen und müssen verkaufen. Würden wir das nicht tun, würden die Künstler gar nicht erst kommen“. Gute Kunst hat allerdings ihren Preis – mit mageren sechs Euro kommt man an der Stelle nicht besonders weit.
Unsichere Zeiten
Nun aber neigt sich auch „Vol.2“ in der Galerie Gutleut ihrem Ende zu und noch immer ist nicht wirklich klar, wie es danach weitergehen wird. „Wir sind mentalitätsbedingt noch immer im Lockdown, es herrscht nach wie vor eine große Unsicherheit. Es ist deswegen schwer, großartig in die Zukunft zu planen,“ meint Victor Rabe. Eine Ausstellung in der Größe bringt natürlich auch gewisse Kosten mit sich. „Wir müssen immer auf die Zahlen gucken und versuchen, die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben in einem sinnvollen Rahmen zu halten. Wir machen das hier in erster Linie, weil wir Kunst cool finden.“
Die Künstler und Künstlerinnen in der Galerie Gutleut folgen keinem gemeinsamen Konzept, dementsprechend facettenreich und divers gestalten sich die Ausstellungen. Neben der großen Halle gibt es eine Reihe kleinerer Nebenräume, in denen man oft alleine mit sich und den Kunstwerken verweilt und abseits vom Trubel ein wenig zur Ruhe kommen kann. Die Nutzung des ehemaligen Karstadt-Kellers war zwar von vornherein auf zwei Jahre begrenzt – ob diese Zeit aber überhaupt vollständig genutzt werden kann, ist fraglich. Rabe zeigt sich in unserem Gespräch nicht übertrieben optimistisch. Auf die Frage nach einer Fortsetzung antwortet er nur lakonisch: „Das wird sich zeigen.“
Alle Infos unter: galeriegutleut.de