Lade

Tippen zum Suchen

Kultur

Vorhang auf im M8

Teilen

Großes Theater braucht nicht immer eine große Bühne: In der Mitternachtsgasse 8 präsentiert das freie Theater „Junge Bühne Mainz“ moderne Inszenierungen bekannter Stücke – für Kinder wie Erwachsene.

von Konstantin Mahlow

Nur einen Katzensprung vom Mainzer Staatstheater entfernt liegt etwas versteckt im Regierungsviertel das Haus der Jugend (HdJ). Wer bei den Namen an Brettspielabende und Abipartys denkt, liegt weit daneben: Tatsächlich brodelt es hinter den sanierten Wänden geradezu vor Kultur. Es gibt wohl kaum eine andere Einrichtung dieser Art, die so konsequent Jugend- und Kulturangebote unter einem Dach vereint wie das HdJ unter der Verantwortung von Peter Jockel. Davon profitiert nicht nur die lokale Musikszene, die sich hier regelmäßig präsentieren darf, sondern auch das freie Theater der Jungen Bühne Mainz. Seit Philip Barth 2011 die künstlerische- und regieführende Leitung von Verena Gerlach übernommen hat, ist ein Ensemble mit jungen, freien Schauspieler:innen mit der M8-Bühne im HdJ als Hauptspielstätte entstanden. Schwerpunkte sind das „junge Schauspiel“ und das Kinder- und Jugendtheater. Seit September kann nun endlich wieder gespielt werden.

Zehn Jahr Hand in Hand

Ursprünglich hieß das Kleintheater einmal „Junge Bühne Mainz/Wiesbaden“. Doch die damalige Spielstätte in der hessischen Landeshauptstadt hat sich zusammen mit der Produktionsleiterin Gerlach 2010 verabschiedet. „Als ich die Leitung übernommen habe, gab es vorher schon eine Testvorstellung im Haus der Jugend“, erzählt Philip Barth. „Und ich bin ganz ehrlich: Damals hätte ich nicht gedacht, dass es zehn Jahre später immer noch weiter gehen würde.“ Barth hat Germanistik, Philosophie und Theater in Mainz sowie Schauspiel in Berlin studiert. Im Ensemble der Jungen Bühne ist er sowohl Regisseur als auch Schauspieler. Allerdings: „Beides zu seiner Zeit. In die Rolle des Schauspielers füge ich mich am liebsten ein, wenn die Regiearbeit erledigt ist.“ Barth, der Obermacker im Ensemble? Keineswegs: „Wir arbeiten in einer sehr flachen Hierarchie, weil hier jeder viel enger an allen Arbeitsschritten dran ist als in einem großen Staatstheater. Es geht immer darum, ein gemeinsames Konzept zu entwickeln.“

Unabhängiges Theater

Es nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden Häusern. Als freies Theater finanziert sich die Junge Bühne vollständig selbst und erhält keinerlei staatliche Subventionen. Ein Vor- oder Nachteil für das junge Ensemble? „Entschieden beides. Es ist immer eine Herausforderung, ein gewisses Niveau einzuhalten, um sich selbst finanzieren zu können. Wir sind nicht mehr der unorganisierte Untergrund, sondern sind mit der Zeit professioneller und anspruchsvoller geworden. Und das auch, weil sich der Markt verändert hat. Aus der künstlerischen Perspektive ist es aber ein klarer Vorteil, weil wir keinen Geldgebern gefallen müssen und uns niemanden dazwischenfunken kann.“ Eine weitere Stärke ist ihre Jugend: „Die freie Szene ist in zweierlei Hinsicht jung. Die Veranstalter sind es genauso wie die Veranstaltungsinitiative an sich. Ich bin seit 15 Jahren dabei und damit schon fast sowas wie ein lokaler Dinosaurier.“

Mainz mag‘s frei

Tatsächlich dauerte es zu Beginn etwas, bis das Mainzer Publikum die freie Theaterszene für sich entdeckte. Von Anlaufschwierigkeiten ist heute nichts mehr zu spüren. Viele Veranstaltungen sind ausverkauft, nicht selten schon Wochen im Voraus. Eine Entwicklung, die ohne das M8 undenkbare gewesen wäre: „Unser Programmangebot mit diesem Pensum durchzusetzen ist letztendlich nur machbar, weil wir hier eine feste Spielstätte haben. Ohne die Kooperation mit dem M8, wäre das nicht möglich. Und ich denke, es ist durchaus ein Alleinstellungsmerkmal des Hauses der Jugend, der Kultur so viel Platz zu geben.“ Zwar spiele man auch regelmäßig im KUZ, aber „unsere Hauptbühne ist hier, unsere Werkstatt ist hier, es gibt eine feste Veranstaltungsinitiative. Und wir laden andere Ensembles hierher ein.“

In Zukunft wird Barth von seiner Kollegin Eva-Marie Felka unterstützt, die bereits die Inszenierung von „Der kleine Prinz“ mitübernommen hat. Der Klassiker von Antoine de Saint-Exupéry ist eine Neuproduktion der aktuellen Saison für Kinder ab sechs Jahren. Die freuen sich auch über „Peter Pan“ und „Die kleine Meerjungfrau“. Jugendliche und Erwachsene jeden Alters dürfte es dagegen mehr in Wedekinds „Frühlings Erwachen“ oder Büchners „Woyzeck“ ziehen. Einige Stücke warten auch noch auf neue Termine im kommenden Jahr: So die Premiere von „Faust“ oder die für den Sommer geplanten PopUp-Theatertage. Alle Infos und Tickets gibt es bis dahin unter: junge-buehne-mainz.de

Tags
Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Dies könnte auch interessant sein