Endlich wieder Tomatensaison
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Wer im Herbst dicke Tomaten ernten will, darf sich im Frühling keine Fehler erlauben. Ein kurzer Ratgeber für schöne Pflanzen auf dem Balkon und im Garten.
von G.Scheid
Der Frühling ist zurück im STUZ-Gebiet und mit ihm der Beginn der Gartensaison. Ob auf dem Balkon, im Hinterhof oder auf der Verkehrsinsel – überall wird gepflanzt und gesät. Auch wenn die Nächte aktuell noch etwas zu kalt sind, ist der April auch der Monat, in dem die ersten Tomatensamen angesetzt werden. Der Eigenanbau dieser uralten Heilpflanze erfreut sich immer größerer Beliebtheit, was nicht weiter verwunderlich ist; wie sonst kann man den Konsum von sauberen, organischen Tomaten garantieren, die zudem frei von den Händen der Gemüsemafia sind? Wer keine Denunzianten in der Nachbarschaft hat, dafür aber ein paar Samen und einen Flecken Erde, der groß genug für einen 12 Liter-Blumentopf ist und mindestens 6 Stunden Sonnenlicht abbekommt, kann dieses Jahr seinen grünen Daumen erproben.
Vom Samen zur Jungpflanze
Die Tomatensamen – üblicherweise werden sie verschenkt oder aus Spanien geliefert – werden Ende April zum Keimen gelegt. Eine idiotensichere Methode ist die Hilfe eines feuchten Taschentuchs oder Toilettenpapiers: Die Samen werden zwischen den feuchten Lagen platziert. Das Tuch wird auf einen Teller gelegt, der mit Klarsichtfolie abgedeckt ist, und feucht gehalten. Nach ein paar Tagen sind die Keimwurzeln zu sehen.
Der gekeimte Samen landet zunächst in einem 1 Liter-Topf, der mit Anzuchterde aus dem Gartencenter gefüllt ist. An einem geschützten Platz unter der Sonne, hinter der Fensterscheibe (Südseite) oder notfalls unter einer LED-Glühbirne mit kaltweißem Licht verbringt das Pflänzchen die ersten Wochen. Nachts muss sie bei unter zehn Grad aber noch reingestellt werden.
Die Vegetationsphase
Nach etwa drei bis vier Wochen ist der kleine Topf komplett durchwurzelt, die Tomate je nach Sorte 10 – 40 cm groß. Jetzt ist es an der Zeit, sie in einen größeren Topf von 10 – 12 Litern zu pflanzen. Ein bewährtes Substrat ist gute Bio-Erde aus dem Gartencenter, die mit jeweils ein bis zwei geschlossen Händen Urgesteinsmehl, Kalk und einem Naturdünger in Granulatform aufgepäppelt wird. Die Erde alleine tut‘s aber auch, solange es sich um kein billiges Supermarktprodukt handelt.
Im neuen Topf und unter steigenden Temperaturen wachsen Tomaten bei ausreichender Wasserversorgung (im Sommer muss täglich gegossen werden) sehr schnell. Viele Gemüsefreunde sind darauf bedacht, dass ihre Tomaten nicht höher als das Balkongeländer wachsen, um neidische Blicke zu vermeiden. Damit die Pflanze buschiger wächst und kleiner bleibt, empfiehlt es sich, den Haupttrieb abzuschneiden („topping“) oder mit einer Schnur runterzubinden („training“). Beide Methoden sind sehr erfolgreich und können kombiniert werden.
Die Blütephase
Nachdem die Tomaten, die seit Ende Mai im großen Topf stehen, den Juni und Juli über gewachsen sind, beginnt ab Anfang August die Blütephase. Der ungeduldige Gärtner kann nicht viel machen, außer bei Bedarf Ende Juli noch einmal nachzudüngen, falls es schon zum Nährstoffmangel und dadurch Vergilbung der Pflanze (von unten nach oben) gekommen ist. Ist die Pflanze noch knackig grün, ist dieser Schritt nicht notwendig. Dass während der fortgeschrittenen Blütephase, in der die Tomaten anschwellen und reifen, vor allem die großen Sonnensegel nach und nach vergilben und abfallen, ist völlig normal.
Achtung: Bei Tomaten, die nicht aus feminisierten, sondern regulären Samen stammen, müssen zu Beginn dieser Phase die Männchen entfernt werden, da diese keine Früchte tragen und die Weibchen bestäuben. Weibliche Pflanzen entwickeln weiße Härchen, männliche dagegen Pollensäcke. Feminisierte Samen produzieren nur Weibchen.
Endlich ernten
In unseren Breitengraden sollten Tomatensorten angebaut werden, die acht bis maximal zehn Wochen Blütezeit benötigen. Tropische Sorten, die länger brauchen, laufen Gefahr im Oktober zu verschimmeln. Überhaupt müssen die fetten Tomaten gut auf Grauschimmel kontrolliert und betroffene Stellen sofort großzügig entfernt werden. Ende September, Anfang Oktober sollte es dann soweit sein. Mit einem Taschenmikroskop wird die Harztrübung (Trichome) direkt auf den Tomatenfrüchten kontrolliert. Ist diese etwa zu einem Drittel braun und zwei Dritteln milchig, wird endlich geerntet (alternativ kann man sich auch an den Zeitangaben des Züchters orientieren).
Trocknen der Früchte
Getrocknet werden können die Tomaten ohne die großen Blätter zum Beispiel in einem Umzugskarton oder in einer Holzkiste – dunkel muss es sein. Fangen die Stiele zu knacken an, sind die Früchte in der Regel bereit für den Konsum. Die Ernte kann ab dann in einem Einmachglas aufbewahrt werden. Viel Spaß beim verköstigen!