Energie zum Mitnehmen?
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Energydrinks versprechen die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Kritiker bemängeln, dass sie ungesund für den Körper sind. Was machen Energydrinks mit uns?
von Shayan Julien Mirmoayedi
Der Marktführer wirbt mit gesponsorten Leistungssportlern, die angeblich mit Energydrinks zu höheren Leistungen kommen. Auch Studenten und andere High-Performer sollen Herstellern zufolge zu ihren Getränken greifen. Diese Marketingstrategie scheint gut zu funktionieren. Das Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach zählte letztes Jahr rund 8,6 Millionen Energy-Konsumenten in Deutschland. Aber was ist in den Getränken enthalten?
Zucker
Nach Wasser steht normalerweise Zucker an zweiter Stelle der Zutatenliste von Energydrinks. Mit rund elf Gramm pro 100 Milliliter beinhalten diese etwa so viel Zucker wie Cola oder andere Softdrinks. Bei Sportlern kann es sinnvoll sein etwa während des Trainings Zucker zu sich zu nehmen, um den Stoffwechsel und die Ausdauer zu steigern. Bei nicht-körperlicher Betätigung wie Lernen führt das Sinken des Blutzuckerspiegels nach der kurzzeitigen Erhöhung zu Müdigkeit oder Ähnlichem. Viel Zucker hat hier also nur einen kurzen Effekt.
Koffein
Eine 250ml-Dose Energydrink enthält rund 80 Gramm Koffein. Das sind etwa so viel wie in einer Tasse Kaffee. Koffein regt die Ausschüttung von Kortisol und Adrenalin an, was zu einer erhöhten Herzschlagfrequenz führen kann. Dabei verengt es die Blutgefäße im Gehirn und kann die Sauerstoffaufnahme der Muskeln verbessern. Deshalb fühlen sich viele Menschen wacher, wenn sie Koffein zu sich nehmen. Andere empfinden den Effekt als störend. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist eine über den Tag verteilte Koffeinaufnahme von bis zu 400 mg unbedenklich. Eine Einzelaufnahme sei bis zu 200 mg unbedenklich, Kinder sollten am Tag nicht mehr als drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Eine zu hohe Einnahme kann etwa zu Herzklopfen, Schlaflosigkeit oder Angstzuständen und langfristig zu Herzschäden führen. Schwangere sollten kein Koffein zu sich nehmen. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen können auch schon kleinere Mengen gefährlich sein.
Taurin
Taurin ist eine Aminosäure, die vom Körper selbst hergestellt wird und über die normale Ernährung in Mengen von zehn bis 400 mg am Tag aufgenommen wird. Laut EFSA gibt es keine gesundheitlichen Einwände gegen die Aufnahme von bis zu 1.400 mg am Tag. Zur Wirkung einer höheren Aufnahme gibt es bislang kaum Studien, Experten raten davon ab. In Deutschland dürfen Getränke maximal 4000 mg pro Liter enthalten. Eine 250ml-Dose des Marktführers etwa enthält rund 1000 mg Taurin. Die empfohlene Menge wäre demnach also schon mit der zweiten Dose überschritten. Die Wirkung beim Sport muss weiter erforscht werden.
Mit Alkohol
Vodka Energy und ähnliche Getränke sind vor allem bei jungen Leuten recht beliebt. Bei einer Alkoholaufnahme von Dosen bis 0,65 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, die zu einem Blutalkoholspiegel von 0,8 Promille führen, seien einzelne Koffeindosen bis 200mg unbedenklich und es sei bis dahin „unwahrscheinlich, dass Koffein die subjektive Wahrnehmung der Trunkenheit kaschiere“, so die Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Übersetzung: Ein bisschen Vodka Energy wäre noch in Ordnung. Ärzte warnen jedoch, dass höhere Mengen Koffein in Verbindung mit Alkohol die Selbsteinschätzung beeinträchtigen.
Fazit
„Die Aufmachung in bunten Farben mit Begriffen wie Action oder Monster und auch die Werbung mit Kultfiguren aus Sport und Pop-Kultur sprechen gezielt Kinder und Jugendliche an“, erklärt Wiebke Franz von der hessischen Verbraucherzentrale. Die Verbraucherschützer kritisieren, dass nach zwei Dosen schon die Höchstmenge an Koffein für Minderjährige erreicht ist und fordern ein Verkaufsverbot an Kinder und Jugendliche. Was den Sport betrifft, erklärt Jun.-Prof. Dr. Juliane Heydenreich von der JGU Mainz: „Bei einigen Inhaltsstoffen wie Koffein oder Kohlenhydraten ist der positive Effekt auf die Leistung beim Sport klar nachgewiesen.“ Allerdings gebe es auch genug andere, natürlichere Lebensmittel, die die gleichen positiven Effekte haben – etwa Kaffee in Kombination mit kohlenhydratreichen Lebensmitteln. Zudem sollte man aufgrund des hohen Zuckergehaltes die Aufnahme von Energydrinks geringhalten. „Problematisch sehe ich vor allem, dass auch viele Personen, die nur sehr wenig oder gar keinen Sport treiben, Energydrinks konsumieren.“, so die Sport- und Ernährungswissenschaftlerin. Dies könne durch einen Kalorienüberschuss Übergewicht und Diabetes fördern. Im Alltag sollte besser auf natürlichere und gesündere Produkte gesetzt werden, findet Heydenreich. Unser Fazit: Die Menge macht das Gift. Für den Alltag gibt es gesündere Alternativen und wer auf Dauer zu viele Energydrinks trinkt, schadet seiner Gesundheit ernsthaft.