„Es geht nicht um den Profit“
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Wiesbadens traditioneller Sternschnuppenmarkt startet am 24. November. Die Stadt ist optimistisch, trotz der Pandemie weihnachtliche Vorfreude zu wecken.
von Julia Tischbirek
Was soll ich denn sonst im Dezember machen?“, meint Ingrid Schiller. Die vor Erleichterung strahlende Künstlerin ist sichtlich erfreut, dass sie auch dieses Jahr auf dem Weihnachtsmarkt ihr Kunsthandwerk verkaufen kann. Obwohl Wiesbaden durch Corona-bedingte Auflagen ein Defizit von 430.000 Euro machen wird, hat die Stadt sich für den Weihnachtsmarkt stark gemacht, so Bürgermeister Oliver Franz. „Keine andere Stadt im Rhein-Main-Gebiet hat die Planung so vorangetrieben. Wir wollen unsere Marke pflegen und dabei geht es nicht um Profit“. So wurde trotz des Risikos einer kurzfristigen Absage, ein Konzept zur Entzerrung des Weihnachtsmarktes auf vier Plätze entwickelt. In den Gastronomiebereichen auf Kranzplatz, Bowling Green, Luisenplatz und Schlossplatz wird es eine Personendatenerfassung und Beschränkung der Besucherzahl geben. Die ebenso verteilten Kunsthandwerkstände sind nur mit Maske zu besuchen. Außerdem sei eine App geplant, welche die Auslastung der einzelnen Plätze anzeigen soll.
„Wir wollen das bestmögliche Angebot. Aber besser der Vorwurf zu vorsichtig, als zu leichtsinnig zu sein“, betont Oliver Heiliger, Geschäftsführer der Wiesbadener Congress & Marketing GmbH. Auch dieses Jahr möchte man Stimmung aufkommen lassen. So soll ein Shuttle, möglicherweise das traditionelle Bähnchen Thermine, die Standorte miteinander verbinden. Zudem verspricht Heiliger mehr weihnachtliche Beleuchtung in den Fußgängerzonen und natürlich auch Krippe, Karusselle und den großen Weihnachtsbaum, der bereits am 10. November vor dem Rathaus aufgestellt wird.
Mit drei Veranstaltungen auf fünf Plätzen startet Wiesbaden recht ambitioniert in die Weihnachtszeit. Neben dem traditionelle Sternschnuppenmarkt vom 24. November bis zum 23. Dezember findet auch noch die Winterstubb auf dem Mauritiusplatz und die Eiszeit auf dem Bowling Green statt.
Die Eiszeit wird am 18. November nur mit Eisstockbahn und Gastronomiebereich öffnen. Für die Schlittschuhbahn habe man dieses Jahr keinen Betreiber gefunden, unter den Auflagen sei diese nicht wirtschaftlich, so Heiliger.
Trotzdem werden sich nicht alle Betreiber auf dem Weihnachtsmarkt präsentieren, so gab es schon von elf Ständen Absagen. Otto Barth, Betreiber der Winterstubb, kommt es jedoch nicht auf den wirtschaftlichen Erfolg an: „Wir werden nicht einmal 50 Prozent des Umsatzes machen, doch geht es um Sicherheit und weihnachtliches Vergnügen.“ Auch Johannes Ollig, Winzer und ein Urgestein des Sternschnuppenmarktes, ist froh, dass die Flinte nicht zu früh ins Korn geworfen wurde: „Wir wollen wieder ein bisschen Normalität spüren.“
Vorweihnachtliche Planlosigkeit
von Julia Tischbirek
Während die Planungen in Wiesbaden bereits konkrete Form angenommen haben, ist man auf der anderen Rheinseite noch nicht ganz so weit. Möglicher Weise muss der Weihnachtsmarkt ganz entfallen, falls die Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner Ende November über 50 läge, gibt Pressesprecher Ralf Peterhanwahr zu Bedenken. Aufgrund dieser Ungewissheit und der seit März andauernden Pandemielage ist es sicher schwierig für die 98 Weihnachtsmarktbeschickenden, sich auch dieses Jahr zu präsentieren. Wie in Wiesbaden wird jedoch eine Verteilung der Stände über die Innenstadt angestrebt, um eine Menschenballung zu vermeiden. Auch werden eine Erhöhung des Sicherheitspersonals und ein Hygienekonzept, das nur kurzfristig bekannt gegeben werden kann, diskutiert. Während die genaue Planung also noch in den Sternen steht, kündet das neuste Stadtgeflüster davon, dass der Mainzer Weihnachtsmarkt eventuell als indoor Veranstaltung im neuen „Lulu“, dem ehemaligen Karstadt-Gebäude in der Ludwigstraße, stattfinden könnte. Man darf gespannt sein, was die Stadt Mainz den Weihnachtsmarktbesuchern in diesem Jahr als Adventsgeschenk präsentiert.