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Mainz

Fitness aus der Ferne

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Das Fitness-Center City in Mainz sehnt sich wie viele Sportstätten nach einer Wiedereröffnung. Doch viele Sportler erreichen sie derweilen auch mit Onlineangeboten.

Von Julia Tischbirek

Seit März letzten Jahres gibt es so einige Herausforderungen für uns“, erzählt Hugo Hofmann. Vor 40 Jahren hat er mit dem Fitness-Center City das erste Fitnessstudio in Mainz eröffnet. Anfang November musste er nun schon zum zweiten Mal dicht machen.

Die Fitnessstudios trifft die Corona-Krise hart – durch die Schließungen sieht es für viele finanziell eng aus. Hugos Fitnesscenter hat dank einer treuen Kundschaft noch recht wenig Verluste an Mitgliedern. Doch gerade die Einnahmen von Tagesgästen oder von Kunden, die nur im Winter kommen, fallen weg. „Und das, wo der Anfang des Jahres die Zeit ist, in der man sich als Fitnessstudio das Fett für das ganze Jahr anfrisst.“, meint der Personaltrainer. Er wisse von vielen Studios, die es sicher nicht schaffen würden, über die Runden zu kommen. Die Nebenkosten wie Miete und Strom blieben ja, trotz geringerer Einnahmen. Auch kam die Novemberhilfe erst Anfang Februar an und betrug ohnehin nur einen Bruchteil der Mietkosten.

Doch anstatt abzuwarten, ist das Fitness-Center City wie zahlreiche andere Vereine und Sportstudios zum Online-Angebot übergegangen. Und das Training über Zoom stößt auf Resonanz. Hugos Tochter hatte damit angefangen. Lena Hofman bietet seit Juli 2020 Taekwondo-Unterricht im Fitnessstudio an, wobei ihre Eröffnungsfeier wohl noch warten muss. Doch die Wartelisten sind schon gefüllt und sie musste bisher keinen Abgang verbuchen. Gerade viele Kinder sind bei dem Onlineangebot motiviert am Start.

Für viele ist diese Art Sport zu treiben jedoch noch ungewohnt, sodass Hugo sich breit über Instagram und Facebook aufgestellt hat. Erfreulicherweise würden auch die älteren Sportler das Angebot nutzen, gerade weil sie sich nach dem sozialen Austausch sehnen.
Doch insgesamt hat Hugo nicht den Eindruck, dass die Leute seit dem Beginn der Pandemie mehr Sport treiben würden, eher umgekehrt. Auch er selbst trainiert nicht so intensiv wie noch zu den Öffnungszeiten. Man muss sich da schon selbst disziplinieren, wobei ja die Möglichkeiten für Bewegung im Winter ohnehin eingeschränkter sind. Oft hört er Aussagen wie „Ich gehe nur laufen, wenn meine Freundin mitkommt“. Sich selbst zu motivieren fällt vielen schwer, doch wichtig ist dabei, sich ständig neue Aufgaben zu geben. Er selbst zum Beispiel hat die Zeit genutzt, um sich als veganer Ernährungsberater weiterzubilden, da das Thema auch bei Sportlern immer aktueller wird und großes Interesse in ihm weckte.

Seine Tochter Lena hat sich verschiedene Taktiken überlegt, um ihren Taekwondo-Schüler weiter Spaß am Sport zu bieten und sie am Ball zu behalten. „Neben der Bewegung ist es sehr wichtig für die Kinder zu sehen, dass sie an etwas Größerem teilhaben können“. So werden Online-Turniere oder Challenges, wer den besten Spagat machen könne, veranstaltet. Auch eine 15-minütige Meditation am Ende des Trainings hat sie neu etabliert, um einfach mal die Gedanken schleifen zu lassen und einen Ausgleich zur erhöhten psychischen Belastung zu bieten. „Doch Großveranstaltungen und das richtige Prüfungsfeeling fehlen schon sehr“, gibt Lena zu. Auch Partnerübungen sind natürlich über den Bildschirm nicht einfach zu koordinieren. Beim Fitnesstraining gibt es ebenfalls Einschränkungen, so kann man zwar Hanteln durch Wasserflaschen austauschen, doch der Stepper für das Aerobic-Training ist schwerlich zu ersetzen.

Dazu kommt für viele das technische Neuland. Gerade bei der älteren Kundschaft muss viel an Anleitung erfolgen.
Vor allem aber ist es den beiden wichtig, dass die Übungen richtig ausgeführt werden und das ginge nur über stetiges Korrigieren. Über den Bildschirm ist das Vermitteln von Bewegungsabläufen natürlich deutlich schwieriger, weshalb die Prämisse gilt, die Übungen so leicht und bekannt wie möglich zu gestalten.
Gerade beim Kampfsport ist das Feedback äußerst wichtig und in Einzel- und Gruppenstunden wird weiter viel an Technik gearbeitet. Doch auch Lena findet: „Der persönliche Kontakt fehlt schon sehr. Doch lieber so als gar nicht. Es ist für die Kinder und Jugendlichen extrem wichtig, etwas Regelmäßigkeit im Alltag zu haben.“

Und damit trifft sie den Punkt: Trotz all des Einsatzes und den Bemühungen um ein Online-Angebot, wünschen sich doch alle Beteiligten sehr, wieder vor Ort trainieren zu können. Wenn es soweit ist, werden Angebote und Motivation der Sportstätten groß sein.

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