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Wiesbaden

Auf Schatzsuche

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David Suppes ist Händler in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ und geht mit Kollegen wie Fabian Kahl, Susanne Steiger und Walter „Waldi“ Lehnertz auf Schatzsuche. Welchen Schatz er bereits in der Sendung entdeckt hat, was derzeit bei Antiquitäten im Trend liegt und was er selbst unbedingt noch ersteigern will, verrät er in unserem STUZ-Interview.

Interview: Inken Paletta

STUZ: Hallo David, super, dass Du Zeit findest, uns ein wenig über die Sendung und das Leben als Händler zu erzählen. Bevor wir allerdings näher auf die Sendung zu sprechen kommen, verrate uns doch: Seit wann ist euer Antiquitätengeschäft im Familienbesitz?
David Suppes: Unser Geschäft „Antiquitäten Suppes“ ist mittlerweile in der dritten Generation im Familienbesitz. Bereits mein Großvater handelte mit Antiquitäten. Mein Vater ist seit 1974 im Antiquitätengeschäft tätig. Allerdings war es für ihn damals zunächst eine Art zweites Standbein. Er hat parallel zu seinem Elektrofachgeschäft mit Briefmarken und Münzen gehandelt. Gebürtige Wiesbadener kennen das Elektrogeschäft ganz sicher noch unter dem Namen „HiFi-Lager Suppes“. Das war in den 1980er-Jahren in Wiesbaden eine echte Institution.

Und wolltest du schon immer Antiquitätenhändler werden und ins Familiengeschäft einsteigen?
Um ehrlich zu sein, eigentlich nicht. Ich hatte damals nach dem Schulabschluss die Nase gestrichen voll von alten Sachen und der Präsenz von Wertgegenständen. Ich wollte beruflich etwas völlig anderes machen und lieber mein eigenes Unternehmen gründen. Deshalb habe ich „Media und Communications Management“ mit Schwerpunkt Marketing an der Hochschule Fresenius in Idstein studiert. Als mein Vater Unterstützung im Marketing brauchte, hat er mich schließlich ins Unternehmen zurückgeholt. Und so hat mich die Welt der Antiquitäten doch nicht losgelassen … Zudem habe ich bemerkt, was für ein unglaubliches Potenzial in der Branche liegt, und dass man mit einer guten Strategie auch mit Kunst und Antiquitäten gut Geld verdienen kann.

Welche Gegenstände liegen denn derzeit bei Käufern im Trend? Und hat die Coronakrise auch Einfluss auf das Handeln mit Antiquitäten?
Was in den letzten Jahren wieder stärker nachgefragt wird, ist Vintage, also alles aus den 50er- bis 70er-Jahren, zum Beispiel Möbel oder alte Emaille-Werbeschilder. Dafür sind die Preise in Deutschland enorm gestiegen. Was auch sehr gefragt ist, ist Industrie-Design. Corona hat nun die Branche ziemlich durcheinandergewirbelt. Manche haben Angst, dass der Euro an Wert verliert und investieren daher vermehrt in alternative Anlageformen, fernab von Aktien oder Immobilien, zum Beispiel in Edelmetalle wie Schmuck oder Figuren aus Gold und Silber. Gefragt sind hier zum Beispiel Statuen aus dem Jugendstil oder Art déco. Unser Unternehmensumsatz ist deshalb seit Beginn der Krise noch einmal enorm gestiegen. Andere Kunden nehmen den gegenwärtig hohen Goldpreis zum Anlass und bieten uns ihren Familienschmuck an. Manche brauchen aber auch einfach zusätzliches Kapital, zum Beispiel, weil sie in Kurzarbeit sind oder eine Auftragsflaute haben und verkaufen deshalb ihre Wertgegenstände. Da erfüllen wir derzeit auch eine recht wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Wir versorgen unsere Kunden mit dem Ankauf von Wertgegenständen mit Geld.

„Bares für Rares“ hat mittlerweile einige Jahre auf dem Buckel. Wie erklärst du dir den Erfolg der Sendung?
Richtig. „Bares für Rares“ ist seit rund acht Jahren eine der erfolgreichsten Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit Traumquoten von bis zu 3,5 Millionen Zuschauern pro Sendung. Bei den Abendshows sind die Einschaltquoten locker noch einmal doppelt so hoch. 2019 hat unsere Sendung sogar den Deutschen Fernsehpreis gewonnen. Ich glaube, die Sendung ist einfach eine perfekte Mischung. Zum einen weckt sie bei vielen das Schatzsuchergen, das ich auch von mir selbst kenne. Zum anderen vermittelt die Sendung viel Allgemeinwissen. Und dann spielt natürlich der Unterhaltungsfaktor eine große Rolle, also der Kult um die verschiedenen Personen der Sendung. Ich glaube, die Sendung wird sich deshalb noch eine ganze Weile halten.

Du bist seit Anfang 2019 als Händler bei „Bares für Rares“ mit dabei. Wie kamst du dazu?
Du kannst dich für die Sendung nicht einfach bewerben, sondern wirst von der Redaktion gefunden. Die Redakteure sind natürlich immer auf der Suche nach neuen Gesichtern. Wie sie da letztlich auf mich kamen, weiß ich gar nicht. Vielleicht hat mich ein Kunde empfohlen oder es war einfach Zufall. Ich habe damals auf Anfrage meine Bewerbung und ein Kurzvideo hingeschickt und bin tatsächlich zum Probedreh eingeladen wurden. Mittlerweile bin ich seit 93 Folgen dabei und es macht immer noch riesigen Spaß. Die Sendung weckt, wie gesagt, einfach das Schatzsucher-Gen in mir!

Und, ist in diesem Jahr bereits ein echter Schatz aufgetaucht?
Aber sicher. Ich habe zum Beispiel gerade ein Gemälde von dem relativ unbekannten Jugendstilmaler Carl Strathmann gekauft. Das Gemälde zeigt eine dunkelhäutige Kriegerin. Ein wirklich wunderschönes Motiv! Das Bild hat einen hohen Händlerwert, denn es gibt auf dem freien Markt im Grunde keine Bilder von Carl Strathmann mehr zu kaufen. Der Künstler hatte nämlich neunzig Prozent seines Besitzes dem Stadtmuseum München vermacht. Dieses hatte seit Jahren eine Schwarz-Weiß Kopie des Bildes im Museumsarchiv, aber niemand wusste bis dato, wo sich das Original befindet. Und dann taucht dieses Gemälde plötzlich in der Sendung auf …
Der Herr, der mit diesem Bild zu „Bares für Rares“ gekommen ist, wusste übrigens von all dem nichts. Seine Eltern haben es im Keller gefunden. Es hing sein ganzes Leben lang im Wohnzimmer der Eltern und er wollte es nun für 2.000 Euro verkaufen. Selbst unsere Expertin konnte den Wert des Bildes gar nicht richtig bestimmen und hat es schließlich auf 5.000 Euro geschätzt. Ich habe es dann in einem heißen Bieterkampf gegen Julian für 6.500 Euro ersteigert. Nach der Sendung haben wirklich über hundert Leute angerufen und hohe Beträge dafür geboten. Allerdings habe ich das Gemälde nicht weiterverkauft. Es wird jetzt restauriert und kommt bei mir zu Hause in die Wohnung. Ich habe mich einfach in das Bild verliebt. Letztlich hat sich sogar noch herausgestellt, dass sich das Haus des Verkäufers ganz in der Nähe der Kunstakademie befand, wo Strathmann früher studiert hat. Es steckt also vermutlich noch eine spannende Geschichte hinter dem Bild, die ich unbedingt herausfinden will.

Ihr Händler liefert euch ja immer heftige Fights um die Artikel. Wie ist die Stimmung am Set?
Die Leute am Set sind einfach der Knaller. Moderator Horst Lichter ist ein echt lustiger Typ und alle Händler und Experten, die für die entsprechenden Folgen am Set sind, sind immer sehr entspannt. Ich denke, die gute Stimmung kommt auch beim Zuschauer rüber. Natürlich gibt es Kollegen, mit denen ich engeren Kontakt habe. Meist sind das die jüngeren, die meine Interessen teilen. Wir quatschen in der Pause zum Beispiel gerne über Cryptowährungen und Börsentrading. Und was den Konkurrenzkampf angeht: Wir haben im Grunde alle so unsere Schwerpunkte. Aber natürlich passiert es immer wieder, dass ein Artikel kommt, für den ich mich genauso stark interessiere wie ein Kollege. Dann gibt es die harten Fights um den Artikel, aber egal wie rau das vor der Kamera wirkt, nach dem Kauf vergisst man das alles ganz schnell. Und mal ehrlich, ohne die Fights würde der Sendung doch etwas fehlen.

Was ersteigerst du gerne und wie einfach ist es, im Preis richtig zu liegen?
Ich interessiere mich besonders für Schmuck und Münzen, aber vor allem für asiatische Antiquitäten. Ich biete aber manchmal einfach quer Beet mit. Was ich eher nicht ersteigere sind Möbel, da lasse ich gerne Experten wie Julian oder Waldi den Vortritt. Voraussetzung, dass ich mitbiete, ist, dass ich das Gefühl habe, dass sich der Artikel hier in Wiesbaden bzw. im Rhein-Main-Gebiet gut weiterverkaufen lässt. Die Leute hier aus der Gegend sind nämlich schon ganz schön speziell. Vor allem die Leute aus dem Rheingau haben ganz besondere Ansprüche an Antiquitäten. Zum einen orientiere ich mich natürlich an der Einschätzung meiner Händlerkollegen. Wenn ein Artikel zunächst 100-Euro-Schritte macht und dann urplötzlich bei 400 Euro nur noch Fünf-Euro-Schritte kommen, dann weiß ich: 400 Euro muss ein guter Händlerpreis sein. Zudem bekommen wir manchmal ja die Einschätzungen der Experten mitgeteilt. Aber am Ende muss ich mich auf mein Know-How, meine eigenen Erfahrungen und mein Bauchgefühl verlassen.

Woher kommt Dein Interesse an Münzen und welche möchtest du unbedingt noch ersteigern?
Mit Münzen bin ich schon als Kind in Berührung gekommen. Ich fand die Wertspeicherung, diesen intrinsischen Wert von Gold- und Silbermünzen, schon immer spannend. Mit der Zeit hat sich daraus ein starkes Interesse zum Beispiel an den Münzen einzelner Länder, aber auch aus unterschiedlichen Zeitepochen entwickelt. Durch die Beschäftigung mit den Münzen habe ich vor allem auch mein Allgemeinwissen stetig erweitert. Denn hinter den verschiedenen Münzen stecken immer interessante geschichtliche Informationen aus dem Jahr der Prägung. Toll wäre es für mich, wenn jemand einmal ein paar Münzen aus der Zeit ab dem Mittelalter bis ungefähr ins 16. Jahrhundert mit in die Sendung bringen würde. Da gibt es nämlich viele tolle Münzen, die allerdings auf dem freien Markt kaum noch zu bekommen sind, von denen ich einige gerne hätte. Leider waren bei „Bares für Rares“ bislang kaum solche Münzen dabei.

Hast Du bei einem Kauf auch schon einmal völlig danebengelegen?
Na klar, ich habe schon öfters ordentlich Lehrgeld bezahlt. Zum Beispiel vor kurzem, als ich einen Spazierstock aus Weinreben aus dem Dreikaiserjahr 1888 mit eingeschnitzten Gesichtern von den drei Kaisern Wilhelm I und II sowie Friedrich dem III ersteigert habe. Ich war mir sicher, der Artikel lässt sich gut verkaufen und ich habe dafür über 300 Euro gezahlt. Doch am Ende wollte ihn keiner haben. So ist das nun mal, Fehlgriffe gehören eben beim Handeln mit Antiquitäten und Kunst einfach dazu.

Erhaltet ihr als Händler auch ein Honorar oder macht ihr den Gewinn mit dem Weiterverkauf der Artikel? Und wie einfach ist das, wenn alle die Preise kennen?
Den hauptsächlichen Gewinn machen wir tatsächlich mit dem Weiterverkauf der Artikel aus der Sendung. Meist kurz nach der Sendung oder teilweise schon während der Ausstrahlung rufen Leute bei uns an und wollen den Artikel erwerben. Die meisten Artikel sind deshalb meist nach einem Tag verkauft. Wir bekommen zudem vom ZDF eine kleine Aufwandsentschädigung, die ist allerdings nicht der Rede wert im Vergleich zu dem vielen Geld, das wir in der Sendung für die Objekte ausgeben. Ich finde es übrigens gut, dass die Leute die Preise kennen. Es gibt so viele schwarze Schafe in unserer Branche, da ist Preistransparenz eine echt gute Sache. Ich spreche da ganz offen mit meinen Kunden und sie akzeptieren die Gewinnmarge. Die liegt bei „Bares für Rares“-Artikeln meist so zwischen zehn und 15 Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises.

Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Gab es bei „Bares für Rares“ in der aktuellen Staffel auch schon einmal einen echt skurrilen Gegenstand?
Na klar, sowas kommt immer mal wieder vor. In einer der letzten Folgen hatten wir etwas echt Schräges, und zwar Astronautennahrung aus den 1960er-Jahren, also getrocknetes Essen in verschiedenen Formen und Farben, die Astronauten mit ins All nehmen. Wir haben alle erst einmal gerätselt, was das ist. Und Waldi meinte schließlich, dass er es probieren will, wenn er den Artikel ersteigert. Er hat es dann aber glaube ich doch nicht gewagt.

WTF

Habt ihr auch einen Schatz bei Euch zu Hause entdeckt oder wollt ihr mehr über David und das Antiquitätengeschäft wissen, dann schaut auf suppes.de nach.

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