Vintage – die verborgenen Schätze
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Trotz Corona hat Leandra Böhm den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und ihren eigenen Second-Hand Laden namens Zeitgeist-modern vintage in Frankfurt eröffnet.
Von Anne Zerban
Als der Laden im Oktober vergangenen Jahres eröffnete, konnten die Besucher*innen eine bunte Eröffnungsparty mit DJs und prickelndem Sekt genießen. Der Laden war geschmückt mit goldenen Akzenten, großen Pflanzen und auch die bunten, glitzernden Stoffe wirkten wie Dekoration. Von ausgefallenen Sommerhemden bis hin zu edlen Handtaschen, die Auswahl zog die Menge an – wortwörtlich.
Die Leute waren begeistert, kauften, tanzten und hatten Spaß. Das war damals noch erlaubt, die Pandemie schien wie verschwunden und die Umsätze der ersten Woche waren grandios.
Leider kam nach dem Erfolg der Lockdown light. Dieser änderte zunächst nichts an Leandras Motivation für ihren Laden, jedoch gingen die Menschen generell weniger raus, das bedeutete auch weniger Kundschaft. Als dann der Einzelhandel schließen musste, blieb jeglicher Umsatz aus. Leandra konnte den Laden bis jetzt erhalten, da sie aktuell keine Miete zahlen muss.
Die Zeit im Lockdown nutzt sie aktiv. „Nun wird es Zeit, die Farbauswahl zu perfektionieren und die alten Möbel umzulackieren, anzusprühen und noch mehr aufzuhübschen“, erzählt die junge Ladenbesitzerin. Das gesamte Interieur wurde gebraucht gekauft. So wird das Konzept des Upcyclings auch bei der Einrichtung nicht durchbrochen.
Upcycling – aus alt mach hip
Leandra bezieht ihre Ware aus bereits genutzten Stoffen und Kleidungsstücken, die sie durch Näharbeiten aufwertet: „Oft schneide ich Tops oder Jeanshosen ab, um sie pfiffiger zu gestalten oder ich nähe fancy Knöpfe an. Neulich habe ich mit einer Künstlerin aus Mainz zusammengearbeitet. Nur aus Stoffresten zauberten wir eine ganz neue Samttasche.“
Die Auswahl ist groß. Ausgefallene Muster und bunte Teile wie farbenfrohe Midi Kleider und Jeans aus den 90ern hängen auf den Kleiderstangen. Kein Teil ist wie das andere, das macht die Stücke besonders einzigartig.
Vintage- die wahre Ware
Second-Hand Mode ist nicht nur nachhaltig, sondern auch stylish. Aber hier gibt es Unterschiede. Im Zeitgeist-vintage hängt nur ausgewählte Kleidung aus den 20ern bis in die 2000er. Grund dafür ist die Qualität der Stoffe.
Kleidung beinhaltet oftmals mehr Plastik als natürliche Stoffe. „Davon wollen wir uns distanzieren. Wir wollen den Umweltfaktor mit aufnehmen und verwerten nur Stoffe, die ökologisch abbaubar sind‘‘, berichtet Leandra.
Woher die begehrte Ware kommt, wird nicht verraten, denn das ist ein gut gehütetes Geheimnis, ,,damit es nicht plötzlich einen zweiten Zeitgeist-vintage nebenan gibt“, erklärt die Besitzerin schmunzelnd.
Fast Fashion = Kleidung aus Plastik?
Das Plastik schlecht ist, ist mittlerweile fast überall angekommen. Wie sich der Kunststoff jedoch in unserer Kleidung versteckt, wissen die wenigsten. Ein Großteil unserer Hemden und Pullover sind aus Kunststoff-Fasern wie Polyester, Nylon oder Polyacryl hergestellt.
Das Problem dieser Fasern, die auch aus Erdöl gemacht werden, ist, dass sie bei jedem Waschgang fusseln und somit Plastikpartikel an das Waschwasser abgeben. Auch im Rhein fanden Forscher*innen bereits Mikroplastik.
Auch Leandra sieht die Gefahr der Plastikpartikel in Textilien: „Wir werden in Zukunft das Problem haben, dass wir dafür zahlen müssen, um alte, getragene Kleidung zu entsorgen.“ Demnach Ware, die aus der fast Fashion Industrie kommt. Sie vermutet, dass wir bald auf einen Wertstoffhof gehen müssen, um alte Teile zu entsorgen: „Das ist wie Pfand für die Plastikflaschen, die geben wir auch ab, damit sie weiter verwertet werden können.“
Eins ist sicher, fast Fashion sorgt für die Ausbeutung von Mensch und Natur.
Wer nun Lust bekommen hat auf nachhaltige Upcycling Mode kann Leandra und ihren kleinen Hund Balu, sobald es wieder möglich ist, in ihrem Laden besuchen.