Klimaverteidiger Bundesliga
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Im neuen Teil der STUZ-Nachhaltigkeits- und Öko-Serie geht es um das Thema Fußball.
Von Rodney Fuchs
Als Mainzer weiß man, dass der 1. FSV Mainz 05 sich gerne mit dem Begriff des „ersten klimaneutralen Bundesligavereins“ rühmt. Doch wie nachhaltig sind die Mainzer wirklich? Ein Vergleich aller Bundesligisten offenbarte kürzlich Spannendes.
Klimaverteidiger mit Vorbildfunktion
Seit 2004 befindet sich auf dem Tribünendach des Bruchwegstadions eine Photovoltaikanlage. Auch für die Opel Arena entschied man sich beim Bau für ein solches Dach, das jährlich etwa 700.000 Kilowattstunden Strom erzeugt und auch in das öffentliche Netz einspeist, so die Vereinswebsite. Demzufolge vermeidet diese Anlage einen jährlichen Ausstoß von etwa 470 Tonnen Kohlendioxid. Demzufolge kann sich der Verein seit 2010 als klimaneutral betiteln und zusammen mit dem Darmstädter Ökostrom-Anbieter Entega nahm der FSV Mainz 05 eine Vorbildrolle ein.
Mittlerweile ist mehr als die Hälfte der Bundesligavereine auf erneuerbare Energien eingestellt und alle Vereine beziehen zumindest teilweise Strom aus erneuerbaren Energien. Auch in puncto Energieeffizienz kann der Mainzer Fussballsportverein mit der Spitze mithalten. Mit Shuttle Bussen vom Mainzer Hauptbahnhof, Straßenbahnlinien zum Stadion und einem integrierten Mobilitäts-Ticket, das am Spieltag für die An- und Abreise zum Spiel gültig ist, zieht der 1. FSV Mainz 05 ebenfalls mit den Spitzenteams gleich.
Abzüge in der B-Note
In manchen der acht Bereiche, die von Sport Positive Leagues bewertet wurden, liegt Mainz knapp hinter anderen Vereinen. So sind der VfL Wolfsburg (1. Platz) und der 1. FC Köln (2. Platz) unter dem Aspekt der Kommunikation und des Engagements einen Punkt höher angesetzt als Mainz 05. Die Gründe hierfür liegen möglicherweise in dem Bestreben, die Fans eines Vereins zu einer Verhaltensänderung zu motivieren, die die Umweltbelastung im eigenen Leben reduziert.
Seit 2016 gibt es in der Mainzer Arena neben der klassischen Stadionbratwurst und Brezeln auch ein veganes Essensangebot, das mit Couscous Salaten und Falafelbällchen mit Dip auf sich aufmerksam macht. Eine vegane Currywurst mit Pommes, wie in Wolfsburg, gibt es jedoch noch nicht. Darüber hinaus sei die Wassereffizienz in Wolfsburg und Mönchengladbach aufgrund besonders wassersparender Hähne besser und auch die Abfallwirtschaft ist nicht perfekt, was sich im kritischsten Punkt des ökologisch-nachhaltigen Anspruchs von Mainz 05 widerspiegelt.
Das größte Mainzer Problem: Einwegkunststoff
Insbesondere die Reduzierung und Entfernung von Einwegkunststoff ist ein Problem, in dem im Bundesligavergleich einzig nach Mainz keinerlei Punkte vergeben wurden. Der Grund dafür ist simpel. Im Stadion gibt es Einwegplastik. Dieses ist zwar kompostierbar, da es aus Maisstärke besteht, kann jedoch trotzdem nicht punkten. Denn diese Becher, die aus Polylyctide (PLA) bestehen, sind aufgrund ihrer Molekülstruktur oft nur auf theoretischem Weg biologisch abbaubar. Die Voraussetzungen für eine solche Kompostierbarkeit finden sich häufig nur in großen Entsorgungsbetrieben wie industriellen Kompostieranlagen und müssten allesamt an gleicher Stelle entsorgt und rückkompostiert werden, um wirklich nachhaltig zu sein.
Am Ende des Tages landen die Einwegkunststoffe stellenweise in den Feldern um die Mainzer Arena, im Hausmüll oder in gängigen Mülleimern, die zusammen mit anderen Abfällen konventionell verwertet werden. So sind die potenziell kompostierbaren Becher zwar ein etwas nachhaltiger Ansatz, der im Endeffekt aber oft verfehlt wird und auch als Greenwashing aufgefasst werden kann. Dabei wäre es so einfach und viel nachhaltiger, würde man wiederverwendbare Becher nutzen und ein Spülsystem etablieren. Dann wäre auch der 1. FSV Mainz 05 wieder in führender Position im Nachhaltigkeitsvergleich der Bundesliga.
WTF
Das gesamte Ranking gibt es unter: sportpositiveleagues.com/bl-2021-deutsch/